Pyrenäenberghund
Steckbrief
FCI Standardnummer: | 137 |
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Widerristhöhe Hündin: | 65 bis 75 cm |
Widerristhöhe Rüde: | 70 bis 80 cm |
FCI Gruppe: | Pinscher und Schnauzer – Molossoide – Schweizer Sennenhunde |
Herkunftsland: | Frankreich |
Fellfarbe: | Weiß oder Weiß mit grauen (dachsfarbenen oder wolfsgrauen), blassgelben oder orangefarbenen (rostigen) Flecken |
Fellbeschaffenheit: | Dicht und schlicht, ziemlich lang und geschmeidig. Die Unterwolle ist ebenfalls sehr dicht. |
Der Bodyguard für Schafe
Der Pyrenäenberghund ist ein uralter Herdenschutzhund und heißt in seiner Heimat offiziell Chien de Montagne des Pyrénées. Er wird von den Menschen, die in den Pyrenäen leben, aber meist Patou genannt. Der „Cousin“ auf spanischer Seite ist der Mastin del Pirinero. Dokumentationen über Pyrenäenberghunde findet man bereits aus dem 14. Jahrhundert, doch ihr Ursprung geht mit Sicherheit auf viel frühere Zeiten zurück. Ihre Vorfahren lebten vermutlich schon vor 3000 Jahren in der Bergregion. Dort sollten die Hunde traditionell die Schafherden vor den Angriffen vier- und zweibeiniger Räuber schützen. Die großen weißen Herdenschutzhunde waren für die Hirten unschätzbare Helfer. Sie schlossen sich ihren Herden eng an und arbeiteten sehr selbständig. Selbst, wenn der Hirte länger abwesend war, konnte er sich auf die Wachsamkeit und das Reaktionsvermögen seiner mutigen Hunde verlassen. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurden Pyrenäenberghunde zudem als Wachhunde in den Schlössern der Pyrenäen eingesetzt. Auch der „Sonnenkönig“ Ludwig der XIV holte die Hunde schließlich als Wach- und Schutzhunde zu sich. Der hauptsächliche Einsatzbereich der Pyrenäenberghunde blieb aber der Dienst als Herdenschutzhund. Der erste Rasseklub wurde 1907 gegründet, 1923 erfolgte die Eintragung des ersten Standards bei der Société Centrale Canine de France. Die Weltkriege und die Ausrottung der großen Beutegreifer sorgten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dafür, dass die Rasse beinahe ausstarb. Doch einige Liebhaber:innen außerhalb Frankreichs hielten an ihr fest und sicherten mit wenigen Zuchttieren ihren Fortbestand. Und seit einigen Jahrzehnten erlebt der Pyrenäenberghund nun eine Renaissance.
Wie ein großer, weißer Teddybär
Groß und kräftig, aber zugleich beweglich und athletisch – so muss der Pyrenäenberghund zumindest für den Einsatz an der Herde sein. Sein mittellanges Fell ist dicht und kann leicht gewellt sein kann. Die Unterwolle ist ebenfalls sehr dicht. Offiziell sind folgende Farben zulässig: „Weiß oder Weiß mit grauen (dachsfarbenen oder wolfsgrauen), blassgelben oder orangefarbenen (rostigen) Flecken an Kopf, Ohren und Rutenansatz, manchmal auch auf dem Körper.“ Rüden werden 70 bis 80 Zentimeter groß, Hündinnen 65 bis 75 Zentimeter. Das Gewicht kann zwischen 60 und 70 Kilogramm liegen. Der Pyrenäenberghund hat an beiden Hinterläufen doppelte Afterkrallen. Die Vorderläufe tragen manchmal ebenfalls doppelte Afterkrallen.
Territorialer, sehr eigenständiger Beschützer
Er ist ein Wächter und Beschützer mit hoher territorialer Motivation und einem ausgeprägten Hang zur Eigeninitiative. Natürlich wirkt er kuschelig und durch seine in der Regel eher ruhige Erscheinung sehen viele ihn als großen, weißen Teddybären. Doch darf man sich davon nicht täuschen lassen. Das Wesen des Pyrenäenberghunds ist durch seine Verwendung über Jahrhunderte geprägt. Er war für das Leben seiner Herde verantwortlich und musste – ohne die Anwesenheit des Hirten – selbstständige Entscheidungen treffen. Kein Wunder also, dass der französische Herdenschutzhund seinen eigenen Kopf hat. Er beschützt sein Revier und seine Menschen, fremden Menschen gegenüber zeigt er sich reserviert und misstrauisch bis abweisend. Insofern ist eine gute und sorgfältige Sozialisierung im Welpenalter extrem wichtig. Weil die weißen Riesen als sehr kinderlieb gelten – und in der eigenen Familie meist auch sind – stellen sich viele Menschen vor, dass sie tolle Familienhunde sind, die nebenbei auch ein wenig aufpassen. Diese Vorstellung ist jedoch sehr naiv, wobei Ausnahmen natürlich die Regel bestätigen. Nicht selten will der Herdenschutzhund den Nachwuchs und am besten die ganze Familie beschützen. Allerdings nicht nur vor echten Gefahren und Eindringlingen, sondern gegebenenfalls auch vor anderen Kindern, die zu Besuch kommen. Hand aufs Herz: Ist das noch im Sinne des Hundes? Oder der Kinder? Und stellt man sich so ein entspanntes Familienleben vor? In der Großstadt kann der Hund sich nur schwer gemäß seinen Anlagen entfalten. Allein seine Größe macht die Haltung als Mitbewohner in der Etagenwohnung eher unpraktikabel. Und auch auf die Nachbar:innen wird er vermutlich mit wenig Begeisterung reagieren. Ein Leben auf dem Land passt viel besser zu ihm. Bestenfalls mit einem großen, sicher eingezäunten Garten, in dem der Pyrenäenberghund regelmäßig bei Wind und Wetter seiner liebsten Aufgabe nachgehen kann: dem Bewachen „seines Reviers“.
Beschäftigung für den Pyrenäenberghund?
Der Pyrenäenberghund hat meist wenig Lust dazu, hundesportlich aktiv zu werden oder an Aktionen teilzunehmen, in denen er keinen Sinn sieht. Es kann aber durchaus sein, dass er sich dazu motivieren lässt, den Futterbeutel zu apportieren, aus dem er im Anschluss gefüttert wird. Auch Wanderungen können möglich sein, gegebenenfalls auch zughundesportliche Aktivitäten oder Nasenarbeit.
Pflege und Gesundheit
Ursprünglich war das Haarkleid der Herdenschutzhunde harsch, witterungsunempfindlich und pflegeleicht. Einige „moderne“ Pyrenäenberghunde haben jedoch (zu) langes, dichtes und weiches Fell, das schnell Filz bildet. In dem Fall sollten sie wöchentlich gründlich gebürstet werden, um Verfilzungen zu vermeiden.
Pyrenäenberghunde gelten als robust und haben nur geringe Risiken für Erbkrankheiten. Als Hunde großer Statur haben sie ein erhöhtes Risiko für Hüftdysplasien. Seriöse Züchter lassen vor dem Zuchteinsatz die Hüften der Elterntiere untersuchen, um nur gesunde Hunde dafür einzusetzen.