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Lärm, Licht, Angst? Silvesterhilfe für Hundehalter

 

Warum macht Silvester vielen Hunden Angst?

Hunde haben ein deutlich empfindlicheres Gehör als wir Menschen. Ein Knall, der für uns laut ist, ist für sie ohrenbetäubend. Hinzu kommt, dass Hunde Ereignisse wie ein Feuerwerk nicht einordnen können – sie verstehen weder den Sinn noch die Ursache des Lärms.

Die Symptome von Stress können von Zittern, Hecheln und Verkriechen bis hin zu übermäßigem Bellen oder Aggression reichen. Ohne richtige Unterstützung kann diese Überforderung dazu führen, dass sich Ängste auch langfristig verfestigen.

 

Ursachen und Risikofaktoren

Alter und Gesundheit

Das Alter eines Hundes spielt eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Silvesterangst. Jüngere Hunde sind oft neugieriger und weniger ängstlich, während Hunde ab etwa 9 Jahren eine höhere Anfälligkeit zeigen. Altersbedingte Einschränkungen wie Taubheit könnten ein Grund für diese Entwicklung sein.

Erkrankungen des Bewegungsapparats, wie z. B. Hüftgelenks- und Ellenbogendysplasie oder Bandscheibenvorfälle, können auch dazu beitragen, dass Hunde Schmerzen intensiver wahrnehmen und stärker auf die Stressfaktoren reagieren. Geräuschangst kann oft mit Schmerzen zusammenhängen.

 

Rassezugehörigkeit

Bestimmte Hunderassen weisen eine höhere Anfälligkeit für Silvesterangst auf:

  • Höheres Risiko: Mischlinge, Hütehunde, Terrier, Spitze, Vorstehhunde und Windhunde.
  • Geringeres Risiko: Gesellschafts- und Begleithunde, Pinscher, Retriever, Stöberhunde sowie einige Jagdhunde und Molosser.

 

Herkunft und Aufzucht

Die Aufzuchtbedingungen haben großen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, dass ein Hund Silvesterangst entwickelt. Hunde aus Familienaufzucht zeigen das geringste Risiko. Tierheimhunde – unabhängig von ihrem Herkunftsland – sind besonders häufig betroffen, während ehemalige Straßenhunde ein mittleres Risiko aufweisen.

 

Physiologische Reaktionen auf Silvester

Die lauten Knallgeräusche von Feuerwerk aktivieren bei Hunden die sogenannte „fight-or-flight-Reaktion“. Diese körperliche Stressreaktion umfasst:

  • Erhöhten Blutdruck und Herzfrequenz.
  • Muskelanspannungen, die bei gesunden Hunden normal verarbeitet werden.
  • Zusätzliche Schmerzen bei Hunden mit Erkrankungen des Bewegungsapparats, da der Muskeltonus weiter ansteigt.

Hunde mit Hüftgelenks- oder Ellenbogendysplasie, Skoliose, Spondylose, Gelenkserkrankungen, Bandscheibenvorfällen, Muskelentzündungen, frischen Operationswunden, Knochenbrüchen, Prellungen, Zahn- oder Ohrenschmerzen empfinden durch die Knallerei oft verstärkte Schmerzen.

 

Frühzeitige Vorbereitung – die Basis für einen ruhigen Silvesterabend

Eine gute Vorbereitung ist entscheidend, um deinen Hund stressfrei durch den Jahreswechsel zu bringen. Beginne am besten schon einige Wochen vorher:

Desensibilisierung durch Geräusche-Training

  • Spiele Feuerwerksgeräusche in niedriger Lautstärke ab und steigere diese schrittweise, während du deinem Hund etwas Positives wie ein Spiel oder ein Leckerli anbietest.
  • Wichtig: Höre sofort auf, wenn dein Hund Anzeichen von Angst zeigt, und starte am nächsten Tag mit einer geringeren Lautstärke.

Gewöhnung an eine sichere Rückzugszone

  • Richte deinem Hund einen ruhigen Rückzugsort ein, z. B. eine Höhle oder eine Hundebox, die du mit Decken abdunkeln kannst. Dieser Ort sollte für ihn angenehm und vertraut sein.
  • Trainiere das Entspannen dort schon vor Silvester, indem du ihn mit Leckerlis oder Kauknochen belohnst, wenn er sich dort aufhält.

Routine beibehalten

  • Hunde fühlen sich sicher, wenn ihr Tagesablauf vorhersehbar ist. Behalte deine gewohnten Rituale bei, auch in der hektischen Vorbereitungszeit vor Silvester.

     

 

So gestaltest du den Silvesterabend stressfrei für deinen Hund

 

Gassigehen in Sicherheit

  • Gehe am Silvestertag möglichst früh spazieren, bevor die ersten Böller gezündet werden.
  • Verwende ein gut sitzendes Sicherheitsgeschirr und eine stabile Leine, damit dein Hund nicht erschreckt davonläuft.
  • Lass deinen Hund in der kritischen Zeit abends nicht mehr ohne Aufsicht in den Garten.

     

Geräusche abschirmen mit braunem Rauschen

  • Braunes Rauschen ist eine spezielle Klangkulisse, die tiefe Frequenzen betont und dadurch beruhigend auf Hunde wirkt. Es überdeckt effektiv laute Geräusche wie Feuerwerksknalle.
  • Du kannst braunes Rauschen über YouTube oder spezielle Apps abspielen. Platziere die Lautsprecher in der Nähe des Rückzugsorts deines Hundes.

     

Den Raum vorbereiten

  • Verdunkle Fenster mit Rollos, Vorhängen oder Decken, um Lichtblitze zu minimieren.
  • Schließe Türen und Fenster, um den Lärm zu dämpfen. Eine zusätzliche Decke vor der Tür kann helfen.
  • Stelle beruhigende Musik oder ein Hörbuch an. Ruhige Melodien, insbesondere klassische Musik, wirken auf viele Hunde entspannend.

 

Nähe und Schutz bieten

  • Sei bei deinem Hund, verhalte dich ruhig und gelassen. Deine Präsenz gibt Sicherheit.
  • Du kannst ihn streicheln oder bei dir halten, wenn er das möchte. Dein Hund interpretiert das nicht als "Belohnung" für Angst, sondern als Unterstützung.

 

Spiel und Beschäftigung: So lenkst du deinen Hund ab

Beschäftigung kann deinem Hund helfen, sich von den äußeren Reizen abzulenken:

  • Kauspaß bieten: Kauen wirkt beruhigend und setzt Glückshormone frei. Ein Kauknochen, eine Rinderkopfhaut oder ein mit Leberwurst gefülltes Spielzeug sind ideal.
  • Suchspiele: Verstecke Leckerli im Raum oder in einem Schnüffelteppich, damit sich dein Hund auf die Suche konzentrieren kann.
  • Spielzeit: Wenn dein Hund aktiv bleiben möchte, spiele mit ihm ein Spiel, das er mag, wie Ziehen oder Apportieren.

 

Natürliche und alternative Unterstützungsmethoden

Neben den klassischen Maßnahmen gibt es natürliche Ansätze, die deinem Hund helfen können:

  • Pheromon-Therapie: Produkte wie Adaptil®-Halsbänder oder -Stecker geben beruhigende Duftstoffe ab, die an die Mutterhündin erinnern.
  • Beruhigende Nahrungsergänzung: Futterzusätze mit Tryptophan oder Baldrian können die Gelassenheit fördern.
  • Bachblüten-Notfalltropfen: Rescue Remedies sind eine natürliche Unterstützung bei akuten Stresssituationen.

 

Eierlikör für Hunde – warum Alkohol? 

Alkohol ist für Hunde grundsätzlich nicht geeignet. Allerdings gibt es Situationen, in denen geringe Mengen Alkohol kurzfristig beruhigend wirken können. Ähnlich wie beim Menschen entspannt der Alkohol, indem er die Stressreaktion des Körpers mindert. Tierarzt Dr. Ralph Rückert weist jedoch darauf hin, dass dies nur in absolut kontrollierten Mengen und unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll ist.

 

Wie viel Eierlikör ist erlaubt?

Laut Dr. Rückert sollte die Menge streng dosiert werden:

 

Falls du deinem Hund in Ausnahmesituationen eine kleine Menge Alkohol wie Eierlikör verabreichen möchtest, solltest du dies genau berechnen, um Risiken zu minimieren. 

Wichtig: Die Anwendung erfolgt auf eigene Verantwortung! Konsultiere im Zweifel deinen Tierarzt.  

So berechnest du die richtige Menge:

 

  • Für Hunde bis 25 kg:
    Körpergewicht (kg) × 0,4 × 100 ÷ Alkoholgehalt (%) = Menge des Getränks in ml
  • Für Hunde von 26 bis 50 kg:
    Körpergewicht (kg) × 0,3 × 100 ÷ Alkoholgehalt (%) = Menge des Getränks in ml
  • Für Hunde über 50 kg:
    Körpergewicht (kg) × 0,2 × 100 ÷ Alkoholgehalt (%) = Menge des Getränks in ml  


    Rechenbeispiel:

     

  • Ein Hund wiegt 20 kg, und der Eierlikör hat 17 % Alkohol.
  • Formel:
    20 × 0,4 × 100 ÷ 17 = 47,06 ml
  • Die Gesamtmenge beträgt also ca. 47 ml Eierlikör. 


    WICHTIG:

     

  • Diese Menge sollte auf 2–3 Portionen aufgeteilt werden.
  • Pro Portion: ca. 15–16 ml.
  • Gib die Portionen im Abstand von ca. 2 Stunden.
  • Die letzte Gabe sollte spätestens um 23:30 Uhr erfolgen, falls es um Silvesterlärm geht. 

     
    Sicherheitshinweis:
  • Die Anwendung dieser Methode sollte nur in Ausnahmefällen erfolgen und nie ohne Rücksprache mit einem Tierarzt. Alkohol kann für Hunde gefährlich sein!

 

ACHTUNG: Eierlikör mit Alkohol ist ausschließlich für gesunde, erwachsene Hunde geeignet. Welpen, Senioren oder Tiere mit gesundheitlichen Problemen sollten keinen Alkohol erhalten

 

Wenn alles nicht reicht: Medikamente in Absprache mit dem Tierarzt

Falls dein Hund besonders stark auf Silvester reagiert, solltest du rechtzeitig einen Tierarzt aufsuchen. Moderne Medikamente können Angst lindern, ohne den Hund vollständig zu sedieren. Vermeide Beruhigungsmittel, die den Hund nur bewegungsunfähig machen, während er den Lärm weiterhin wahrnimmt.

 

Langfristig denken: Wie du Angst für die Zukunft vorbeugst

  • Ruhe nach Silvester: Überfordere deinen Hund nicht am Tag nach Silvester. Lass ihn die stressige Zeit in seinem Tempo verarbeiten.
  • Training für die Zukunft: Arbeite das ganze Jahr über an der Geräuschempfindlichkeit deines Hundes. So kannst du ihm langfristig helfen, entspannter zu reagieren.

 

Ruhiger Jahreswechsel: Urlaub als Option

Für Hunde, die besonders stark unter Silvester leiden, kann ein Urlaub in einer ruhigen Region eine sinnvolle Alternative sein. Feuerwerksfreie Zonen findest du z. B. auf den Nordfriesischen Inseln, in Dänemark oder in Teilen Italiens und Frankreichs.

 

Mit der richtigen Vorbereitung und Unterstützung wird Silvester für dich und deinen Hund kein Grund zur Sorge mehr sein. Startet gemeinsam entspannt und stressfrei ins neue Jahr!