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Können Hunde ganze Sätze verstehen?

Smiley mit Frauchen / Parissa Buchs Photography

Der Gehörsinn von Hunden ist deutlich besser, als derjenige von uns Menschen. Allerdings nehmen Hunde die Welt akustisch dennoch ganz anders wahr, als wir Menschen dies tun. Um sich das besser vorstellen und im Hundetraining nützlich einsetzen zu können, möchten wir euch einige Fakten über die auditive Kommunikation von Hunden näherbringen. 

Das wichtigste über den Gehörsinn von Hunden

Im Hochfrequenzbereich hören Hunde deutlich besser, als wir Menschen. Sie können Töne bis zu 50'000 Hertz wahrnehmen, wogegen wir Menschen Töne nur bis ca. 20'000 Hertz wahrnehmen können. Im Niederfrequenzbereich hören Mensch und Hund beinahe gleich gut. Darüber hinaus können Hunde Geräusche aus rund viermal weiterer Entfernung wahrnehmen, als wir Menschen dies tun. So haben Hunde oftmals keinen magischen Sinn, sondern hören Herrchens Auto beim nach Hause kommen einfach viel früher, als wir Menschen dies tun.

Wusstest du übrigens, dass Hunde mit Stehohren Geräusche besser wahrnehmen können, als Hunde mit Hängeohren? Hängeohren, die besonders lang und tief angesetzt sind, decken nicht nur den Gehörgang ab, vielmehr können sie auch nicht aufgestellt werden. Somit fällt es Hunden mit Hängeohren schwerer, Geräusche lokalisieren und einfangen zu können, als Hunden mit Stehohren. 

Die Wahrnehmung von Akustik und Emotionen

Hunde sind in der Lage, Töne zu unterscheiden, sie also differenziert wahrzunehmen und sich diese zu merken. So ist Bello in der Lage, das «Sitz» von Herrchen gleich zu verstehen und einzuordnen, wie wenn Frauchen «Sitz» sagt. Problematisch wird es für Hunde hingegen, wenn Wörter ähnlich klingen. Hunde unterscheiden Wörter nämlich nicht nach ihrer Bedeutung, so, wie wir Menschen es tun. Vielmehr unterscheiden sie Wörter nach ihrer Akustik. Möchte man einen Hund namens «Fritz» zu sich rufen und dieser macht stattdessen «Sitz», so kann man es dem «Fritz» nicht böse nehmen, da er die Wörter «Sitz» und «Fritz» nur sehr schlecht auseinanderhalten kann. 

So hat nicht nur Akustik, sondern auch der Klang unserer Stimme einen grossen Einfluss auf die Reaktion unserer Hunde. Wie die meisten Menschen bemerkt haben, reagieren Hunde stark auf die Emotionen in unserem Stimmklang. So kann es beim Rückruf durchaus zu Missverständnissen kommen, wenn wir unseren Hund laut rufen (weil er ja weit weg ist), der Hund diesen lauten, energischen Ruf jedoch als schlechte Stimmung interpretiert und aus diesem Grund eher zögerlich zurückkommt. Dies ist übrigens auch ein Grund, sich beim Rückruf für eine Pfeife zu entscheiden, weil diese «emotionslos» ist und sich immer gleich anhört.

Die Annahme, dass man mit Hunden besonders «laut und streng» sprechen muss, damit sie besser gehorchen, ist somit ein Irrglaube. Bedenkt man nämlich die obigen Fakten, so wird einem schnell bewusst, dass eine besonders laute und ernste Stimme weder dazu beiträgt, dass Hunde besser folgen und gehorchen, noch, dass sie Signale zuverlässiger umsetzen, als wenn man in einem normalen, ruhigen Ton mit ihnen kommuniziert. 

Dixie mit Frauchen / Parissa Buchs Photography

Das Verständnis von Wortzusammensetzungen

Im Gegensatz zu uns Menschen ist der Hund allerdings nicht in der Lage, neue Wortzusammensetzungen als neuen Begriff zu verstehen. Dies übrigens auch dann nicht, wenn dem Hund die einzelnen Wörter bekannt sind. 

Hat ein Hund bspw. gelernt, auf das Signal «Decke» auf seine Liegestelle zu gehen, auf das Signal «Hol» einen Gegenstand ins Maul zu nehmen und zu tragen, ist er trotzdem nicht in der Lage, den ganzen Satz «Hol dein Spielzeug und geh auf deine Decke» verstehen und aus Menschensicht richtig umsetzen zu können! 

Unser Trainingstipp

Gerade dieser Aspekt ist vielen Menschen im Hundetraining noch viel zu wenig bewusst. Täglich beobachten wir Menschen, die mit ihren Hunden in ganzen Sätzen sprechen und sich darüber ärgern, dass der Hund die Anweisungen nicht richtig umsetzt. Manchmal liegt es nämlich ganz simpel nur daran, dass der Hund den Menschen «nicht versteht». Hier gilt die Devise «weniger ist mehr»!

Man sollte sich also stets fragen, ob der Hund einerseits die Bedeutung eines Signals auch wirklich verstanden hat. Hat mein Hund bspw. gelernt, dass er auf das Signal «Sitz» seine Hinterbeine einknicken und sich hinsetzen soll? Andererseits sollte man sich fragen, ob der Hund dieses Signal auch nachhaltig gelernt hat umzusetzen. Ist mein Hund bspw. in der Lage, das Signal auch an ablenkungsreichen Orten, wie z.B. in der Hundeschule, auszuführen? Und letztlich muss man sich stets fragen, ob man dem Hund die Anweisung auch klar und unmissverständlich (und damit ist nicht «laut und extra-streng!» gemeint) mitgeteilt hat.

Es lohnt sich also stets reflektiert und individuell an eine Übung heranzugehen, bevor man sich darüber ärgert, dass der Hund nicht das tut, was man gerne hätte.