Vergiftung in der DOGS Familie
Leider musste unsere Lisa mit ihrer Clips schreckliche Stunden gemeinsam durchstehen. Gerne möchte sie ihre Geschichte mit Euch teilen. Vielleicht kann man dank dieser Erfahrung so in einer Notsituation schnell genug reagieren.
Einen Erfahrungsbericht, den ich so selber nie erleben wollte...
Meine Goldenretrieverhündin Clips erlitt eine Vergiftung. Und wenn ich bislang an Vergiftung bei Hunden gedacht habe, dann hatte ich vor allem das Bild einen weissschäumenden Hund im Kopf oder einer der nur noch (weiss) erbricht. Doch meine Hündin hatte keine dieser Symptome und doch als ich sie sah war mir sofort klar, sie hat ziemlich sicher eine Vergiftung oder irgendwo Drogen aufgeleckt. Doch von vorne... Wir gingen eine normale "Feldrunde" bei uns im Dorf spazieren. Anschliessend standen wir noch bei einem Spielplatz und Clips schnüffelte rum und las noch Chips auf und brachte mir Abfall. Dass sie irgendwo was sonst frass sah ich nicht... und doch muss sie da oder beim Spaziergang etwas aufgenommen haben. Bei Antigiftködertraining war sie jeweils super für einen Retriever plus ist sie nicht dieser "inhalierer"Hund, der mal alles frisst und erst dann überlegt. Es muss ihr schon schmecken. Daher gehe ich davon aus, dass es entweder ein sehr leckerer Giftköder in Wurstform war oder es lag da etwas rum, dass sie aufleckte... Zu Hause angekommen war alles normal und sie ass ihr Nachtessen. Ich arbeitet im Büro und sie lag im Gang. Sie wachte auf, sass auf, ich schaute zu ihr und ihr Kopf began an zu zucken und in Schräglage zu kommen. Ich rannte zu ihr und sie brach in meinen Armen zusammen. Sie sass wieder auf... ihr Kopf stark zuckend... In einer Hand das Telefon um meinen Eltern Bescheid zu sagen, dass sie uns holen müssen, weil ich sie in dem Zustand nicht alleine zum Auto brachte und im anderen Arm Clips, die ich fest umarmte um ihr halt zu geben. Anschliessend meine Tierärztin informiert, die eigentlich schon im Feierabend war. Ich war mir nicht sicher, ob ich überreagiere und ich allenfalls noch abwarten konnte. Aber mein Bauch und Herz war sich sicher, dass es ihr extrem schlecht ging. Die Schutzengel waren auf unserer Seite und die Tierärztin drehte sofort um und mein Bauchgefühl wurde bestätigt... Hätten wir zur Notfallpraxis 15min. weiterfahren müssen... ich weiss nicht ob die Geschichte von Clips hier zu Ende wäre...
Als wir in der Praxis eintrafen, begann die Schockphase des Körpers. Der Puls war beim Eintreffen noch normal, doch innert kürzester Zeit sank dieser und der Kreislauf war im Eimer. Bei einer Vergiftung erleidet der Körper einen Schock. Dies bedeutet, das Herz und die Atmung verlangsamen sich. Und alles was ein Körper in erster Linie braucht ist ein Herz, das Blut in alle Organe pumpt und Sauerstoff. Die Todesursuache ist daher dann Organversagen. Und bei einem Schock muss möglichst schnell geachtet werden, dass das Herz und die Atmung stabil bleiben um die Organe weiter zu versorgen und dass das Gift möglichst schnell aus dem Körper gelangt. Magenauspumpen wäre das Eine, doch bei dem Puls/Kreislauf den Clips noch hatte, war das Risiko zu gross, sie in Narkose zu legen (wäre dann noch die letzte Option gewesen, dies dann aber am Tierspital). Ihr Zustand war ähnlich wie in Sedation oder stark betrunken. Sie schlief immer wieder so halben ein, erwachte dann aber schreckhaft. Ihr Körper bei der kleinsten Berührung am Zucken und sie nahm Menschen zwar war, aber so wie ich es einschätzen konnte, verschwommen/weit weg... Sie erhielt in kurzer Zeit über eine Infusion viel Flüssigkeit, dass das Gift aus dem Körper rausgeschwemmt wurde. Sie lag da und der Urin floss zum Glück einfach so aus ihr raus. Ihr Glück arbeitete Niere und Blase so gut weiter. Das Herz hatte etwa 2 Stunden, bis es wieder stabil hoch schlug. Als wir sie zur Entspannung auf den Boden legte, damit sie sich flach hinlegt, erlitt sie einen Schüttelfrost und ihr Temperatur sank. Mit Heizmatte war sie bald gewärmt. Doch sie im Schüttelfrost zu sehen war der Horror und es wollte nicht enden. Als wir dachten sie sei stabil, bekam sie Fieber... Wir legten sie auf den kalten Boden um sofort dagegen zu wirken. Zum Glück war dies der Fall und sie schlief nun 3-4 Stunden tief und fest am Boden der Praxis. Was einer Körper bei so einer Vergiftung durchmacht sah man nun. Der erste Versuch sie mal kurz auf die Beine zu bringen endete nach 5Meter. Die Hinterbeine sahen gelähmt aus :( Sie durfte sich nochmals weiter ausruhen. Die 2 anwesenden Ärzte und ich besprachen kurz, was nun das Beste ist. Nach div. Optionen kamen wir zum Schluss, dass sie zu mir nach Hause soll, da es ihr in der gewohnten Umgebung am Besten geht. Es wurde alle eintreffenden Fälle besprochen und wann ich wie reagieren muss. Die Ärztin natürlich auf Pikett. Instruktion zum Wechseln der Infusion und durchspühlen gabs ebenfalls im Crashkurs und in der Nacht einmal via Facetime. Zu Hause angekommen bestätigte Clips unser Gefühl. Sie sprang (!) aus dem Auto, rannte mit Tierärztin und Infusion durch die Garage, apportierte alles was sie fand und war richtig happy als die im Wohnzimmer war. Erleichterung bei allen sie so zu sehen (10Minuten davor war sie noch im Tiefschlaf und wacklig). Die Nacht verschlief sie, die Nieren funktionierten aber weiterhin super und das Gift floss raus... Am frühen Morgen wagten wir uns zusammen mal raus und sie war überglücklich konnte sie die Blase leeren und ich war happy, funktionierten ihre Hinterbeine wieder so gut....
Was nun nochmals getestet werden muss, ob alle Werte der Organe gut sind. Denn umso länger das Gift im Körper ist, umso mehr Schäden richtet es an. Doch wir gehen davon aus, dass wir hier keine Zeit verloren haben und dies auch gut kommt und wir mit einem riesen Schreck davon kamen. Denn Sätze wie; sie ist stabil, aber noch lange nicht über dem Berg" oder "nun können wir nicht viel machen ausser warten und hoffen, ihr Körper kämpft dagegen an" vergisst man nicht so schnell. Oder dass bereits das Medikament da lag, sollten die Herztöne ganz schwach werden und man muss sie wieder "holen". Aber zu keiner Zeit war es in den 5 Stunden in der Praxis eine Hektik. Hätte man eine Stummfilm gedreht, wäre man nie davon ausgegangen, dass hier gerade jemand ums überleben kämpft. Okeee, meinen Tränen hätten es evt. teils erraten;-)
Mit dem Erfahrungsbericht kann ich niemanden davor schützen, dass jemandem das Gleiche passiert. Ich kann aber euch mitgeben, dass ihr auf euer Bauchgefühl hört, einmal mehr den Tierarzt anruft und dass eine Vergiftung grösstenteils neurologische Störungen zum Vorschein bringt und nicht weiss schäumendes Maul. Denn bei so einer starken Vergiftung wie in diesem Fall zählt leider jede Minute. Wir drücken aber die Daumen, dass euch allen dies nie passiert und einfach keine weiteren Hunde irgendwo eine Vergiftung erleiden!
PS: Wieso war klar, war es eine Vergiftung und kein Hirnschlag oder Epi: Für Epi ging alles viel zu lange... der Zustand war über 1 Stunde und wurde in der Zeit nie besser und wie auch für den Hirnschlag hatte sie Symptome die anders waren: Zucken am ganzen Körper, Licht- und Berührungsempfindlichkeit, ganze neurologisches Bild war anders (keine Kopfschiefhaltung dauerhaft und keine zuckenden Augen). Und sie schlug relativ schnell auf die Therapieform mit der Infusion an.