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Pablo aus Spanien

12.03.2018

Pablo kam ursprünglich über eine süddeutsche Tierschutzorganisation aus Spanien zu uns. Es machte alles einen guten Eindruck: die Bewerbungsbögen für Interessenten, ein Besuch zu Hause, um die Bedingungen für den Hund in Augenschein zu nehmen sowie der persönliche Kontakt im Vorfeld. Auch dass wir Videoaufnahmen von Pablo im Netz sehen konnten, war für uns wichtig. Er ging auf den Bildern recht locker mit Menschen und Artgenossen um – so dachten wir zumindest. Da wir auch andere Hunde von Vorbesitzern übernommen hatten, schreckte uns die Tatsache nicht, dass wir seine genaue Vorgeschichte nicht kannten. 

Ende Januar 2017 holten wir Pablo bei Schneegestöber im Schwarzwald ab. Mit ihm kamen ca. 80 Hunde in zwei Transportern nach Deutschland. Entsprechend viele frierende Menschen warteten sehnsüchtig.

Zu Hause angekommen, glaubten wir zunächst, einen ganz ruhigen Hund bekommen zu haben. Dies änderte sich schnell, als die Strapazen der Reise überwunden waren: Pablo erwies sich als ein sehr lebhafter, noch recht junger Hund mit großem Freiheitsdrang und – großer Angst vor Menschen und seiner neuen Umgebung. Männer fand er besonders bedrohlich – sehr zum Verdruss meines Mannes, der sich sehr auf den neuen Hund gefreut hatte. Für uns alltägliche Dinge, Abläufe und Geräusche waren für ihn oft angsteinflößend. Er versuchte, aus der Wohnung und aus dem Garten auszubrechen. An der Leine zeigte er sich gegenüber Artgenossen meist aggressiv. Besonders große Angst hatte er vor Autos, an gemeinsame Unternehmungen war nicht ansatzweise zu denken.

Durch Frau Hörchner lernten wir, uns in Pablo hinein zu denken. Zunächst ging es um behutsamen Beziehungsaufbau statt Training – mit Beschäftigung und Spielen sein Vertrauen gewinnen und Familie und Freunde zu sensibilisieren, nicht sofort auf Pablo zu zu stürmen, um ihn willkommen zu heißen und zu streicheln, sondern ihn zunächst zu ignorieren und von selbst die ersten Schritte zur Annäherung tun zu lassen. Unser Grundstück erhielt einen neuen höheren Zaun (über 2000 Euro). Anker im Boden sorgten dafür, dass auch unter dem Zaun kein Entwischen mehr möglich war. Spaziergänge im städtischen Umfeld und Menschenansammlungen waren zunächst tabu, später galt es, ihn Schritt für Schritt an fahrende Autos, lärmende Kinder u.ä. zu gewöhnen. 

Eine besondere Herausforderung war es, Pablo an unser Auto zu gewöhnen. Dies dauerte mehrere Wochen, in denen wir mehrmals täglich geübt haben. Zunächst gingen wir um das stehende Auto herum, dann näherten wir uns bei geöffneter Tür, anschließend versuchten wir, Pablo zum Einsteigen auf den Rücksitz zu bewegen. Dabei sorgte eine Gartenliege dafür, dass der Sprung nicht zu hoch war. Es war sehr schwierig, da Pablo stark zitterte und jede Möglichkeit ergriff, das Weite zu suchen und Überzeugungsversuche und Tricks ganz schnell durchschaute. Anschließend saßen mein Mann und ich mit Pablo im stehenden Auto, öffneten und schlossen mal die eine, mal die andere Tür, ließen den Motor an, stiegen immer wieder aus und wieder ein -  zur großen Belustigung der Nachbarschaft. Zu einer Fahrt in den vor Monaten geplanten Urlaub an der Ostsee musste ich Pablo noch kurz ins Auto heben. Am zweiten Urlaubstag sprang er dann ganz von selbst hinein. Seitdem ist dieses Problem gelöst.

Nach mehr als einem Jahr empfinden wir Pablo heute als einen lebhaften, lebensfrohen Familienhund, der neugierig auf Menschen zugeht, mit großer Hingabe spielt und sich gern streicheln lässt. Das Auto ist mittlerweile ein Anziehungspunkt, der mit Ausflügen und Spaziergängen verbunden ist. Er erschrickt noch immer bei lauten Geräuschen oder schnellen Bewegungen. Den Staubsauger liebt er nicht, hat aber keine Angst mehr. Es gibt noch viel zu tun: Leinenführigkeit, Umgang mit Artgenossen sind die wichtigsten Themen. Dass wir Pablo einmal ohne Leine werden laufen lassen können, ist unwahrscheinlich – dafür büchst er zu gerne aus, ist leicht irritierbar und könnte dann in Panik geraten.

Wir sind dankbar dafür, dass Pablo nun zur Familie gehört, hätten ohne die Begleitung durch Frau Hörchner aber wahrscheinlich nicht durchgehalten.

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