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Wie das Mikrobiom das Hundeverhalten beeinflusst

 

Das Mikrobiom: Was es ist und warum es wichtig ist 

Das Mikrobiom ist die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die den Darm eines Hundes besiedeln. Es besteht aus Billionen von Bakterien, Viren, Pilzen und anderen Mikroorganismen, die eine wichtige Rolle bei der Verdauung und der Nährstoffaufnahme spielen. Darüber hinaus beeinflusst das Mikrobiom auch das Immunsystem und die Gehirnfunktion, insbesondere durch die Produktion von Neurotransmittern und entzündungshemmenden Stoffen, die über die Darm-Hirn-Achse auf das Gehirn wirken.

Ein stabiles und vielfältiges Mikrobiom ist entscheidend für die allgemeine Gesundheit des Hundes. Eine Dysbiose, also ein Ungleichgewicht der Darmmikroben, wird mit verschiedenen Krankheiten und Verhaltensstörungen in Verbindung gebracht.

 

Die Darm-Hirn-Achse: Wie der Darm das Gehirn beeinflusst 

Die Darm-Hirn-Achse beschreibt die wechselseitige Kommunikation zwischen dem Verdauungssystem und dem Gehirn. Diese Kommunikation erfolgt über mehrere Pfade, darunter:

  • Neuronal: Der Vagusnerv verbindet den Darm direkt mit dem Gehirn und überträgt Signale, die von den Darmmikroben ausgelöst werden.
  • Immunologisch: Darmmikroben beeinflussen das Immunsystem, das wiederum die Freisetzung von Zytokinen steuert, die Entzündungen und damit auch die Gehirnfunktion beeinflussen.
  • Endokrin: Mikroben können die Produktion von Hormonen und Neurotransmittern beeinflussen, die Stimmung und Verhalten steuern.

Botenstoffe wie Serotonin, das zu etwa 90% im Darm produziert wird, zeigen die zentrale Rolle des Mikrobioms in der Regulation von Emotionen und Verhalten. Eine gestörte Darm-Hirn-Achse wurde in Tiermodellen mit Angststörungen, Depressionen und sogar neurodegenerativen Erkrankungen in Verbindung gebracht.

 

Verhalten und Mikrobiom: Die Bedeutung für den Hund 

Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass das Mikrobiom das Verhalten von Hunden beeinflusst. Ängstliche, gestresste oder aggressive Hunde zeigen oft ein verändertes Mikrobiom im Vergleich zu sozialeren und ausgeglicheneren Hunden. Studien haben gezeigt, dass Hunde mit einer Dysbiose vermehrt Symptome wie Hyperaktivität, Angst und Aggressivität aufweisen.

Der Einsatz von probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln, die das Gleichgewicht der Darmmikroben fördern, hat in mehreren Studien eine Verbesserung von Angstzuständen und stressbedingtem Verhalten bei Hunden gezeigt. Beispielsweise wurde festgestellt, dass Hunde, die Probiotika erhielten, in stressigen Situationen wie Tierarztbesuchen oder Gewitter entspannter blieben.

 

Kognitive Funktionen und das Mikrobiom

Nicht nur das Verhalten, sondern auch die kognitive Leistung von Hunden kann durch das Mikrobiom beeinflusst werden. Bei älteren Hunden, die Anzeichen von kognitiver Dysfunktion (vergleichbar mit Demenz beim Menschen) zeigen, wurde eine Veränderung der Darmmikroben festgestellt. Es gibt Hinweise darauf, dass Probiotika das Fortschreiten dieser kognitiven Beeinträchtigungen verlangsamen und die Gedächtnis- und Lernleistung verbessern können.

Eine gesunde Darmflora unterstützt somit nicht nur die allgemeine Gesundheit, sondern auch die geistige Leistungsfähigkeit von Hunden.

 

Die Rolle der Ernährung   

Die Ernährung ist einer der wichtigsten Faktoren, die das Mikrobiom beeinflussen. Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung fördert das Wachstum nützlicher Bakterien, die entzündungshemmende Stoffe wie kurzkettige Fettsäuren (SCFA) produzieren. Diese SCFAs, insbesondere Butyrat, sind entscheidend für die Aufrechterhaltung der Darmbarriere, die Immunfunktion und die Gehirngesundheit.

  • Ballaststoffe z.B. aus Gemüse, Flohsamenschalen, oder Kauartikel mit Fell  dienen als Präbiotika, die das Wachstum nützlicher Darmbakterien unterstützen. Diese Bakterien produzieren SCFAs, die das Gehirn schützen und Entzündungen reduzieren.
  • Präbiotika wie Inulin und Oligofruktose, die in Lebensmitteln wie Chicorée, Hafer und Bananen vorkommen, fördern gezielt das Wachstum von gesundheitsfördernden Mikroben und können die Gehirnleistung verbessern.
  • Probiotika, also lebende Mikroorganismen, die über Nahrungsergänzungsmittel oder fermentierte Lebensmittel wie Joghurt aufgenommen werden, stärken das Mikrobiom und fördern ein gesundes Gleichgewicht der Darmflora.

Ernährungspläne, die reich an Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien sind, haben sich ebenfalls als vorteilhaft für das Gehirn und das Verhalten von Hunden erwiesen. Diese Nährstoffe, die in Fischöl und bestimmten Gemüsesorten vorkommen, können entzündungshemmend wirken und die kognitiven Funktionen im Alter unterstützen.

 

Ernährung und Verhaltenstherapie   

Verhaltensprobleme bei Hunden, wie Angst und Aggression, könnten teilweise durch Veränderungen im Mikrobiom ausgelöst werden. Die gezielte Modifikation des Mikrobioms durch diätetische Interventionen, insbesondere durch den Einsatz von Pro- und Präbiotika, hat sich als vielversprechende zusätzliche Methode in der Verhaltenstherapie erwiesen.

Einige Studien haben gezeigt, dass probiotische Ergänzungen die Fähigkeit von Hunden verbessern, mit stressigen Situationen umzugehen. Diese Forschung legt nahe, dass eine gut abgestimmte Ernährung nicht nur die physische, sondern auch die mentale Gesundheit von Hunden erheblich verbessern kann.

 

Fazit   

Die Erkenntnisse über die Darm-Hirn-Achse und das Mikrobiom eröffnen neue Möglichkeiten, das Wohlbefinden und das Verhalten von Hunden zu verbessern. Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Ballaststoffen, Prä- und Probiotika sowie essentiellen Fettsäuren ist, kann das Mikrobiom stärken und damit auch positive Effekte auf die Gehirngesundheit und das Verhalten des Hundes haben. Zukünftige Forschung wird vermutlich noch detailliertere Einblicke in die Wechselwirkungen zwischen Ernährung, Mikrobiom und Gehirnfunktion liefern, die insbesondere für die Therapie von Verhaltensstörungen wertvoll sein könnten.

 

 

Quellenangaben

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