Lilli
26.07.2018
Als ich kürzlich mit Lilli zum Tierarzt musste, stellte ich mit Unbehagen fest, dass im Wartezimmer schon fünf andere Hunde saßen. Egal, nun waren wir einmal da, also ran an den „Feind“ und „gekniffen wird nicht“. Alle, die Lilli kennen, wissen wahrscheinlich, wie ich mich in dem Moment fühlte! Wir also rein und nach kurzer Ansage meinerseits und einem kurzen Blickkontakt gingen wir geradewegs bis zur Anmeldung durch. Der nächste Hund saß nur 2 Meter entfernt! Ich ließ meine Kleine nicht aus den Augen und war fassungslos und erfreut zugleich, dass sie sich kaum für die anderen interessierte, sondern immer wieder zu mir aufschaute. Bei einem Mops, der hyperaktiv und hustend vor ihr auf und ab lief, kam ein kurzes Knurren, aber auch da konnten wir uns nach kurzem Blickkontakt und ein paar ruhigen Worten auf Zurückhaltung einigen. 45 Minuten zwischen Artgenossen und nicht ein einziges Mal gebellt!! – dafür zuerst einmal ein großes Dankeschön an Doreen. 2,5 Jahre in ihrer Hundeschule haben endlich Früchte getragen. Aber noch mal langsam und zurück an den Anfang….
Lilli kam vor etwas über 3 Jahren als Welpe aus sehr schlechter Haltung zu uns. Ich hatte gerade meine Cairn-Terrier-Hündin verloren und war emotional ziemlich unten. Alle haben Lilli sofort ins Herz geschlossen. Süß, quirlig, schmusesüchtig, was will man mehr. Auch mit unserem 10 Jahre älteren Tapsi kam sie klar. Lilli ließ sich von jedem Menschen kraulen, auch von mir… aber mich biss sie dafür. Ich blutete fast jeden Tag, an der Nase, am Ohr, an den Händen. Alles was die kleinen spitzen Zähnchen gerade erwischten. Meine Frau wollte sie schon wieder abgeben, aber ich wollte mich von so einem „Zwerg“ nicht unterkriegen lassen, ich hatte sie ja auch inzwischen ins Herz geschlossen. Als sie ein halbes Jahr alt war, endschieden wir uns, dass wir professionelle Hilfe benötigten. Lilli schloss Doreen sofort ins Herz.
Anfangs ging gefühlt gar nichts. Sobald Lilli einem Hund näherkam als 10 m, drehte sie total frei. Wir mussten lange Zeit durch einen Zaun gesichert und fernab der anderen Gruppenteilnehmer trainieren. Irgendwann durften wir dann mit aufs Trainingsgelände. Meine Kleine war hypernervös und angst-aggressiv und das Training ging nur jeweils in Mini-Schritten vorwärts.
Eines Tages kam eine zukünftige Schwiegertochter ins Haus mit einem älteren, souveränen, ausgebildeten Therapiehund, der sich nicht von unserem Wildfang provozieren ließ. Bei regelmäßigen gemeinsamen Gassi-Gängen konnte Lilli nun zusätzlich von ihm lernen, dass man andere Hunde „links liegen“ lassen kann. Von da an machten wir immer größere Fortschritte. Und da ich ja über die Jahre auch ganz viel hinzugelernt habe, ließ sich Lilli mit unserer gemeinsamen Hilfe immer besser lenken.
Heute werden andere Hunde nach kurzem Kennenlernen akzeptiert, Und wenn sie doch mal rückfällig wird, reicht oft eine kurze Ansage von mir. So ist über die Zeit aus dem „chaotischen Duo“ doch so etwas wie ein „Dream-Team“ geworden. So jedenfalls empfinden Lilli und ich das…