Tibet Terrier
Steckbrief
FCI Standardnummer: | 209 |
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Widerristhöhe Hündin: | geringfügig kleiner als Rüden |
Widerristhöhe Rüde: | 36 bis 41 cm |
FCI Gruppe: | Gesellschafts- und Begleithunde |
Herkunftsland: | Tibet (China), Patronat: Großbritannien |
Fellfarbe: | Weiß, Gold, Creme, Grau oder rauchfarben, Schwarz, zwei- und dreifarbig; eigentlich ist jede Farbe mit Ausnahme von Schokoladen-Leberbraun oder Merle erlaubt. |
Fellbeschaffenheit: | Doppeltes Haarkleid. Unterwolle fein und wollig. Deckhaar üppig, fein, jedoch weder seidig oder wollig, lang, glatt oder gewellt, aber nicht lockig. |
Wachsamer Hütehund aus Tibet
Von der FCI wird der Tibet Terrier in der Gruppe der Gesellschafts- und Begleithunde geführt, es handelt sich aber eigentlich um einen Hütehund. Wie der Name schon sagt, stammen die Hunde aus dem Hochland Tibets. Der genaue Ursprung ist zwar nicht wissenschaftlich belegt, aber bereits vor 2000 Jahren sollen dort Vorfahren des Tibet Terriers bei Mönchen in Klöstern gelebt haben. Sie galten als Glücksbringer. Von Bauern und Nomaden wurden die Hunde vielseitig eingesetzt. Sie bewachten Hof und Zelt mit engagiertem Bellen, hüteten Herden und dezimierten den Ungezieferbestand. Bei der Arbeit an den Herden war ihre Aufgabe allerdings weniger das Treiben, sondern eher das Bewachen. Im hohen Gebirge bewiesen die Hunde ein hervorragendes Klettervermögen und eine ungewöhnliche Sprungkraft. Händler fanden in den aufmerksamen Vierbeinern früher die perfekten Begleiter auf ihren Reisen durchs Land. Da die Hunde ein hohes Ansehen hatten, hielt die Ehrfurcht vor den „heiligen“ Hunden – und sicherlich auch manches Mal ihr Gebell – Diebe auf Abstand.
Wie der Apso zum Terrier wurde
Der zweite Teil des bei uns gebräuchlichen Rassenamens ist irreführend. Denn die Hunde sind keine Terrier und auch nicht mit ihnen verwandt. In seiner Heimat nennt man ihn „Apso“, was so viel wie „ganz von Haaren bedeckt“ bedeutet. Insofern würde „Tibet Apso“ als Name eigentlich mehr Sinn machen. Die ersten beiden Apsos in Europa sollen ein Geschenk zum Dank an eine britische Ärztin gewesen sein, die in Tibet war. Ein Tibeter schenkte ihr zwei Hunde, die den Ursprung für die Rassezucht in Europa bildeten, so heißt es. Bei der Erstellung des Rassestandards in den 1980er Jahren fügten die Engländer den „Terrier“ zum Namen hinzu, um an bekannte Rassen zu erinnern und dadurch den Erfolg der neu zu etablierenden Rasse zu unterstützen.
Angepasst an das Hochland von Tibet
Der Tibet Terrier ist ein kleiner bis mittelgroßer Hund mit langem Haarkleid. In den extrem harten Wintern mit den kalten Nächten und den rauen Winden in seiner ursprünglichen Heimat war sein Fell für ihn von Vorteil: Es hat eine besonders dichte und feine Unterwolle. Die Tibeter stellten hieraus sogar Wolle für ihre Kleidung her.
Laut heutigem Rassestandard soll das Deckhaar „üppig, fein, jedoch weder seidig oder wollig, lang, glatt oder gewellt, aber nicht lockig“ sein. Es wird ausdrücklich betont, dass die Haare am Kopf nicht über die Augen fallen dürfen. Die Farben Weiß, Gold, Creme, Grau oder rauchfarben, Schwarz, zwei- und dreifarbig sind erlaubt. Leider sind in der Ausstellungsszene meist Hunde mit einem so extrem langen Haarkleid zu sehen, dass es sie beim Laufen und Sehen behindert.
Der Tibet Terrier hat eine schwarze, ledrige Nase und schwarze Augenringe. Die lang behaarten Ohren hängen seitlich dicht am Schädel an und sind V-förmig. Die Hunde sind bekannt für ihre sehr breiten und flachen Pfoten, die ihnen in ihrem Ursprungsland eine optimale Fortbewegung im Schnee ermöglichten.
Familienhund mit „speziellem“ Charakter
Der Tibet Terrier liebt den engen Kontakt zu seiner Familie. Man merkt ihm noch seine Vergangenheit als vielseitiger Arbeitshund an. Er ist wachsam und Fremden gegenüber häufig reserviert bis misstrauisch. Regelmäßige geistige und körperliche Auslastung auf den täglichen Spaziergängen, aber auch in der Hundeschule beispielsweise durch Agility, Hoopers Agility, Distanztraining oder Rally Obedience sind gut geeignet für den sportlichen und quirligen Vierbeiner. Danach kann er durchaus auch gut zur Ruhe kommen – vorausgesetzt, seine Menschen nehmen ihm konsequent die territoriale Verantwortung ab und lassen ihn daheim nicht ständig hinter sich herlaufen. Der Hütehund gilt als intelligent, selbstbewusst und trotz seiner Anhänglichkeit bei seinen Bezugspersonen als durchaus eigenständig.
Das Fell will gepflegt werden und darf die Kommunikation nicht behindern
Das Fell des Tibet Terriers hatte ursprünglich die Funktion, den Hund vor Kälte und Schnee, Sonne und Sand zu schützen. Da seine Fellmenge durch die Rassezucht stark zugenommen hat, muss sie regelmäßig gepflegt, bestenfalls täglich gebürstet werden. Ansonsten kann die Unterwolle leicht verfilzen. Das hängt aber natürlich auch von der jeweiligen Felllänge ab. Zieht der Tibet Terrier schon als Welpe ein, sollte man ihn daher von Beginn an daran gewöhnen, gebürstet zu werden.
Damit der Tibet Terrier sich wohlfühlt und richtig mit seinen Artgenossen kommunizieren kann, muss das Fell so kurz sein, dass er sich ungehindert bewegen kann. Die Haare dürfen die Augen auch bei Bewegung nicht verdecken und sollten daher entweder gekürzt oder mit einer Haarspange oder einem Haargummi fixiert werden.
Gesundheitliche Aspekte
Folgende erblich bedingte Krankheiten kommen beim Tibet Terrier vor:
- Patellaluxation
- Hüftgelenksdysplasie
- Primäre Linsenluxation (PL): Verlagerung der Augenlinse
- Progressive Retinaatrophie (PRA): fortschreitender Gewebsschwund (Atrophie) an der Retina
- Canine Ceroid-Lipofuszinose (CCL): eine unheilbare, tödlich verlaufende Erbkrankheit, welche Körperzellen, insbesondere Nervenzellen schädigt