Der Welpe zieht ein....
Welpen sollten die Welt des Menschen früh kennenlernen und positive Erfahrungen sammeln, damit sie zu gesellschaftsfähigen Begleitern werden. Ob es uns Hundehaltern passt oder nicht: Sobald wir mit Hund vor die Tür treten, werden wir zur öffentlichen Person. Doch leider glänzen manche Hunde nicht mit guter Gehorsamkeit, sondern vor allem mit schlechten Manieren. Da werden Jogger, Radfahrer oder tobende Kinder gejagt, Picknickdecken geplündert, Menschen angesprungen, da wird sich zum Abschluss auf Liegewiesen erleichtert.
So etwas sorgt nicht gerade für gute Hundestimmung im Land. Ein alltagstauglicher Hund ist aber heutzutage wichtiger denn je. Er darf weder andere Menschen noch Hunde belästigen, sonst wird er zum Problem und die Abneigung der Nicht-Hundehalter immer größer. Was kann man also tun, um seinen vierbeinigen Freund zu einem angenehmen Begleiter zu machen?
Welpenerziehung: Prägung fürs Leben
In den ersten Lebenswochen beim Züchter sollte der Hund positiven Kontakt zu möglichst vielen Menschen bekommen. Der Grund: Für Hunde haben Menschen eine beeindruckende Formenvielfalt. Zur Erinnerung: Es gibt große und tollpatschige, es gibt Frauen, Männer, bärtige, dicke, dünne, hektische und ruhigere Exemplare. Im Idealfall sollten Welpen zusätzlich mit anderen Umweltreizen in Kontakt kommen. Ob raschelnde Tüten, Staubsauger, das Tapsen auf verschiedenen Böden, das Erklettern von Treppen oder ein Tunnel zum Durchlaufen, das Erlebnis von warmer Sonne im Fell, von Rasen, Schlamm und Sand, in dem gebuddelt werden darf – jede neue Erkundungstour sorgt für viele Verknüpfungen im Gehirn.
Der Hund lernt, dass die Welt voll ist von immer neuen aufregenden Dingen, die aber – ganz wichtig! – allesamt harmlos sind. Das sind richtungsweisende Erfahrungen, denn in dieser ersten Phasen entscheidet sich bereits, ob der Welpe ein offener und neugieriger Hund wird oder sich vor allem Neuen fürchtet und erschreckt.
Welpenerziehung: im neuen Zuhause
Die wichtigste Grundlage für einen freundlichen, gesellschaftsfähigen Hund ist das Vertrauen zu dem Menschen, der ihm die aufregende Welt zeigen wird. Das bedeutet: Erst wenn sich der Welpe bei uns sicher fühlt, können wir damit beginnen, ihn den Rest der Welt langsam erkunden zu lassen. Die wichtigsten Tipps für Entdeckertouren heißen:
Wählen Sie das richtige Programm. Beschäftigen Sie sich in den ersten Tagen mit fröhlichen Spielen in den eigenen vier Wänden, immer wenn Ihr Welpe gerade in Ihrer Nähe ist und durch nichts abgelenkt wird. Sprechen Sie ihn mit seinem Namen an. Schaut er Sie an, geben Sie ihm ein Futterstück oder bieten ihm ein Spiel an. So lernt er seinen Namen und verknüpft ihn positiv.
Seien Sie ein gutes Vorbild. Hunde lernen viel über Beobachtung. Sind wir zur Bindungsperson geworden, wird sich unser Zögling gnadenlos an unserem Verhalten orientieren. Diese Vorbildrolle sollten wir nutzen: Die Art und Weise, wie gelassen, ruhig und freundlich wir neuen Situationen begegnen, wird für den Welpen von nun an zum roten Faden durch die neue Welt werden.
Ob ein Welpe ein offener und neugieriger Hund wird oder sich vor allem Neuen fürchtet und erschreckt, entscheidet sich in den ersten Lebenswochen. Welpen sollten in dieser Zeit viele Umweltreize kennen lernen und positive Erfahrungen machen.
Welpenerziehung: sicher wie der Gehweg vorm Haus
Besonders in der Stadt wimmelt es von aufregenden Gerüchen und Geräuschen, die auf kleine Hundekinder einprasseln. Die ersten Ausflüge vor die Wohnungstür sollten also möglichst kurz gehalten werden und sich am besten auf die nähere Umgebung beschränken. Sobald sich der Welpe gelöst hat, können Sie hier mit ihm wie gewohnt spielen. Damit geben Sie ihm ein wichtiges Signal, denn unter Hunden gilt: Wo gespielt wird, ist es ungefährlich. Auch Autos oder Motorräder, die ab und zu vorbeifahren, verlieren auf diese Weise schnell ihren Reiz, denn sie werden zu unwichtigen Nebengeräuschen, die der Welpe während eines Futtersuch- oder Tobespiels als alltäglich erfährt. Diese Vorgehensweise gilt auch für erwachsene Hunde, die durch schlechte Prägung keine Erfahrungen mit der Zivilisation gemacht haben.
Welpenerziehung: Jagd auf alles, was rennt
Verfolgungsspiele stehen bei Welpen hoch im Kurs, und auch erwachsene Hunde lieben es, bewegten Objekten hinterherzujagen. Doch auch, wenn unser süßer Raufbold nur seinen Spaß haben will, einem panischen Jogger oder Radfahrer ist das spätestens dann egal, wenn aus dem tollpatschigen Welpenkind ein Dreißigkilohund geworden ist. Seine Jagdleidenschaft bricht hervor, ein Instinkt, der bei allen vierbeinigen Freunden mehr oder weniger ausgeprägt vorhanden ist.
Kanalisieren Sie seine Lust aufs Jagen. Geben Sie ihm von Anfang an die Möglichkeit, seine Jagdleidenschaft auszuleben, je nach individuellen Charaktereigenschaften durch ein Hetz-, Such- oder Apportierspiel! Natürlich fangen Sie ein solches Spiel nun nicht inmitten eines Lauftreffs an. Auch hier trainieren Sie zunächst einmal ohne Ablenkung, bis Ihr Hund das Spiel verstanden hat und mit Begeisterung mitmacht. Im nächsten Schritt können Sie auf einer Wiese im Park trainieren, an der ab und zu ein Jogger vorbeikommt. Nähern Sie sich dabei Schritt für Schritt der Ablenkung durch Jogger. Ihr Hund darf diese zwar bemerken, muss aber das Spiel mit Ihnen viel spannender finden.
Gehen Sie auf Nummer sicher. Nehmen Sie Ihren Hund bei diesem Training immer an die Schleppleine, so haben Sie die Sicherheit, dass nichts passiert, wenn Sie die Situation doch einmal falsch eingeschätzt haben.
Seien Sie interessant für ihn. Je weniger spannend Ihr Hund die Jogger findet, desto weniger Aktion müssen Sie Ihrem Hund in dieser Situation bieten. Am Ende reicht es vielleicht sogar, wenn sie ihm einfach nur das Signal „Sitz“ geben, ihn ein paar Leckerchen am Boden suchen lassen oder aber zum Beispiel die geliebte Spielbeute zum Tragen ins Maul geben und so ganz entspannt mit dem angeleinten Hund an Ihrer Seite einem Jogger begegnen gehen können.
Welpenerziehung: Anspringen verboten
Das Anspringverbot gehört zu einer der schwersten Übungen in der Hundeerziehung: Weil Welpen niedlich sind, finden die meisten Mitbürger das nämlich nicht schlimm – und unterlaufen auf diese Weise unsere verzweifelten Bemühungen. Die Kombination verschiedener Methoden führt hier am ehesten zum Erfolg, sowohl bei Welpen als auch bei bereits erwachsenen Hunden:
Richtig begrüßen. Beachten Sie den Hund nicht bei der Begrüßung. Bleiben Sie ruhig und wenden Sie sich ihm erst dann zu, wenn er mit allen vier Pfoten am Boden bleibt.
Anspringen verboten. Gehen Sie weiter geradeaus, quasi „durch Ihren Hund hindurch“. Sie können Ihn dabei ruhig etwas mit Ihrem Körper zur Seite schieben, achten Sie aber bitte darauf, seine Pfoten nicht zu treten.
Ruhe einkehren lassen. Erst wenn Ihr Hund sich beruhigt hat, können Sie ihn begrüßen. Falls er durch Ihre Zuwendung dazu neigt, doch wieder an Ihnen hochzuspringen, können Sie ihm das Signal „Sitz“geben, denn damit hat er eine Aufgabe, die er mit Hochspringen nicht vereinbaren kann. Selbstverständlich sollte Ihr junger Hund das Signal „Sitz“ dafür bereits beherrschen.
Andere sollten mitspielen. Bitten Sie Ihre Mitmenschen, den Hund am Anfang nicht zu sehr zu beachten. So lernt er: Menschen mögen keine stürmischen Begrüßungen.
Welpenerziehung: Autofahren geht leicht
Unterwegs im Pkw zu sein, sollte der Welpe so früh wie möglich erfahren. Dabei gilt:
Nicht übertreiben. Fahren Sie zunächst kurze Strecken, belohnen Sie den kleinen Fahrgast danach mit viel Jux und Tollerei.
Sie sagen, wann es rausgeht. Ganz wichtig: Schon kleine Welpen dürfen niemals ohne Aufforderung aus dem Auto springen! Dies ist für seine weichen Knochen gefährlich und kann sogar lebensgefährlich werden, wenn gerade ein Auto vorbeifährt.
Heben Sie junge Hunde heraus. Die wenigsten Welpen trauen sich, aus der Höhe eines Kofferraums zu springen. Sobald der Welpe das „Bleib“ am Boden gelernt hat, können Sie das Signal am Auto verwenden. Geben Sie es und gehen Sie einen Schritt rückwärts. Bleibt der Welpe sitzen, gehen Sie zu ihm und belohnen ihn. Vergrößern Sie den Abstand. Heben Sie ihren Hund dann aus dem Auto, mit dem Signal, bei dem er, wenn er alt genug ist, selbst heraus hüpfen darf.
Welpenerziehung: entspannt im Restaurant
Schon Welpen sollten hier feste Benimmregeln erfahren und lernen, dass es nichts Langweiligeres gibt als Restaurants und dass man Frauchens Vorliebe für diese Orte am besten mit einem entspannten Schläfchen erträgt:
Vorher Gassi gehen. Starten Sie die Übung mit einem ausgetobten, glücklichen Hund.
Im Café zu Hause sein. Bringen Sie anfangs zum Beispiel seine Decke mit, das hilft ihm, sich schneller zu entspannen.
Wählen Sie den richtigen Platz. Suchen Sie sich einen Tisch irgendwo am Rand. So können Sie Ihren Welpen hinter sich in der Ecke ablegen. Wie sollte er entspannen, wenn ständig Menschen vor seine Nase laufen.
Viersternehäuser müssen warten. Wählen Sie für die Restaurant-Übung ein Lokal aus, das nicht zu fein für ihren jungen Hund ist.
Welpenerziehung: in Bus und Bahn
Nichts nervt mehr als ein Hund, der in öffentlichen Verkehrsmitteln jault und fiept. Beginnen Sie das Training deshalb möglichst früh! Spätestens auf dem nächsten Städtetripp werden Sie dankbar sein für einen Hund, der langweilige Busfahrten für ein entspanntes Schläfchen nutzt, anstatt sich zitternd zwischen Ihre Beine zu zwängen.
Bleiben Sie gelassen. Lesen Sie oder unterhalten sich angeregt. Ihre unaufgeregte Stimmung wird sich auf den Hund übertragen.
Lenken Sie ihn um. Vielleicht starten Sie mal ein kleines Apportiertraining auf dem Bahnhof? In das Spiel versunken, erscheinen laute Bremsgeräusche nicht mehr so gefährlich. Aber weniger ist manchmal mehr. Mit dem Nebengleis in einer Kleinstadt zu beginnen, macht mehr Sinn, als ihn mit einem Großstadthauptbahnhof zu überfordern.
Eine Station genügt. Die ersten Zugfahrten sollten zunächst kurz sein. Am Zielbahnhof könnten Ihre Familienmitglieder als Joker warten, die sich natürlich großartig über den kleinen Reisenden freuen und ihn kräftig loben. So sorgen alle dafür, dass der Welpe Bahnfahrten grundsätzlich positiv verknüpft.
Welpenerziehung: Einkaufszone ohne Angst – Tipps für erste Stadtbesuche
Vormittags ist es ruhiger. Wählen Sie nicht die Hauptgeschäftszeit aus, sonst kommt es schnell zur Reizüberflutung.
Der Hund ist König. Lassen Sie anfangs den Einkaufszettel zu Hause, damit Sie sich bei diesen ersten Ausflügen nur auf Ihren Hund konzentrieren können.
Oh, ein Schaufenster. Gehen Sie nicht in der Mitte der Einkaufszone, sondern schlendern sie an den Schaufenstern entlang. Wird etwas sehr aufregend, ein anderer Hund taucht auf oder ein lautes Motorrad knattert vorbei, schauen Sie sich in aller Ruhe Auslagen an. So kann sich der Hund neben Sie setzen und die Reize mit Abstand beobachten.
Augenkontakt genügt. Welpen sind süß, und jeder will sie streicheln. Damit das für den Welpen nicht zu stressig wird, sollten wir ruhig und freundlich erklären, dass der kleine heute schon von hundert Passanten gestreichelt wurde – auch wenn’s nicht stimmt.
Na gut, einmal ist erlaubt. Trotzdem sollte unser Hund daran gewöhnt werden, von Fremden angefasst zu werden. Der Grund: Es gehört zum Alltag, dass Menschen unbedarft Hunde anfassen. Die Art und Weise, wie wir solchen Menschen begegnen, wird unser Hund genau wahrnehmen. Selbst wenn es schwer fällt: Bleiben Sie ruhig, erklären Sie notfalls den richtigen Umgang mit Hunden.
Die Welt mit seinen Augen sehen. Sie sollten den Hauptaspekt nicht nur auf die neuen Reize legen, sondern auf die Beschäftigung mit Ihnen. So nimmt er unsere Welt zwar wahr, beschäftigt sich aber mit Ihnen. Schließlich wollen Sie später entspannt mit Hund in der Stadt spazieren. Der Dank? Ein unkomplizierter, freundlicher Hund, der in der Öffentlichkeit eine gute Figur macht. Und ein kleines bisschen auf Sie abfärbt.
Welpenerziehung: Was tun, wenn der Hund im Alltag ängstlich wirkt?
Leider haben nicht alle Hunde einen guten Start ins Leben. Vielleicht haben Sie einen Hund aus zweiter Hand übernommen und stellen nun fest, dass es einige Dinge gibt, vor denen sich Ihr Hund fürchtet. In der Stadt ist er ein zitterndes Häufchen Elend und wenn ein Bus ein lautes Geräusch macht, klemmt er vor Angst die Rute ein und möchte nur noch flüchten!
Welpenerziehung: So können Sie ihm aus der Angst helfen
Keinen Zwang ausüben: Zwingen Sie ihn nicht, zu solchen Reizen direkt Kontakt aufzunehmen. Genauso wie beim Welpen steht an erster Stelle immer der Bindungsaufbau! Nur wenn Ihr Hund Ihnen vertraut, wird er bereit sein, sich auf ein Training mit Ihnen einzulassen.
Harmlose Orte aufsuchen: Meiden Sie zunächst einmal alle Situationen, die Ihrem Hund Angst einflößen. Starten Sie Aktionen, die Ihren Hund begeistern, in einer Umgebung, in der er sich wohl fühlt. Ob es sich dabei um ein Suchspiel nach Futter oder um ein spannendes Apportierspiel mit dem Lieblingsspielzeug Ihres Hundes handelt, hängt ganz von den Interessen Ihres Hundes ab.
Langsam Kontakt herstellen: Nun können Sie Schritt für Schritt die Reize steigern. Fürchtet sich Ihr Hund vor dem Geräusch fahrender Autos, trainieren Sie zunächst in einem Wald, fernab von Straßen.
Auf Stressaktionen achten: Dann suchen Sie sich eine wenig befahrene Straße aus, in deren Nähe sie nun Ihr Training durchführen. Achten Sie dabei auf Ihren Hund, Sie dürfen nur solange trainieren, wie Ihr Hund den ihm unangenehmen Reiz zwar bemerkt, davon aber noch nicht gestresst ist.
Reize steigern: Wieder steigern Sie die Reize vorsichtig, bis Sie schließlich direkt neben einer stark befahrenen Straße trainieren können.
Welpenerziehung: Woran erkennt man gute Welpengruppen?
Immer mehr Hundeschulen bieten Welpengruppen an, um den Hund im Umgang mit anderen Hunden zu sozialisieren. Jedoch erreicht man mit dem falschen Training schnell das Gegenteil und hat am Ende einen Hund, der vor Angst andere Hunde verbellt oder aber beim Spiel mobbt und bedrängt.
Frauchen ist erstmal super: Eine gute Welpengruppe beginnt mit einer kurzen Beschäftigungseinheit mit dem Menschen.
Kontrolliertes freies Spiel: Zur Belohnung darf danach gespielt werden. Die Menschen sind während des Spiels der Hunde immer anwesend, denn sollte ein Welpe einmal übertreiben, muss sofort eingegriffen werden.
Pausen: Der Welpe bekommt eine Auszeit und lernt so, wie man sich im Spiel mit anderen Hunden verhalten muss. Fühlt er sich bedrängt, darf er gern bei Ihnen Schutz suchen! Schicken Sie dann die anderen Welpen weg, bis sich Ihr Knirps wieder zum Spiel aufmacht.
Weniger ist mehr: Damit die Hunde im Spiel miteinander ihre Kommunikation verfeinern können, darf die Gruppe nicht zu groß sein, ideal sind fünf bis maximal sieben Welpen.
Von Großen lernen: Es kann sinnvoll sein, wenn der Trainer einen gut sozialisierten erwachsenen Hund zum Welpenspiel mitbringt. So werden die Welpen nicht nur im Umgang mit gleichaltrigen Hunden geschult. Der Grund: Begegnen Ihnen unterwegs fremde Hunde, wissen Sie zunächst einmal nicht, wie diese Hunde im Umgang mit Welpen reagieren. Das langsame Heranführen an andere Hunde ergibt hier also durchaus mehr Sinn als der ungefilterte Kontakt auf der Hundewiese.
Übrigens: Welpenschutz gibt es nur im eigenen Rudel von der Mutterhündin gegenüber ihren Welpen. Nehmen Sie im Zweifel daher Ihren Welpen zunächst auf den Arm und klären Sie mit dem anderen Halter ab, ob eine Begegnung der beiden Hunde möglich ist und nach dessen Einschätzung ungefährlich verlaufen wird.