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Tschechoslowakischer Wolfhund

Steckbrief

FCI Standardnummer: 332
Gewicht Hündin: mindestens 20 kg
Gewicht Rüde: mindestens 26 kg
Widerristhöhe Hündin: mindestens 60 cm
Widerristhöhe Rüde: mindestens 65 cm
FCI Gruppe: Hütehunde und Treibhunde
Herkunftsland: Ehemalige Tschechoslowakische Republik
Fellfarbe: Gelbgrau bis silbergrau mit der charakteristischen hellen Maske. Helles Haar auch am unteren Teil des Halses und an der Vorderseite der Brust.
FCI Standardnummer: Gerade, dicht anliegend; im Winter überwiegt mächtige Unterwolle, die zusammen mit dem Deckhaar eine dichte Behaarung des ganzen Körpers bildet.

Ergebnis eines Projekts des Grenzschutzes der Tschechoslowakei

Der Tschechoslowakische Wolfhund – kurz TWH – ist aus der Kreuzung Deutscher Schäferhunde mit Wölfen aus den Karpaten entstanden. 1955 startete ein entsprechendes Projekt des Grenzschutzes der Tschechoslowakei. Ergebnis der Bemühungen sollte ein Diensthund sein, der mit der extremen Witterung in den Grenzgebieten wie großer Kälte und viel Schnee bestens zurechtkommt, und außerdem die Intelligenz des Wolfes sowie die Gelehrigkeit des Schäferhundes besitzt.

Das Projekt gestaltet sich schwierig

Der Biologe Karel Hartl, für den nicht die Zucht einer neuen Rasse, sondern zunächst das wissenschaftliche Interesse im Vordergrund stand, übernahm die Durchführung des Projekts. Erst 1958 fiel der erste Wurf, da die Wölfin Brita zunächst alle ausgesuchten Deckrüden verletzt hatte und erst in diesem Jahr eher zufällig ein Deckakt mit einem als extrem aggressiv und dominant geltenden Deutschen Schäferhundrüden glückte. Insgesamt entstanden vier Zuchtlinien. Einige Nachkommen der ersten Generation wurden mit Deutschen Schäferhunden unterschiedlicher Zuchtlinien verpaart, weitere Verpaarungen erfolgten aber auch mit Wolf-Hund-Mischlingen aus den ersten vier Generationen. Schon bei der ersten Generation zeigte sich eine Form von „Erziehbarkeit“, aber auch typisch wölfische Eigenschaften wie „Scheu, Fluchttendenz und aggressives Verhalten bei der Unterschreitung der Fluchtdistanz“ kamen zum Vorschein. Einige dieser Nachkommen waren ab der fünften Generation bereit für den Einsatz als Diensthund bei der Armee. Voraussetzung war eine enge Bindung an den Menschen, die man durch eine frühe Sozialisierung erreichte. Die meisten Hunde waren aber auch nach mehreren Generationen aufgrund ihrer Scheu Fremden gegenüber nicht diensttauglich. Die Armee stellte das Projekt vermutlich wegen des großen Aufwands und der niedrigen Ergebnisquote ein. Viele der Tiere wurden daher getötet und 1971 kamen die Zuchtbemühungen somit fast zu einem jähen Ende. Erst 1982 nahm der neu gegründete Klub für Tschechoslowakische Wolfhunde die Zuchtbemühungen wieder auf. 1983 gab es eine letzte Wolfseinkreuzung. 1989 wurde die Rasse vorläufig, 1999 endgültig durch die FCI anerkannt. TWH sind mittlerweile rund zehn Generationen vom Wolf entfernt.

Aussehen des Tschechoslowakischen Wolfhunds

Hündinnen sollen mindestens 60 cm groß und mindestens 20 kg schwer, Rüden mindestens 65 cm groß und mindestens 26 kg schwer sein. Äußerlich ähnelt der TWH einem hochbeinigen, schlanken, stockhaarigen Schäferhund in der Färbung eines Wolfs. Die Stehohren sind mittelgroß und somit etwas kleiner als beim Deutschen Schäferhund. Hündinnen werden meist nur einmal im Jahr läufig.

“Reserviertheit” allem Neuen und Unbekannten gegenüber 

Wolfhunde sind sehr ursprünglich veranlagt. Der FCI-Standard betont eine gewisse “Reserviertheit” allem Neuen und Unbekannten gegenüber als gewünscht. Daher ist es aber besonders wichtig, den TWH früh und behutsam an alle in seinem Leben wichtigen Alltagsreize zu gewöhnen und vor allem mit Menschen vertraut zu machen, um Schreckhaftigkeit und Scheu zu vermeiden.

Selbstständigkeit und ausgeprägte territoriale, jagdliche und soziale Motivation

Ausgeprägte Selbstständigkeit und Intelligenz gehören zu den rassetypischen Eigenschaften des TWH. In Bezug auf die Erziehung heißt das, dass die Hunde Signale zwar schnell lernen, aber gern selbst entscheiden, ob sie es sinnvoll finden, diese auszuführen. Unter anderem aufgrund der „Diensthund-Geschichte“ sind TWH häufig extrem wachsam und territorial motiviert. Beim Welpen sollte man daher von Beginn an Wert auf Regeln legen, die die Eigenständigkeit und Territorialität der Hunde nicht noch fördern. Das heißt, die Menschen des TWH müssen konsequent sein, aber dürfen niemals Druck ausüben. Für den erwachsenen Hund ist es sinnvoll, seine territoriale Motivation kontrolliert ausleben zu dürfen – beispielsweise indem er auf einen gut gesicherten hinteren Bereich des Gartens „aufpassen“ darf, während seine Menschen aber konsequent alle territorialen Aufgaben an der Haustür und außerhalb des gesicherten Bereichs übernehmen. Die intensive jagdliche Motivation des TWH kann man gut nutzen, um ihm über auch in seinen Augen sinnvolle Aufgaben (Fährtentraining, Mantrailing und andere Formen der Nasenarbeit, ggf. Apportieren) geistige und körperliche Auslastung zu bieten. Viele TWH werden erst spät (mit acht bis zwölf Monaten) stubenrein. Häufig können die Hunde nur schlecht oder sogar gar nicht allein bleiben. Sie binden sich oft eng an ihre Hauptbezugsperson und haben Stress, wenn diese nicht greifbar ist. Das kann sich u.a. durch die Beschädigung von Haus und Mobiliar zeigen.

Aufgrund der geschilderten Eigenschaften wird deutlich, dass der TWH als Hund in privaten Händen eher ungeeignet ist und angehende Halter:innen sich vor der Anschaffung unbedingt umfassend über die Rasse informieren sollten! Wichtig ist, einen THW von Beginn an gut zu sozialisieren. Aufgrund der Komplexität der rassetypischen Eigenschaften sollten „Erst-Wolfhund-Besitzer:innen“ bestenfalls frühzeitig professionelle Hilfe in einer Hundeschule in Anspruch nehmen.