Dein Hund kommt schlecht zur Ruh, rennt jedem Hasen hinterher oder der Klassiker, ist nicht mehr ansprechbar, wenn ihm Menschen, oder ein Mensch-Hund-Team entgegen kommt?
Doch warum klappt das bei anderen so gut, bei dem eigenen jedoch nicht? Machen die anderen irgendwas anders, oder kann der eigene Hund einfach nicht anders reagieren? Gibt es Hunde, die einfach nicht wirklich entspannen können?
Zeigen die Hunde das Verhalten von allein (Temperament), oder ist es trainiert (Impulskontrolle)?
Die Arte & Weise, wie ein Individuum (Hund/Mensch) auf die Umwelt oder Alltagssituation reagiert, beschreibt das Temperament.
Dabei ist zu differenzieren, dass jedes Individuum unterschiedlich stark auf die gleichen Reize reagieren kann. So gibt es Hunde, die gelassen und cool reagieren kommt ihm ein anderer Hund entgegen und gibt es solche, die auf Ansprache und Kekse nicht mehr reagieren und wie wild zum anderen Hund hinziehen.
Doch was ist das Temperament? Ist es etwas, was der Hund kontrollieren, oder womöglich der Besitzer - Ist es womöglich erlernbar?
Wovon hängt das Temperament ab?
Kurz und knapp, von der Reaktivität und der Selbstregulierung
Reaktivität beschreibt dabei, wie aktivierbar das verhaltensbezogene und physiologische System des Individuum ist. Die physiologischen Merkmale, Dinge die im Körper stattfinden, als auch am Verhalten was sich an dieser Reaktivität ablesen kann.
Es beschreibt somit die biologische Empfindlichkeit gegenüber Stressreizen und ist in großen Teilen vorgeburtlich bzw. früh nachgeburtlich angeboren.
Die Selbstregulierung ist eine regulierte Reaktivität auf Prozesse, die ein Individuum befähigen, Handlungen & Emotionen zu steuern. Diese sind zu großen Teilen erlernt und beinhalten die Aufmerksamkeit, die Verhaltensinhibition und das selbstberuhigende Verhalten.
Bei der Aufmerksamkeit ist gemeint, diese zu fokussieren und Außenreize zu ignorieren. Sich auf den Sozialpartner Mensch zu konzentrieren und andere Reize (Hunde/Menschen) zu ignorieren.
Die Verhaltensinhibition, also die Anpassung seines Verhaltens an Reize oder die Umwelt, dieses zu verändern oder auch zu unterdrücken. Dabei ist vielen das Beispiel des Anspringens bekannt. So werden die Hunde über ein Generalisierungsprozess trainiert, Menschen nicht mehr anzuspringen, also lernen sich anzupassen.
Das selbstberuhigendes Verhalten beinhalten die Möglichkeit, sich in Stresssituationen runter zu regulieren.
Somit ist die Selbstregulierung ist weitestgehend eine gelernte Impulskontrolle.
Aber wie sieht es mit der Reaktivität aus?
Zentraler Punkt bei der Reaktivität ist die Stressverarbeitung.
Wie gut werde ich mit Stress fertig - wie gut kann ich mich aufregen aber eben auch abregen?
Aber können wir Einfluss auf biologische Empfindlichkeiten gegenüber Stressreizen nehmen, die vorgeburtlich- früh nachgeburtlich entstehen?
Vorgeburtlicher Stress
In der ersten Studie wurden Schafsmütter im letzten drittel ihrer Schwangerschaft in zwei Gruppen geteilt.
Gruppe A (erfuhr positive Interaktionen) Gruppe B (erfuhr negative Interaktionen)
- kein direkter Blickkontakt vom Menschen - direkter Blickkontakt vom Menschen - freundlich Ansprache, ruhiges Handling, - laute Ansprache, unberechenbare Bewegungen - regelmäßige Futterzeiten - unregelmäßige Futterzeiten
Die Mütter der Gruppe A trafen auf wenig Stress, Mütter der Gruppe B dagegen schon auf mehr Stressreize. Dennoch handelt es sich dabei um moderaten Stress, der gemäßigt dargeboten wurde.
Und dennoch zeigt es, dass auch die moderaten Stressreize bei den Müttern und dann eben auch bei den Lämmer, zu großen Auswirkungen geführt hat.
Festgestellt wurde, dass Lämmer gestresster Mütter eine erhöhte Ängstlichkeit zeigen. Zudem führte es zu einer Veränderung der Hirnregion, die der Emotionsregulierung dient.
Bei Labormäuse wurden ebenfalls Auswirkungen auf vorgeburtlichen Stress festgestellt.
So zeigte eine erhöhte Reaktivität, bedingt durch eine erhöhte Stressanfälligkeit, dass die Ängstlichkeit und Aggressivität sich in beiden Fällen erhöhte.
Früh-nachgeburtlich
In einer weiteren Studie wurden Babymäuse untersucht. Dabei wurden diese in zwei Gruppen unterteilt, Gruppe A und B.
Die Babymäuse der Gruppe B wurden innerhalb der ersten zehn Tage für drei Stunden von der Mutter getrennt. Dies ist für Babymäuse eine lange Zeit, in der sie ohne Schutz der Mutter verbringen und starken Stress hervorruft. Nach diesen 10 Tagen wurden sie anschließend gleich gehalten, wie die Babymäuse der Vergleichsgruppe A.
(http://www.mpg.de/431776/forschungsSchwerpunk)
Die Mäuse wurden zweimal auf den Cortisol-Wert gemessen. Auf den Peak-Wert, der Tageswert von Cortisol und diesen, nach einer Stresssituation.
Es zeigt sich, dass die Babymäuse der Gruppe B (weiße Balken) in den ersten 6 Wochen einen deutlich erhöhten Tages-Cortisol-Spiegel aufweisen, im Vergleich zur Kontrollgruppe A. Das gilt auch nach weiteren drei Monaten. Ebenfalls ist zu erkennen, dass auch nach einem Jahr der Cortisol-Wert nach einer stressigen Situation, bei den Babymäusen der Gruppe B erhöhter ist, als zur Gruppe A.
Das ist ein starker Nachweiß, dass bei Mäusen innerhalb der ersten Tage, vergleichbar zu Hunden die ersten Wochen, Stress enorme Konsequenzen & Auswirkungen haben kann.
Aber ist denn Stress pers sé etwas schlimmes, oder hat es auch Vorteile?
Das verraten wir euch im nächsten Artikel zu 'Kann (d)ein Hund Gelassenheit lernen - Teil II'.