Ein Baby zieht ein – richtige Regeln für Hundehalter
Nach 9 Monaten mit Spannung erwartet, zieht der menschliche Nachwuchs nun endlich zu Hause ein. Das Kinderzimmer ist vorbereitet, Kleidung, Kinderwagen und die wichtigsten Utensilien gekauft. Aber hast Du auch darüber nachgedacht Deinen Hund auf den Einzug vorzubereiten? Welche Regeln und Vorbereitungsmaßnahmen wichtig sind und welche Mythen leider noch immer durch die Welt geistern erfährst Du hier.
Dein Hund geht über Tische und Bänke und seine Erziehung ist bisher etwas zu kurz gekommen? Ist ein Kind in Erwartung, ist es spätestens JETZT an der Zeit mit Training, Regeln und Erziehung für Deinen Vierbeiner anzufangen. Versprochen, so sehr der menschliche Nachwuchs Dein Leben auch bereichern und erfüllen wird, es wird alles noch anstrengender. Und wenn die Nerven dann auch mal blank liegen, kann man einfach keinen unerzogenen Hund gebrauchen. Also auf in eine gute Hundeschule und los geht’s. Es ist nie zu spät für Hundeerziehung!
Und selbst wenn es bisher keine Probleme mit Deinem Hund gab, ist es trotzdem wichtig im Vorfeld ein paar Regeln zu beachten, wenn ein Baby im Anmarsch ist:
1. Den Hund sanft entthronen
Du wärst nicht die Ausnahme, wenn Dein Hund bisher eine Vielzahl an Privilegien genossen hat, die Dir vielleicht gar nicht so bewusst waren. Auf der Couch oder im Bett schlafen, jede Menge Aufmerksamkeit und ein Schlaraffenland an Spielzeug und Futter in der Wohnung? Kommt Dir das bekannt vor? Ist Dein Baby einmal da, wird sich das, gewollt oder nicht, ändern. Ist der Hund gewohnt für jeden Seufzer, für jedes Stupsen und jedes Fordern von Dir Aufmerksamkeit in Form von Ansprache, Streicheleinheit oder auch einer Ermahnung zu bekommen, wird es hart für ihn, wenn der kleine Zwerg da ist und sich die Welt plötzlich nicht mehr nur um ihn dreht. Daher ist es wichtig, diese besonderen Privilegien schon im Vorfeld zu reduzieren. Ein von uns oft unterschätztes, aber für den Hund ganz wichtiges Privileg ist eben Aufmerksamkeit. Du sitzt gemütlich auf der Couch und Dein Hund kommt und stupst Dich an oder bringt Dir den Ball. Wenn Du Dich jetzt auf ihn einlässt und darauf reagierst hat er einen Strich auf seiner „Privilegienliste“. Wenn er am Ende des Tages zusammenzählt und mehr Striche bei sich als bei Dir findet, sollte sich das rasch ändern. Auch wenn Du ihm bisher wie serviceorientiertes Personal immer brav die Tür zum Garten geöffnet hast, wenn er davor stand, und geäußert hat, dass er hinaus will, gilt es diese Dinge künftig so zu umzustellen, dass klar ist: Du triffst die Entscheidung. Du agierst, der Hund reagiert. Ebenso solltest Du Couch und Bett nun, zumindest nur noch auf Kommando, verfügbar machen. Auch sein Meer an Spielsachen und herumliegenden Kauknochen solltest Du nun Stück für Stück wegräumen. Gespielt und gekaut wird eben erst, wenn Du diese wichtigen Ressourcen aktiv austeilst. Wozu das alles? Es geht hier nicht darum, drastisch die Weltherrschaft an sich zu reißen und Alpha zu spielen. Aber es wäre doch unfair für den Vierbeiner, wenn sich die Dinge schlagartig ändern, wenn Dein Baby einzieht. Im schlechtesten Fall würde Dein Hund all diese Umstellungen mit dem Neuankömmling verknüpfen – das wäre kein guter Start für eine lebenslange Freundschaft.
Dazu kommt, dass all diese Regeln Deinem Hund letztlich viel mehr Sicherheit und Klarheit in Deiner Beziehung geben. Wenn Du für ihn keine Marionette mehr bist, lässt er sich folglich auch viel mehr auf Deine Ansagen ein und nimmt Dich wesentlich wichtiger als vielleicht bisher.
2. Feste Liegestellen etablieren
Dein Leben als Mama oder Papa wird künftig etwas hektischer und chaotischer als bisher. Du wärst wirklich eine Ausnahme, wenn das nicht so wäre. Folglich ist es umso wichtiger, die Dinge im Vorfeld so zu organisieren, dass Du später alles bestmöglich managen kannst. Dazu kann auch gehören, dass Du Deinem Hund eine feste Liegestelle schmackhaft machst und diese mit einem Signal verknüpfst, sodass Du ihn jederzeit dorthin schicken kannst und er auch bleibt. Später, wenn das Baby krabbelt, wird dies eine Erleichterung sein, weil Du zumindest den Hund somit besser unter Kontrolle hast. Eine empfehlenswerte Möglichkeit ist es auch bereits im Vorhinein eine Hundebox zu etablieren. Es gibt hier schon nette Modelle aus Stoff, die nicht an einen Käfig erinnern und obendrein auch zusammenfaltbar sind. Gewöhne Deinen Hund schrittweise und positiv daran, so wird er die Box als willkommenen Rückzugsort nutzen. Gerade wenn es ihm später bei Kinderbesuchen und Co. zu laut wird, kannst Du die Box problemlos verschließen und somit ein Auge weniger auf Deinen Hund haben.
3. Kinderzimmer tabuisieren
So wie es sinnvoll wäre später die Liegestelle oder Box Deines Hundes als „Leo“ zu etablieren, indem er sich in Sicherheit wiegen kann und von allen Kindern in Ruhe gelassen wird, so macht es auch Sinn das spätere Kinderzimmer von Anfang an zu tabuisieren. Erstmal soll der Hund dort nicht hinein, um nicht doch auf die Idee zu kommen, er müsste beim Baby schlafen und darauf aufpassen. Warum das wichtig ist, erfährst Du später in diesem Artikel. Ferner ist es aber auch sinnvoll, weil Kinder dort dann hemmungslos spielen und Spielzeug auch mal herumliegen lassen können, ohne dass es für den Hund gefährlich wird oder er doch den Lieblingsteddy Deines Kindes schlachtet. Zwei Tabubereiche für die jeweiligen Interessen sind also absolut sinnvoll.
4. Neue Gegenstände bekannt machen
Bestimmt hast Du schon im Vorfeld Kinderwagen, Maxi-Cosi, Babybett und Co. angeschafft. Stelle all diese Gegenstände gerne jetzt schon im Wohnbereich auf, damit sich Dein Vierbeiner an die Ansammlung der neuer Gerätschaften gewöhnt. Auch jetzt kannst Du schon damit anfangen, Deinem Hund klar zu verbieten in die Tragetasche hinein zu schnuppern oder wachend unter dem Babybett zu liegen. Was Du aber schon aktiv nutzen solltest, ist das Training mit dem Kinderwagen. Geht Dein Vierbeiner nicht gut an der Leine, ist es spätestens jetzt an der Zeit mit ihm ordentliche Leinenführigkeit zu trainieren. Klappt das soweit, kann der Kinderwagen hinzugezogen werden. Du wirst sehen, wie viele Nerven Du sparst, wenn in dieser Kombination ein harmonischer Spaziergang stattfindet.
5. Hygienemaßnahmen treffen
Übertriebene Hygiene tut niemanden gut. Dennoch gilt es, bevor Du mit dem Säugling nach Hause kommst, einige Vorkehrungen zu treffen, um keine Risiken einzugehen. Reinige bzw. wasche Polstermöbel, Bett und Auto vor der Ankunft des Babys noch einmal gründlich. Die meisten Hunde sollten parasitenfrei sein, aber hier auf Nummer sicher zu gehen, schadet nicht. Auch den Hund noch einmal zu baden, kann kein Nachteil sein. Trage aber bitte unter keinen Umständen vor der Ankunft des Nachwuchses prophylaktisch Spot On Präparate auf das Hundefell auf. Genau genommen handelt es sich hierbei um Nervengifte für Parasiten, die für Kinder nicht nur unter Berührung sehr schädlich sein können. In jedem Fall ist es aber ratsam, den Hund kurz vor Einzug des Babys auf Würmer zu testen (und dies auch danach in regelmäßigen Intervallen zu tun). Eine vorbeugende Entwurmung ist eine große Belastung für die Darmflora, welche dabei nahezu gänzlich zerstört wird. Ein vorheriges Austesten mittels Kotproben ist daher empfehlenswert. Dennoch ist das Thema Entwurmung absolut wichtig, da die Infektion mit einem Bandwurm lebensbedrohliche Folgen haben kann. Wenn Larven dieser Würmer in Lunge, Gehirn und Leber eindringen, kann es beim Menschen, manchmal auch erst nach 10 Jahren, zum tödlichen Leberversagen kommen. Daher sollten angemessene Hygienemaßnahmen im Vorfeld tatsächlich nicht unterschätzt werden.
Leider gibt es noch immer vorherrschende Mythen zur Vorbereitung auf den Einzug des Babys. Das Mitbringen von Windeln aus dem Krankenhaus steht hier an erster Stelle. Eine Babywindel in das Hundekörbchen zu legen würde dem Hund entweder suggerieren „das gehört zukünftig dir“ oder ihn schon im Vorfeld Abneigung entwickeln lassen, schließlich hat „es“ ja in sein Körbchen markiert.
Kommt ein Baby in die Familie, ist es für den Hund gleichbedeutend mit einem Welpenwurf im Rudel. Er wird neugierig sein, die Rudelkollegin und Hundemutter würde ihn aber in der ersten Zeit nicht an die Kleinen heran lassen. Genauso handhabst Du es bitte mit Deinem Nachwuchs. Schicke ihn deutlich weg, auch wenn er nur daran schnuppern möchte. Hat sich alles halbwegs normalisiert, kannst Du Deinen Vierbeiner nach ein paar Tagen auch mal aktiv zu Dir rufen und an dem Baby auf Deinem Arm schnüffeln lassen. Verbiete ihm aber bitte immer den Kopfbereich (siehe Hygienemaßnahmen).
Grundsätzlich gilt es Deinem Hund so klar zu machen, dass er nicht mitverantwortlich für Dein Baby ist. Auch wenn es erstmal vielleicht süß wirkt, versteht ein Hund, dass es sich um ein Lebewesen handelt, das noch Bedarf in Erziehung und Pflege hat. Lässt Du Deinen Hund dieses Verhalten ausleben, kann es schon im Krabbelalter zu erzieherischen Maßregelungen vom Hund kommen, die ernsthafte Folgen haben können. Suggeriere Deinem Vierbeiner also vom ersten Tag an, dass ausschließlich die Menschenfamilie für das Kind zuständig ist und er hier keine Aufgaben übernehmen muss. Dann steht einem harmonischen Zusammenleben mit Kind und Hund nichts mehr im Wege.