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Auf die Motivation kommt es an - so lernt Dein Hund schnell und nachhaltig

Wir Menschen lernen am schnellsten und nachhaltigsten, wenn es uns Spaß macht. Sobald uns etwas interessiert, sind wir mit Feuereifer dabei und verstehen alles scheinbar im Handumdrehen. Unseren Hunden ergeht es ebenso. Umso wichtiger ist der Einsatz der richtigen Motivation im Training.

Motivation beschreibt den Antrieb, ein bestimmtes Verhalten auszuführen. In diesem Rahmen wird die intrinsische und extrinsische Motivation unterschieden. Die von innen kommende, biologisch funktionelle und angeborene intrinsische Motivation besitzt einen stark selbstbelohnenden Charakter, wie beispielsweise das Hetzen eines Hasen. Sie versetzt den Körper von innen heraus, zum Beispiel durch die Ausschüttung des Hormons Dopamin, in einen glückseligen Zustand.

Die extrinsische Motivation hingegen kommt von außen und ist diejenige, die im Hundetraining für Hundehalter häu­fig von Bedeutung ist. Der Hund zeigt ein bestimmtes Verhalten, da er sich hiervon einen eigenen Vorteil verspricht. Durch verschiedene Formen der Belohnung als Motivation ist es möglich, den Hund in eine Erwartungshaltung zu versetzen, die ein gemeinsames Training und das Formen erwünschten Verhaltens ermöglicht. Viele Menschen erwarten, dass der eigene Vierbeiner ihre Signale ausführt, weil sie der „Chef“ sind. Andere hingegen träumen vom bedingungslosen Gehorsam aus purer Liebe. Doch keine der beiden Erwartungen entspricht der Realität, denn Hunde sind von Natur aus Opportunisten.

Das bedeutet, dass sie immer bestrebt sind, den für sich selbst größten Vorteil aus einer Situation herauszuholen. Ein Verhalten, welches sich für einen Hund lohnt, wird er häufiger zeigen als eines, welches eventuell sogar mit negativen Konsequenzen verknüpft ist.

Mein Hund, der Opportunist

Die Lust am Lernen und dem Training mit dem Menschen ist dementsprechend stark abhängig davon, ob und wie sehr es sich für den Vierbeiner lohnt. Es gibt natürlich Hunde, deren intrinsische Motivation bereits die Zusammenarbeit mit dem Menschen ist. Ihnen geht es darum, möglichst viel soziale Aufmerksamkeit zu erhalten. Oftmals wird diese Motivation mit „will to please“ beschrieben, also dem Willen, zu gefallen. Doch auch hier liegt wieder ein dem Hund eigenes Bedürfnis zugrunde. Der Hund, der soziale Aufmerksamkeit anstrebt und diese als Belohnung emp­findet, wird allein schon durch ein verbales Lob seines Menschen motiviert, weiter mit diesem zusammenzuarbeiten. Die weitere Zusammenarbeit selbst ist damit gleichzeitig auch motivierend, sodass diese Hunde oft keine weitere Belohnung benötigen. Dennoch hängt auch diese Motivation von der Situation und den Außenreizen ab. Im umschlossenen Raum, wie beispielsweise in der Wohnung, im Garten oder auf dem Hundetrainingsplatz, reicht dem Hund die soziale Aufmerksamkeit seines Menschen als Lob. Auf dem Spaziergang hingegen, also in Feld und Wald, sind jedoch oftmals andere Interessen und Motivationen wichtiger.

Geht es auch ohne Belohnung? 

Ein gut erzogener Hund genießt wesentlich mehr Freiheiten und Privilegien als einer, der Signale lediglich als einen Vorschlag auffasst. Und doch kann unseren vierbeinigen Begleitern kein willenloser Gehorsam aufgezwungen werden, ohne dass dies für sie lohnenswert wäre.

Viele natürlich angelegte Verhaltensweisen unserer Hunde besitzen einen selbstbelohnenden Charakter. So ergibt das Hetzen eines Hasen, das Vertreiben eines unliebsamen Konkurrenten, die Suche nach dem passenden Sexualpartner oder das Verteidigen eigener Ressourcen aus Hundesicht weit mehr Sinn als jegliche „Benimm“-Regeln, die wir unseren Hunden antrainieren möchten. Noch heute herrschen auf einigen Hundeplätzen zum Teil sehr veraltete Trainingsmethoden, die ausdrücklich auf Belohnungen verzichten. Sie arbeiten hauptsächlich über Zwang und Maßregelungen, wie beispielsweise einen Leinenruck bei Ungehorsam. Statt also erwünschtes Verhalten positiv über Belohnungen zu verstärken und zu formen, werden körperliche Konsequenzen für die Nichteinhaltung von Signalen eingesetzt. Doch wer lernt schon gern unter dem Druck, bei Fehlern negative Konsequenzen tragen zu müssen?!

Der Hund wird ausschließlich aus Angst vor körperlicher Manipulation oder Schmerzen Signale einhalten und erwünschtes Verhalten zeigen. Dies schadet natürlich nachhaltig der Mensch-Hund-Beziehung und macht das bereits aufgebaute Vertrauen zunichte. Außerdem werden Signale so keineswegs zuverlässig trainiert. Bietet der Mensch aus Hundesicht keine sinnvolle Motivation zur Zusammenarbeit an, wird sich der Vierbeiner früher oder später für seine eigenen Bedürfnisse entscheiden, die in aller Regel einen selbstbelohnenden Charakter haben.

Was ist die richtige Motivation?

So unterschiedlich, wie wir Menschen sind, so sind es auch unsere Vierbeiner. Während der eine Futter als absolutes Highlight betrachtet, kann es für den anderen ein gemeinsame Beutespiel sein. Wichtig ist, ganz gleich ob im Alltagstraining oder beim Hundesport, die Motivationsform zu ­finden, die der eigene Hund auch tatsächlich als Belohnung ansieht. 

Wichtig beim Training mit dem Hund ist immer die soziale Form der Belohnung. Eine nette Grundstimmung und lobende Worte fördern stets den Spaß und die Lust am gemeinsamen Lernen. Auch wir Menschen erhalten gern ein positives Feedback und zeigen uns motivierter, wenn wir wissen, dass wir gute Arbeit leisten. Eine hohe, freundliche Stimme wirkt auf den Hund immer anziehend, signalisiert ihm, dass der Mensch sich über ihn freut und stärkt damit auch die Beziehung. So gehört ein verbales Lob immer zu einem gelungenen Training dazu. Die meisten Hunde lassen sich gut und gern mit Futter zum gemeinsamen Training motivieren. Je nach Hund kann hierbei das normale Trockenfutter ausreichen. Für sehr schwieriges Training oder als absolutes Highlight darf natürlich auch zu besonderen Leckereien, wie Käse oder Wurst, gegriffen werden.

Für Futter zu arbeiten entspricht der Natur des Hundes, denn für dessen Beschaffung bringen sie die meiste Energie auf. Studien belegen, dass Hunde große Freude daran haben, sich einen Teil ihrer Tagesration erarbeiten zu dürfen. Um auch hier etwas Abwechslung ins Spiel zu bringen, muss das Futter keineswegs starr aus der Hand gegeben werden. So kann es für einen Hund eine ganz andere Form der Belohnung sein, wenn Futter geworfen wird oder ein Suchspiel damit statt­findet. Bei der Arbeit mit Futter sollte jedoch unbedingt darauf geachtet werden, dass die Belohnung dem Hund nicht als Bestechung gegeben wird, um ihn zu einem gewünschten Verhalten zu bewegen. Sie sollte immer eine Anerkennung für eine gute Leistung sein. Gerade bei aktiven Hunden steht meist ein Spiel als Belohnung sehr hoch im Kurs. Dies kann ein reines Spiel mit dem Hundehalter sein. Ein kurzes Rennspiel oder eine wilde Toberei eignen sich gut zum Belohnen einer erfolgreichen Übung und sind zudem noch sehr beziehungsfördernd.

Natürlich können auch Spielobjekte hinzugezogen werden. Die Belohnung erfolgt dann durch ein ausgelassenes Zerr-, Apportier- oder Suchspiel. Für diese Form der Bestätigung ist es wichtig, dass das ausgewählte Spielzeug für den Hund wirklich eine Belohnung darstellt und er die Spielregeln gut beherrscht. So ist ein Zerrspiel eher unangebracht, wenn der Hund mit der Abgabe des Spielzeugs noch Probleme hat oder gar Beute gern für sich beansprucht. Denn dann könnte aus einer ursprünglich gedachten Belohnung kurzerhand ein Streit um das Spielobjekt entstehen.

Nicht zu vergessen sind die Belohnungsformen, die den eigentlichen Grundbedürfnissen des Hundes entsprechen und somit zur Ausschüttung von Glückshormonen führen. Dazu zählen beispielsweise Freilauf, Buddeln oder je nach Hund der Kontakt zu anderen Artgenossen. So kann die Freigabe zum Schnüffeln nach einer guten Trainingseinheit für einen Hund schon sehr motivierend für das gemeinsame Training wirken. Hunde sind Opportunisten, für die sich das gemeinsame Training lohnen muss. Ansonsten werden sie sich immer für ihre eigene Bedürfnisbefriedigung entscheiden, die nur in den seltensten Fällen den Vorstellungen der Menschen entspricht. Doch nicht jeder Hund ist gleich und so gilt es, die individuelle Belohnungsform zu fi­nden, die das Hundeherz höherschlagen und die Zusammenarbeit mit den Menschen sinnvoll werden lässt.

So steigerst Du die Motivation 

1. Sobald ein gewünschtes Verhalten zuverlässig gezeigt wird, sollte aus einer regelmäßigen zeitnah eine variable Belohnung werden. Die Motivation und Erwartungshaltung steigt erwiesenermaßen stark an, wenn die Belohnung unregelmäßig und unvorhersehbar erfolgt. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Belohnung gänzlich wegfällt, sofern ein Signal zuverlässig vom Hund ausgeführt wird. Vom Menschen unbestätigtes Verhalten wird sich auf Dauer zunehmend abbauen und somit wieder verschlechtern. Vielmehr steigert man die Schwierigkeit der Übung, indem größere Ablenkungsreize hinzugefügt, Signale länger vom Hund ausgeführt werden sollen, oder aber weitere Signale hinzugefügt und dadurch eine ganze Verhaltenskette aufgebaut wird, bevor der Hund die begehrte Belohnung erhält.

2. Die Einführung einer Belohnungshierarchie bringt zusätzlich Spannung in das gemeinsame Training. Diese gestaltet sich ganz individuell je nach Hund, dessen Vorlieben und individuellen Bedürfnissen. So wird mit ansteigendem Trainingsstand nicht mehr jedes bereits gut trainierte Signal aus Hundesicht hochwertig belohnt. Das absolute Highlight für den Hund an der Spitze dieser Belohnungshierarchie gibt es dann für neue Signale, die der Hund erlernen soll, bzw. für bereits bekannte Signale nur dann, wenn die Ausführung wirklich sehr gut oder aber die Schwierigkeitsstufe bei der Übung sehr hoch war. So könnte beispielsweise für ein einfaches „Sitz“ früher oder später ein verbales Lob ausreichen, während für den perfekten Rückruf ein Beutespiel mit dem Menschen erfolgt. 

3. Wird ein Signal bereits sehr zuverlässig ausgeführt, ist es sinnvoll, mehrere Belohnungsformen für ein Training zu verwenden und sich nicht beispielsweise ausschließlich auf Futter zu beschränken. So kann je nach Schwierigkeit der Aufgabe ein verbales Lob, ein gemeinsames Spiel oder eine Futtersuche angebracht sein. Durch diese Variation bleibt die Belohnung für den Hund unvorhersehbar und der Mensch spannend. Diese unterschiedlichen Formen der Belohnung sollten sich jedoch immer innerhalb der individuellen Belohnungshierarchie des eigenen Hundes wiederfinden. 

4. Entscheidend ist außerdem, dass sich die Belohnungsform an die jeweilige Situation anpasst. Ein Hund, der sich erfolgreich vom Hetzen eines Hasen abrufen ließ, wird ein Stück Käse kaum als adäquate Belohnung ansehen, da beim Jagen weniger die Beschaffung von Nahrung als vielmehr eine spannende Jagd hinter der Beute die Motivation war. Sein Grundbedürfnis des Jagens könnte beispielsweise durch eine Ersatzhandlung, wie ein ausgelassenes Apportierspiel als Belohnung, befriedigt werden. 

Was demotiviert den Hund?

Auch wenn es vielen Hundehaltern schwerfällt – die meisten Hunde lassen sich während des Trainings nur ungern anfassen und streicheln. Es kann passieren, dass der Vierbeiner Körperkontakt sogar eher als ein Bedrängen statt als Belohnung empfindet. Zudem kann die eigene Körpersprach zu Problemen führen. Ein zu starkes Beugen über den Hund oder ruckartige Bewegungen in seine Richtung können Unsicherheiten hervorrufen. Dies kann auch passieren, wenn die Signale plötzlich lauter und befehlsmäßiger als gewohnt gegeben werden. Dies ruft unter Umständen eine für den Hund sehr unangenehme Trainingsstimmung hervor. Wichtig ist immer, dass der Mensch authentisch bleibt. Jede Form der Schauspielerei, ganz gleich ob gekünstelte Freude oder aufgesetzte Härte, verunsichert den Hund. Orientieren sich die Belohnungsformen nicht an den Bedürfnissen und Vorlieben des Hundes, ist er wenig motiviert, mitzumachen. Er wird schnell das Interesse verlieren, die ihm gestellten Aufgaben zu erfüllen. Zudem können zu seltene Belohnungen oder zu schwere Aufgaben zu Frust und Stress beim Hund führen. Diese Fehler beim Training werden durch verschiedene Übersprunghandlungen und Beschwichtigungssignale deutlich, wie zum Beispiel sich abducken, den Kopf abwenden und Blickkontakt vermeiden, schlecken, schmatzen oder sich kratzen. Hier gilt es, den Hund genau zu beobachten, denn unerwünschtes Anfassen beispielsweise kann dazu führen, dass er erwünschtes Verhalten aufgrund dieser Form der „Belohnung“ zukünftig weniger häufig zeigen wird. Eine sehr bedrängende Körpersprache und Frust können wiederum dazu führen, dass der Hund sich komplett aus der Trainingssituation mit dem Menschen zurückzieht.

Woran kann es liegen, wenn der Hund sich einfach nicht motivieren lässt?

Wenn sich der Hund nicht motivieren lässt, kann das auf mehrere Fehler zurückzuführen sein. Zuallererst muss hinterfragt werden, ob die gewählte Belohnung wirklich auf den Hund angepasst ist oder eher den menschlichen Vorstellungen entspricht. So unterschiedlich Hunde sind, so unterschiedlich sind auch ihre Bedürfnisse und Vorlieben. Wer sich bereits im Vorfeld gegen bestimmt Belohnungsmöglichkeiten entscheidet, beispielsweise Futter im Training kategorisch ablehnt, macht sich die gemeinsame Arbeit mit dem Hund eventuell unnötig schwer. Denn letztendlich wird der Vierbeiner entscheiden, welche Belohnung er bevorzugt, welche seine Bedürfnisse am meisten befriedigt und ihn motiviert. Außerdem gilt zu beachten, dass Dinge für einen Hund nur dann lohnenswert und motivierend sind, wenn sie ihm nicht stets vollumfänglich zur freien Verfügung stehen. So wird man einen satten Hund nur schwer über ein Futterstück zu einem gemeinsamen Training motivieren können. Stehen einem Hund also beispielsweise Futter, die soziale Aufmerksamkeit des Menschen oder Spielzeuge unentwegt zur freien Verfügung, gibt es für ihn schlichtweg keinen Grund, sich darum zu bemühen.

Zudem muss überprüft werden, ob die Trainingssituation nicht zu schwer oder zu lang war. Kann sich der Hund aufgrund der Außenreize nicht auf ein Training einlassen oder ist die Konzentration des Hundes erschöpft, kann die Belohnung noch so hochwertig sein. Er wird auch mit größter Mühe kein erwünschtes Verhalten mehr zeigen können.

Wenn der junge Hund in die Pubertät kommt

Das Training mit pubertären Hunden gestaltet sich oft etwas schwierig. Sie lernen in dieser Lebensphase sich und die Welt um sich herum neu kennen. Es finden biologische Abnabelungsprozesse und Umbaumaßnahmen im Gehirn statt. Was häufig als Ungehorsam abgestempelt wird, ist tatsächlich auf hormonelle Veränderungen zurückzuführen. Hier hilft es, den eigenen Anspruch zu reduzieren, im Training einige Schritte zurück zu gehen und die Belohnungsformen zu wählen, die dem Hund Spaß machen und die Beziehung zueinander fördern.

Ein Artikel unserer Kollegin Franziska Herre von der Martin Rütter Hundeschule Erfurt/Weimar