Pacco - der Brubbelkopf
24.08.2023
Im Mai 2021 zog unser erster Hund Pacco bei uns ein. Er kam aus dem Tierschutz und sollte ca. 3 Jahre alt sein. Im ersten Jahr waren wir maßgeblich mit Paccos Gesundheit beschäftigt. Er kam mit Herzwürmern - einer Mittelmeerkrankheit - nach Deutschland. Parallel versuchten wir mit zwei Hundeschulen in der Nähe unseren Revier verteidigenden und die Kinder maßregelnden Teddybären auf Kurs zu bringen. Leider waren wir nur mäßig erfolgreich. Zudem hatte er enorme Angst, wenn wir uns nur ansatzweise im Stadtgebiet bewegten, so sehr, dass er sich teilweise aus dem Geschirr befreite. Auch andere Menschen waren ihm gruselig. In Feld und Wald klappte der Rückruf halbwegs gut, so dass wir ihn dort auch schon frei laufen ließen. Jedoch nahte der nächste Urlaub und unser Wunsch war es, gelegentlich auch mal durch eine Stadt gehen zu können, ohne dass der Hund vor lauter Angst stirbt. Also überlegten wir erneut, eine Hundeschule aufzusuchen. Diesmal wollte ich aber keine Hundeschulen in der Nähe ansehen. Ich war schon seit Jahren Martin Rütter-Fan und die Ansätze beim Hundeprofi machten für mich Sinn. Deshalb sollte es diesmal unbedingt eine DOGS-Hundeschule sein. Auch wenn der Weg weiter ist.
Im März 2022 hatten wir unseren ersten Termin bei Doreen. Sie hat uns zunächst vermittelt, wie gefährlich unser Hund werden kann, wie leicht er sich provozieren lässt und dann auch nach vorn geht. Unsere erste Hausaufgabe war es, das Wohnzimmer umzuräumen. Paccos neuer Platz sollte hinter der Couch sein. Nicht mehr in unserem Blickfeld, nicht mehr inmitten der Familie. Überhaupt war das Liegen auf der Couch verboten. Ab sofort hieß es Leinenpflicht. Das Liegen im Flur war ihm untersagt. Ihm sollte jede Möglichkeit der Kontrolle abgenommen werden. Überhaupt hat uns Doreen zum ersten Termin so richtig den Kopf gewaschen. Ich brauchte ein ganzes Wochenende, um das zu verdauen. Das Wohnzimmer haben wir sofort umgeräumt. Mit dem Rest waren wir leider nicht so konsequent, was uns später noch auf die Füße fiel.
Es folgten viele lustige Stunden, in denen wir Rückruf trainierten und perfektionierten, übten, an "Gefahren" vorbei zu gehen, das Kommando "Lass es" etablierten - Pacco ernährte sich gelegentlich gern von herumliegenden Fäkalien - und immer wieder neue Probleme zu Doreen trugen, die immer wieder flexibel und sofort darauf einging. Doreen quälte mich dabei beharrlich, auf Kleinigkeiten zu achten und Dinge ernst zu nehmen - wofür ich ihr heute sehr dankbar bin.
Dank unserer Inkonsequenz - was die Couch anging - hatten wir im Dezember zwei unschöne Ereignisse zu Hause. Pacco schnappte zweimal zu. Endlich war ich wach geworden. Sofort war die Couch tabu - was Pacco nicht hinderte, es sich in unserer Abwesenheit darauf bequem zu machen. Die Couch wurde nun während unserer Abwesenheit mit Stühlen und Decken abgedeckt. Auch an den Leinenzwang bis zur Vollendung des Rückrufes haben wir uns jetzt gehalten. Ab jetzt machte es richtig Spaß. Wenn man täglich mit der Schleppleine übt, ist der Umgang damit auch gar nicht mehr so nervig. Gemeinsames Spiel geht auch an der Leine und Fäkalien können nicht so leicht gefressen werden. Obendrein bringt es den Hund dazu, besser auf seinen Menschen zu achten. Im März sagte Doreen dann offiziell: Leine ab. Das war ein tolles Kompliment. Auch in gruseligen Situationen war Pacco jetzt bereit, erst auf uns zuschauen. Ein schönes Gefühl.
Zusätzlich empfahl uns Doreen, Pacco physiotherapeutisch untersuchen zu lassen, da er Gangauffälligkeiten zeigte. Das haben wir sofort gemacht, so dass Pacco - dank der Lösung einer Blockade im Rücken - jetzt wieder beschwerdefrei ist. Nachdem uns Doreen in den letzten beiden Stunden gezeigt hat, wie wir die Physiotherapie-Übungen mit Pacco umsetzen können und welche gemeinsamen Spielmöglichkeiten sich ohne Spielzeug im Freien bieten, ist die Hundeschule für uns nun erst einmal beendet. Gerade die letzte Stunde hat uns nochmal gezeigt, dass wir insbesondere an uns noch eine Menge zu tun haben.
Nach knapp eineinhalb Jahren kann ich aber sagen: Wir hatten kürzlich einen super Urlaub mit vielen Wanderungen durch Wälder und auch durch Städte, mit einem glücklichen und meistens entspannten Hund, der auch im Eiscafé mit drei fremden Hunden an den Nachbartischen alle Viere gerade sein lassen kann. Pacco vertraut inzwischen darauf, dass wir dafür sorgen, dass ihm nichts geschieht. Von fremden Menschen lässt sich Pacco noch immer nicht anfassen, aber mal ehrlich: Finden wir es toll, wenn uns jeder Fremde gleich umarmt?
Liebe Doreen, vielen lieben Dank für die wirklich nötigen klaren Worte, deine Beharrlichkeit, die lustigen Momente und die vielen Erkenntnisse. Unter'm Strich waren es immer nur Kleinigkeiten, aber sie haben viel bewirkt.