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Territorialverhalten - Top drei Trainingstipps

Statische und mobile Territorien

Worum es sich bei der territorialen Motivation handelt, liegt für viele Menschen quasi "auf der Hand". Es geht darum, das eigene Territorium zu erhalten, zu beschützen, zu verteidigen und zu sichern - in aller Regel, gegen Einwirkungen von Aussen. Was viele jedoch nicht wissen ist, dass es Hunde gibt, die "mobile" Territorien haben und andere, die eher "statische" Territorien haben. Worin liegt der Unterschied und weshalb ist das so?

Stellt man sich einen Hovawart - einen klassischen "Haus-, Hof- und Wachhund" vor, so liegt es nahe, dass er den Hof nicht verlassen, sondern vor Ort  vor Eindringlingen bewachen und beschützen sollte. Stellt man sich demgegenüber einen Owtscharka einen "klassischen Herdenschutzhund" vor, so liegt es ebenfalls nahe, dass dieser kein statisches Territorium hat, sondern vielmehr ein mobiles. Letztlich wandert er ja mit seiner Herde mit und soll diese beschützen und bewachen, egal, wo sie sich aufhält.

Sitzt du also auf einer Parkbank oder im Restaurant und dein Hund beginnt nach einer bestimmten Zeit, alles, das reinkommt, rausgeht, vorbeigeht interessant zu finden, zu alarmieren, zu stoppen und kontrollieren zu wollen, so kann es durchaus sein, dass dein Hund ein "mobilles Territorium" hat. 

Problematik Territorialverhalten

Das "Problem" mit ausgeprägtem Territorialverhalten ist, dass es in unserer Gesellschaft vielfach als störend empfunden wird. Der Hund darf im Restaurant nicht bellen, der Nachbarshund soll der beste Freund und nicht der Erzfeind sein, die Katze vom Nachbar soll auch im eigenen Garten toleriert werden und alle Hunde im "eigenen" Park und auf dem "eigenen" Waldweg sollen sich imponierend selbstdarstellen und verwirklichen können. 

Für gewisse Hunde sind jedoch insbesondere Hundebegegnungen im häuslichen Umfeld oder an Orten, an welchen man sich länger aufhält, nur schwierig auszuhalten. Insbesondere dann, wenn sie gelernt haben, dass der Mensch leider nicht viel tut und in territorialer Hinsicht nur wenig Verantwortung übernimmt und die Situation auch nicht regelt. 

Man stellt sich den einen Herdenschutzhund in einem Rudel an der Herde vor, der - trotz potenzieller Gefahr - einfach liegen bleibt und nichts tut. Der andere Herdenschutzhund aus dem gleichen Rudel wird - gezwungenermassen - stärker und alleine reagieren und die Verantwortung übernehmen müssen.

Was kann der Mensch tun?

nicht bewachen und beschützen muss, ist es grundlegend, dass du territoriale Aufgaben übernimmst und die Verantwortung quasi deinem Hund "abnimmst". Welche Aufgaben dies exakt sind, muss natürlich von Hund zu Hund und von Wohnsituation und Alltag des Menschen individuell festgelegt werden. 

Es gibt jedoch ein paar Aspekte, die für alle gelten und mit denen man in jedem Fall nie etwas falsch macht ;-). Hier kommen unsere "top drei Trainingstipps" zur Übernahme territorialer Verantwortung für deinen Hund.

Trainingstipp - Strukturiert aus dem Haus gehen und Kreuzungen auf dem Spaziergang überprüfen

Starte deinen Spaziergang mit ein paar strukturierten Regeln. Lasse deinen Hund bspw. nicht als erstes aus der Haustüre, aus dem Lift oder ins Treppenhaus gehen und "abchecken", wer dort kommt, wer dort war und was dort ist. Lasse deinen Hund noch zu Hause in der Wohnung, im Lift und/oder vor der Haustüre warten und du gehst zuerst (und alleine!) schauen, ob "die Luft quasi rein ist". Erst dann soll dein Hund hinterherkommen. 

Ist dir ausserdem mal aufgefallen, dass dein Hund - auch im Freilauf - zufälligerweise immer als erstes in Kreuzungen und Weggabelungen reinläuft oder dort ganz besonders an der Leine zieht? Das kann daran liegen, dass dein Hund ein Interesse hat, territorial-strategische Wegpunkte zuerst "abchecken" und überprüfen zu müssen. Lasse deinen Hund doch einmal VOR den Kreuzungen warten und du gehst diese zuerst abchecken, bevor ihr gemeinsam weitergeht. 

Vermittle deinem Hund, dass du auch draussen (territoriale) Verantwortung übernimmst, ihn zu dir holst, wenn es unübersichtlich wird und du diejenige / derjenige bist, der Kreuzungen abcheckt. 

Trainingstipp - Markierverhalten im häuslichen Umfeld / auf den bekannten Spazierrouten im Blick halten

Um ein Territorium zu sichern und zu erhalten ist Markierverhalten ein entscheidender Faktor. Vielfach stellt Markierverhalten jedoch auch Imponierverhalten und damit stets eine Provokation anderer Artgenossen gegenüber dar. Wenn du Hundebegegnungen also entspannter begegnen möchtest, lohnt es sich, deinen Hund nicht ständig und überall an strategischen Stellen die "Visitenkarte hinterlegen zu lassen".

Strategische Markierstellen sind insbesondere Hauseingänge, Ecken, Büsche und Sträucher an Wegrändern, Kreuzungen, ein erhöhter Grasbüschel usw. 

Hast du dich mal darauf geachtet, dass dein Hund zufälligerweise immer beim Eingang eines Hundetrainingsplatzes per "Zufall" noch "Pipi" machen muss?! Jetzt weisst du wieso ;-) und auch, weshalb es sinnvoll ist, seinen Hund dort eben NICHT dauerhaft pinkeln bzw. markieren und es "für sich beanspruchen" zu lassen. 

Trainingstipp - Strategische Liegestellen vermeiden und nicht zulassen

Um ein Territorium energiesparend bewachen zu können, lohnt es sich, sich strategisch zu positionieren. So liegen viele Hunde gerne vor der Haustüre, vor der Gartentüre, zentral in der Mitte eines Raumes, vor den Treppen, beim Besuch auf oder vor den Füssen, unter dem Esstisch, unter der Parkbank, vorne im Restaurant im Weg, usw. usw. 

Un nein - versprochen - an diesen Orten ist es definitiv im Sommer nicht besonders kühl und im Winter besonders warm - Vielmehr handelt es sich dabei um strategische Liegestellen :-). Wenn du deinem Hund jedoch vermitteln möchtest, dass es nicht seine / ihre Aufgabe ist, das Territorium zu bewachen und alle Besucher, Nachbarshunde und Spaziergänger zu tolerieren, so solltest du es gleichzeitig auch nicht zulassen, dass sich dein Hund an solchen Orten positioniert. 

Biete deinem Hund - angepasst an alle Jahreszeittemperaturen - Liegestellen an nicht strategischen Orten an und lasse ihn / sie nicht alleine im Garten oder auf dem Balkon liegen. Unstrategische bzw. empfehlenswerte Liegestellen sind bspw. zu Hause Orte, an welchen dein Hund nicht zur Haustüre und in den Flur oder in den Garten oder auf den Balkon schauen und alle Zimmertüren und die Geschehnisse draussen im Blick haben und kontrollieren kann. Vielmehr soll es ein ruhiges "Ecklein" sein, an welchem dein Hund wirklich zur Ruhe kommen kann. Du sollst diejenige / derjenige sein der "vorne" am Geschehen ist und dein Hund "hinten" im Ruhebereich. 

Gleiches gilt natürlich, wenn du auswärts unterwegs bist. Suche dir im Restaurant einen Platz in einer Ecke und positioniere deinen Hund hinter dir und lasse ihn / sie nicht vorne "an der Front" patrouilleren. 

Kurz-Fazit

Diese Trainingstipps sind selbstredend nicht abschliessend und kein Einmalrezept, um mit deinem Hund souverän und entspannt durch den Alltag zu schreiten.

Natürlich finden es Hunde zu Beginn auch verwirrend, wenn sie sich plötzlich nicht mehr strategisch positionieren dürfen, bei Kreuzungen warten müssen und nicht mehr überall markieren können. Allerdings lohnt es sich, hierbei wirklich konsequent zu sein und darauf zu achten und die Tipps mal über mehrere Wochen durchzuziehen. 

Du wirst sehen, dass sich dein Hund zu Hause längerfristig VIEL besser entspannen kann, weil er / sie nicht mehr so vielen Aufgaben nachgehen muss. Das wiederum führt auch dazu, dass dein Hund auf dem Spaziergang besser ansprechbar ist und sich länger konzentrieren kann.