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Wie schütze ich meinen Hund am besten vor Zecken?

 

Sie sind sehr klein, nicht größer als der Zündkopf eines Streichholzes und lauern auf Grashalmen und Sträuchern auf ihr Opfer. Als Kind habe ich gedacht, Zecken verstecken sich auf Bäumen und lassen sich auf ihre Wirte herab fallen. Heute weiß ich, dass Zecken bis zu 1,50m hoch klettern können. Da sie sich mit ihren behaarten Beinchen innerhalb von Sekunden an ihren Wirt klammer, während dieser an ihrem Versteck vorbei läuft, befinden sie sich meistens auf Hüft- oder Kniehöhe.

Zecken verbleiben sozusagen in einer Winterstarre, doch wird es wärmer und steigt die Temperatur über 7°C, werden sie wieder aktiv. Da unsere Winter immer milder werden, bleibt auch die Zecke über das Jahr länger aktiv und somit gefährlich für Mensch und Vierbeiner.

Doch wie erkennt eine Zecke eigentlich ihren Wirt? Die meisten Zecken haben keine Augen, sondern ein sogenanntes Haller’sches Organ, sowie Tasthaare an den Beinen, sodass sie ihren Wirt über den Geruch, die Körperwärme und das ausgeatmete CO² aufspüren. Die am häufigsten in Deutschland vorkommende Zeckenart ist der „Gemeine Holzbock“. Dieser gehört zu den Schildzecken, genauso wie die Buntzecke und die eher in Süddeutschland, aber insgesamt deutlich seltener vorkommende Braune Hundezecke. diese fühlt sich dann aber sogar in unseren Häusern und Zwingern zu Hause.

Die Zecken suchen sich Hautstellen die dünn und gut durchblutet sind. Beim Hund sind das vor allem die Achseln, die Leiste, der Kopf, die Ohren und die Ohreninnenseiten, als auch der Genitalbereich. Wir sprechen von einem Zeckenstich und nicht von einem Zeckenbiss, da die Zecke mithilfe eines Stechapparates in die Haut eindringt. Dabei enthält ihr Speichel sowohl eine betäubende Substanz, sodass man den Einstich nicht spürt, als auch Gerinnungshemmer, damit sie das Blut gut aufnehmen kann. Die Zecke filtert das Blut des Wirtes und gibt die überschüssige Flüssigkeit wieder in seine Blutbahn zurück.

Ein Zeckenstich ist eigentlich genauso ungefährlich, wie der Stich einer Mücke. Leider kann es passieren, dass eine Zecke, die Träger verschiedener Erreger ist, diese auf ihren Wirt überträgt. Daher ist es wichtig, sich und seinen Vierbeiner vor einer Übertragung zu schützen. Der Hund spielt hierbei als Überträger auf den Menschen keine Rolle. Nur wenn eine Zecke einen Menschen sticht, kann dieser unter Umständen erkranken. Beim Menschen gibt es vor allem 2 wichtige Erkrankungen, die durch einen Zeckenstich übertragen werden können. Das Virus, welches zu einer FSME (Frühsommermeningoenzephalitis), also zu einer Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten führt, kann bereits mit dem Speichel der Zecke auf den Menschen übertragen werden. Es gibt bestimmte Risikogebiete, in denen das Risiko einer Übertragung erhöht ist. Norddeutschland ist eher weniger betroffen, wobei es seit 2019 ein Risikogebiet im Landkreis Emsland gibt. Für den Menschen ist es möglich, sich gegen diese Erkrankung impfen zu lassen.

Ein zweiter Erreger, der von der Zecke auf den Menschen übertragen werden kann, sind Borrelien. Diese befinden sich im Darm der Zecke. Man geht davon aus, dass eine Zecke zwischen 12-24 Stunden Blut sauen muss, bis die Erreger aus dem Darm in den Blutkreislauf des Menschen gelangen. Daher ist es so wichtig, eine Zecke die einen Menschen gestochen hat, so schnell es möglich ist zu entfernen.

Beim Hund sind folgende Erkrankungen bekannt, die durch Erregerübertragung von Zecken auf den Hund zu lebensbedrohlichen Symptomen führen können.

● Borreliose,
● Barbesiose,
● Ehrlichiose,
● Anaplasmose,
● Hepatozoonose
● und Filariose.

Wieso sticht eine Zecke eigentlich ihren Wirt und saugt Blut?

Im Entwicklungszyklus einer Zecke durchläuft diese mehrere Stadien. Eine erwachsene Zecke legt bis zu 3000 Einer. Daraus schlüpft die Larve. Aus der Larve entwickelt sich die Nymphe und aus der Nymphe entwickelt sich die erwachsene Zecke. Für jeden einzelnen Entwicklungsschritt benötigt die Zecke Blut.

Seit kurzem wurde in Deutschland erstmalig eine neue Zeckenart gefunden, die bisher nur am Rande Europas vorkam. Die sogenannte Hyalomma Zecke kann Überträger des Krim-Kongo-Fiebers (CCHF) sein. Sie ist deutlich größer als die üblichen Zeckenarten in Deutschland und ist gekennzeichnet durch auffällig gestreifte Beine. Wer eine solche Zecke findet, sollte diese zu Forschungszwecken an die Tierärztliche Hochschule schicken. Weitere Infos findet man auf der Homepage der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

Welche Möglichkeiten gibt es nun, den Hund und den Mensch vor den Erkrankungen zu schützen?

1. Tierarzt

Beim Tierarzt gibt es Antiparasitika, die einen Wirkstoff enthalten, der die Zecke tötet. Manche dieser Wirkstoffe haben eine sogenannte „repellierende“ Wirkung. Die Zecke wird bereits vom Stechen abgehalten. Nicht repellierend wirkende Mittel wirken erst, wenn die Zecke diese Stoffe über den Saugakt des Blutes in sich aufnimmt. Die Wirkungsdauer ist von Präparat zu Präparat, aber auch von Hund zu Hund unterschiedlich und kann durch Baden im Wasser und andere Einwirkungen verändert oder reduziert sein. Wie jedes Arzneimittel können auch diese Präparate zu Nebenwirkungen führen, hierzu empfiehlt es sich in die Packungsbeilage zu schauen.

Wir haben verschiedene Möglichkeiten diesen Wirkstoff bei unseren Hunden anzuwenden. Wir unterscheiden die Spot-on Pipetten, von Halsbändern und Tabletten. Beim Spot-on wird eine Flüssigkeit in den Nacken des Hundes getropft.

2. „Natürliche“ Präparate

Der Hauptgedanke bei der Nutzung dieser Präparate sind bei den allermeisten wohl die fehlenden Nebenwirkungen. Aber Vorsicht. Folgende Mittel können beim Hund zu lebensgefährlichen Vergiftungserscheinungen führen. Dabei ist die Dosis entscheidend.

● Teebaumöl oder andere Ätherische Öl
● Zwiebeln
● Knoblauch
● …

Viele meiner Kunden beschwören die Wirkung von Kokosöl, Hefe und B-Vitaminen, Bernsteinketten und Ultraschallhalsbändern. Die Wirkung dieser einzelnen Möglichkeiten ist bisher wissenschaftlich NICHT belegt. Allerdings ist auch nicht davon auszugehen, dass dem Hund durch Nebenwirkungen Schaden zugefügt werden kann. Kritisiert wird bei diesen Substanzen, dass man möglicherweise die Gefahr aus den Augen verliert und der Hund bei möglichem Versagen der Wirkung, nicht ausreichend gegen die Zecken geschützt ist.

Durch eine Kundin bin ich auf die Möglichkeit aufmerksam geworden, Schwarzkümmelöl ins Futter zu mischen. Im Internet habe ich die Info gefunden, dass Alexander Betz aus Regensburg in Verbindung mit der Stiftung „Jugend forscht“ herausfand, dass ein Hund, durch die Verabreichung von Schwarzkümmelöl, von weniger Zecken gestochen wurde.

Daher kommen wir nun zum aus meiner Sicht allerwichtigsten Punkt:

3. Das regelmäßige Absuchen des Vierbeiners und die zeitnahe Entfernung der Zecken

Bei langhaarigen Rassen stellt das leider eine Herausforderung dar.

Wie entfernt man die Zecke am besten?

Wichtig ist, möglichst alle Bestandteile der Zecke zu entfernen. Dazu sollte man die Zecke langsam und gleichmäßig nach oben ziehen, damit sie sich langsam löst Wird die Zecke beim Entfernen gedrückt, z.B. durch die Verwendung einer Zeckenzange, können Bestandteile aus dem Darm der Zecke in die Blutbahn des Wirtes gelangen. Daher sollte darauf geachtet werden, die Zecke möglichst nah an der Haut des Wirtes zu packen. Ich habe auf einer Messe den Hersteller der Zeckenmaus® kennengelernt. Mit ihrer Hilfe ist das Zeckenentfernen kein Problem und man kommt mit der Zecke nicht in Berührung.

Schon oft habe ich es erlebt, dass ich eine Zecke bei einem anderen Hund bemerkt und den Besitzer darauf aufmerksam gemacht habe. Häufig höre ich: „Ja, die mache ich nachher raus“. Doch warum ist es eigentlich so wichtig, die Zecke so früh wie möglich zu entfernen? Grund dafür ist der Übertragungsweg der Erreger von der Zecke auf den Hund/Mensch. Da sich die meisten Erreger im Darm der Zecke aufhalten, kann man davon ausgehen, dass eine Übertragung erst nach 12-24 Stunden nach dem Zustechen der Zecke in die Haut stattfindet. Das heißt wir haben ein bisschen Zeit, die Zecke rechtzeitig zu entfernen. Wir wissen aber ja nicht, seit wann die Zecke bereits Blut saugt, daher sollte man die Zecke zeitnah entfernen.

Zum Schluss möchte ich noch einmal betonen, dass nicht jede Zecke von Erregern befallen ist und ein Zeckenstich nicht immer zu einer Erkrankung führt. Dennoch sollten wir bereits in den ersten warmen Tagen dieses Jahres mit dem gründlichen Absuchen unserer Vierbeiner beginnen.

 

Ein Artikel von Valérie Pöter