DOGS Rassekunde: Der Airedale Terrier
Aus mittelgroßen englischen Terriern und Otterhounds züchteten Arbeiter und Bauern zunächst einen vielseitig einsetzbaren „Working Terrier“. Einige Quellen gehen auch davon aus, dass Gordon Setter und Schottische Schäferhunde mit eingekreuzt wurden.
Während der industriellen Revolution verdienten sich viele Arbeiter durch die Jagd ein Zubrot und konnten diesen eifrigen Jagdgehilfen sowohl bei der Jagd auf Wasserwild, als auch auf Kaninchen gut gebrauchen. Bauern schätzten den großen Terrier zusätzlich als Wächter von Haus und Hof. Der Kynologe Vero Shaw bezeichnete den Airedale Terrier 1881 als „Universalhund“, der „Schafe und Vieh wie ein Schäferhund [treibt], apportiert wie ein Retriever, stöbert wie ein Spaniel“. Außerdem schreibt er über den Airedale, er „liebt das Wasser, taucht wie eine Ente und ist ebenso scharf wie gehorsam“.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wird der Working oder Waterside Terrier in ganz Europa immer belieb-ter. 1883 wurde er dann erstmals auf der National Dog Show in Birmingham als „Airedale Waterside Ter-rier“ vorgestellt, später nannte man ihn schließlich verkürzt Airedale Terrier. Auf dem europäischen Fest-land setzte man den Airedale schnell als Gebrauchshund bei der Polizei und beim Militär ein. Den ersten größeren Militäreinsatz gab es für die Rasse im Jahr 1900 mit deutschen Truppen beim Boxeraufstand in China. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurden die Airedales als Meldeläufer und bei der Verwundetensuche eingesetzt. Heute findet man den Airedale Terrier nur noch selten als Jagd- oder Gebrauchshund.
Das Fell des Airedale Terriers ist drahtig, dicht und hart mit einer etwas kürzeren, weicheren Unterwolle. Bei regelmäßigem Trimmen verliert er kaum Haare. Ein Großteil des Fells ist lohfarben, mit schwarzem Rücken und schwarzen Flanken, Nacken und Oberseite der Rute sind ebenfalls schwarz. Rüden sind laut Rassestandard 58 bis 61 cm hoch, Hündinnen 56 bis 59 cm. Vom Gewicht her kann man bei den großen Terriern mit 22 bis 30 kg rechnen.
Mit diesem Hintergrundwissen über seine Herkunft und seine Einsatzbereiche wundert es nun nicht, dass der Airedale ein Hund für aktive und sportliche Menschen ist. Die Vielseitigkeit, die von Beginn der Zucht an so erwünscht und verstärkt wurde, machen ihn auch privat zu einem vierbeinigen Begleiter, der für viele Beschäftigungsformen und sportliche Aktivitäten zu begeistern ist - sei es, um nur Beispiele zu nennen, Mantrailing oder Rettungshundearbeit (in Anlehnung an den militärischen Einsatz), Dummytraining oder Fährtenarbeit (wie ursprünglich bei der Jagd).
Vielseitigkeit bedeutet aber eben auch, dass der Airedale viele unterschiedliche Motivationen mit sich bringen kann, die für seine Menschen - ohne die richtigen Regeln und Strukturen im Alltag und ohne die notwendige geistige und körperliche Auslastung - unangenehm werden können: Sei es, dass er gern jagen geht, Haus und Garten bewachen möchte, seine „Beute“ verteidigt oder auch bei allem eine gewisse Selbstständigkeit an den Tag legt. Also schaut man lieber, dass all diese „historisch bedingten“ Leidenschaften auf angenehme Weise gemeinsam mit seinen Menschen befriedigt werden und man dem Airedale Terrier nicht zu viel Verantwortung für seine Menschen und die eigenen vier Wände überträgt. Denn dann kann er auch gut in Familien mit Kindern ab dem Schulalter passen.
Ein Artikel unserer DOGS-Kollegin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)