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Hyperaktive Hunde müssen lernen, mit Ritualen zur Ruhe zu kommen

Vor einigen Jahren lernte ich Familie Werner mit ihrer elf Monate alten Hündin Luna kennen. Die Halter nahmen Kontakt zu mir auf, da ihre Hündin beim Anblick anderer Hunde wie wild an der Leine zog und dann unaufhörlich bellte. Außerdem war der Besuch der Junghundegruppe nicht mehr möglich, da Luna während der ganzen Trainingsstunde kaum ansprechbar war und Familie Werner ihre Hündin zu keiner einzigen Übung motivieren konnte. Als wir uns trafen, war Luna schon kaum im Kofferraum zu halten und quetschte sich sofort ins Freie. Auf dem Weg zum Trainingsgelände, sprang Luna mit vollem Körpereinsatz in die Leine und jegliche Versuche ihres Halters, die Hündin daran zu hindern, scheiterten kläglich. Nachdem wir eine der eingezäunten Wiese erreicht hatten, bat ich den Halter, seine Hündin anzusprechen, diese in eine Sitz-Position zu bringen und sie dann abzuleinen. Luna reagierte zunächst überhaupt nicht auf ihren Menschen. Hektisch schnupperte sie aufgeregt am Boden und stellte ihre Ohren auf Durchzug. Erst als Herr Werner lauter wurde und die Leine kürzer nahm, reagierte sie. „So, jetzt ist aber endlich Schluss! Sitz habe ich gesagt!“. Luna legte sich hin. „Na also, geht doch.“

Fragend schaute ich Herrn Werner an. „Na, Hauptsache, sie hat überhaupt reagiert, oder?“ meinte er. Bevor ich etwas antworten konnte, leinte er Luna ab und diese rannte wie von der Tarantel gestochen los. Im Zickzack schoss die Hündin über die Wiese und jagte einem Schmetterling hinterher, den sie entdeckt hatte. Nach einigen Minuten lief Luna zu ihrer Halterin, setze sich vor sie hin und stupste sie mit ihrer Schnauze an.

Hyperaktives Verhalten beeinträchtigt Mensch und Hund

Automatisch ging die Hand von Frau Werner in die Tasche und holte einen Futterbrocken heraus, den sie ihrer Hündin gab. Auf meine Frage, warum Luna ein Leckerchen bekommen hatte, antwortete die Halterin: „Sie hat doch so schön Sitz gemacht“. Nach einigen weiteren Tests erläuterte ich meine Beobachtungen den beiden Hundehaltern. Frau und Herr Werner waren irritiert, dass ich der Aussage ihrer letzten Hundetrainerin, Luna leide an einer Hyperaktivitätsstörung, nicht zustimmte, auch wenn das Verhalten ihrer Hündin dies sicherlich manchmal vermuten ließ. Um einzuschätzen, ob ein Hund wirklich neurologische Probleme hat oder ob er zum Beispiel im Alltag nicht ausreichend beschäftigt wird bzw. einfach nur jung und unerzogen ist (so wie es bei Hündin Luna der Fall war), helfen bestimmte Kriterien. Diese wurden schon in den 1970er Jahren von Tierärzten beschrieben (Campbell WE. Behavioral modification of hyperkinetic dogs. Mod Vet Pract 1973; 54: 49–52) Eine echte Hyperaktivitätsstörung beeinträchtigt den Alltag und die Lebensqualität von Hund und Halter massiv und hat ihre Ursache nicht in einer mangelnden Erziehung oder Auslastung des Hundes. Auch eine beginnende Pubertät kann diese Verhaltensweisen nicht erklären. Hier haben wir es mit einer echten Verhaltensstörung zu tun, unter welcher der betroffene Hund sichtlich leidet. Doch wie kommt es zu einer solchen Hyperaktivitätsstörung bei Hunden?

Verschiedene Faktoren führen zu einer Hyperaktivitätsstörung 

Warum manche Hunde ein ständig erhöhtes Erregungsniveau haben, auch ohne äußere Einflüsse, und woher Hyperaktivität bei Hunden genau kommt, ist selbst Experten noch nicht ganz klar und wahrscheinlich gibt es auch nicht die eine Ursache, sondern es sind eher verschiedene Faktoren, die zu einer echten Hyperaktivitätsstörung bei Hunden führen.

Jedoch scheint eine Störung im Frontalhirn hauptursächlich zu sein. Das Frontalhirnsteuert die Informationsverarbeitung all der Millionen Reize, die jede Sekunde auf den Hund einströmen. Es muss diese Reize mit Hilfe untergeordneter Hirnzentren filtern, sortieren, ablegen, löschen oder aber weiterleiten. Das setzt voraus, dass im Hundegehirn eine Informationsverarbeitung und eine Selektion nach Prioritäten stattfinden. Funktionieren diese Filter nicht ausreichend, kommt es zu einem Datenkurzschluss. Das Gehirn kann die einströmenden Reize nicht sinnvoll verarbeiten, es nimmt jedes „Hintergrundgeräusch“ wahr und sieht es als wichtig an. Der betroffene Vierbeiner bekommt nur ein diffuses Bild der aktuellen Situation, vergleichbar mit dem unscharfen Blick durch eine nicht gut angepasste Brille.

Ebenso scheinen die hemmenden Funktionen des Frontalhirns nicht ausreichend aktiviert zu sein, sodass die Brems- und Hemmungssysteme des Gehirns nicht zufriedenstellend arbeiten. Hier ist die Resonanz auf Reize deutlich erhöht. So wie die Reize ungefiltert auf den hyperaktiven Hund einstürzen, so ungefiltert schleudert er auch seine Gefühle in die Welt, oft mit fatalen Folgen. Eine angemessene Verhaltensregulierung kann so nicht regelmäßig und vorhersehbar erfolgen.

Hyperaktiven Hunden mangelt es vor allem an Selbstkontrolle

Auch bei den wichtigen Gehirnhormonen, den Neurotransmittern, wurden Veränderungen bei hyperaktiven Hunden festgestellt. Hierbei spielt Dopamin eine gewichtige Rolle. Dieses Hormon steuert die Aktivität, den Antrieb und die Motivation. Untersuchungen von Adam Miklosi konnten bei Deutschen Schäferhunden zeigen, dass Störungen am Dopamin D4-Rezeptor zu finden sind, sodass Dopamin in bestimmten Hirnarealen nicht ausreichend vorliegt oder aber zu schnell abgebaut wird. Die genetische Veranlagung scheint dabei eine große Rolle zu spielen. Die Anlagen befanden sich bereits in den Elterntieren und sind daher auch bei den Geschwistern vorhanden. Daher macht es Sinn, sich die Geschwistertiere diesbezüglich einmal anzuschauen und zu prüfen, ob auch diese die oben genannten Verhaltensweisen zeigen. Eng mit der genetischen Ursache verbunden ist natürlich auch die ursprüngliche Verwendung des betreffenden Hundes zu sehen. Wurde die Rasse zu hoher Aktivität gezüchtet und auf Arbeitsleistung selektiert? Dann ist eine höhere Anfälligkeit für hyperaktives Verhalten gegeben. Besonders Hüte- und Wachhunde fallen in diese Kategorie, da sie einen sehr geringen Reizfilter haben, sollen sie doch kleinste Veränderungen in der Umgebung erkennen und darauf reagieren.

Zum anderen haben die frühen Haltungsbedingungen mit der Entwicklung einer solchen Verhaltensstörung zu tun. Neigt der junge Hund eh schon zu hyperaktivem Verhalten und wird eventuell von Mutter bzw. Geschwistern zu früh getrennt, dann kann sich das Verhalten eher entwickeln, da die fehlende Erziehung bzw. die fehlende Interaktion mit den Geschwistern eine Ausbildung der Selbstkontrolle beeinträchtigt. Diese Hunde neigen dazu, schnell überreizt zu sein, als fehle ihnen ein Filter, der Wichtiges von Unwichtigem trennt. Es kann auch sein, dass die Hündin mit der Aufzucht ihrer Welpen überfordert war und bereits selbst hyperaktiv reagierte. Eventuell standen auch kein kompetenter Züchter oder andere erwachsene Hunde zur Seite, die regulierend einwirken konnten.

Auch die Bedingungen beim späteren Halter haben maßgeblich Einfluss auf die Entwicklung einer Hyperaktivitätsstörung. Wurden die hundlichen Bedürfnisse ausreichend befriedigt oder wurden aus mangelndem Wissen nicht schon erste Anzeichen versehentlich gefördert? Hatte der betreffende Hund Rückzugsmöglichkeiten, wo er entspannen konnte? Wurden Ruhephasen eingehalten oder wurde versucht, durch noch mehr Aktivität den Hund auszupowern? Wurde die Fähigkeit der Selbstbeherrschung bereits frühzeitig geübt und gefördert oder wurde dem Hund jeder Wunsch umgehend erfüllt? Wie bei etlichen Verhaltensweisen sind die Ursachen in einer Kombination aus genetischen Aspekten und den Einflüssen der Umwelt zu finden. Die Anlagen sind bereits vorhanden und gelangen dann in ungünstige Haltungsformen.

Welche Möglichkeiten der Verhaltensänderung gibt es?

Hyperaktive Hunde müssen lernen, zur Ruhe zu kommen. Daher bietet es sich an, den Alltag durch verschiedene Rituale zu strukturieren. Die einzelnen Aktivitäten werden immer zu den gleichen Uhrzeiten begonnen und beendet. Somit sinkt beim Hund die Erwartungshaltung, dass er vielleicht etwas Wichtiges verpasst, wenn er sich ausruht. Bestimmte Gesten oder verbale Signale können bei diesem Prozess unterstützend eingesetzt werden. Sie kündigen zum einen an, dass jetzt etwas passiert oder auch, dass die Aktivität beendet ist und auch nicht fortgesetzt wird. So können Übungen immer mit einem bestimmten Wort (z. B. „Training“) eingeleitet und mit einem anderen Wort (z. B. „Schluss“) beendet werden. 

Ebenso bieten sich feste Ruhezeiten an, das heißt zu bestimmten Uhrzeiten begibt sich der Hund auf seinen Rückzugsort und verbleibt dort. Hierbei kann eine Box hilfreich sein, vorausgesetzt der Hund ist zuvor an die Box gewöhnt worden und hat gelernt, dort auch zu entspannen. Hektische Aktivitäten sollten zugunsten ruhigerer Beschäftigungsformen reduziert werden. Jegliche Nasenarbeit, bei der ein konzentriertes Suchen die Grundlage ist, eignet sich, um das Aktivitätslevel zu senken und den Hund dennoch auszulasten. Auch mental fordernde Aufgaben, bei denen der Hund durch eigenes Ausprobieren zur Lösung eines Problems kommt, sind adäquate Beschäftigungen.

Belohnungen für erbrachte Leistungen sollten den Hund nicht unnötig erregen. Daher sollte man nicht allzu hochwertiges Futter einsetzen, sondern lieber mit ruhiger Stimme oder sanftem Körperkontakt den Vierbeiner belohnen. Gemeinsames Spielen fördert die Selbstkontrolle des Hundes. Dynamische Spielphasen werden durch den Menschen immer wieder kurz unterbrochen und dann fortgesetzt, wenn der Hund diese Frustration aushält, weil er gelernt hat, dass ruhiges Verhalten zu einer Fortsetzung des Spiels führt. Gibt es erwachsene, kompetente und psychisch ausgeglichene Hunde in der Nähe, dann sollte zu diesen regelmäßig Kontakt hergestellt werden, da sie die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung optimal fördern können. Sie wissen genau, wie man mit überdrehten Hunden umgeht. Eventuell sollte auch über eine Futterumstellung nachgedacht werden. Der Proteingehalt im Futter sollte eher niedrig sein, zudem sollte man schnell verdauliche Kohlenhydrate wie Zucker so gut es geht vermeiden, da diese zu Energiespitzen im Gehirn führen. Bessere Lieferanten für Kohlenhydrate sind zum Beispiel Kartoffeln. Glutamat hat im Hundefutter ebenfalls nichts zu suchen, da es als erregender Botenstoff im Gehirn wirkt.

Tryptophanhaltigen Fleischsorten wie Lamm, Kaninchen oder Schwein sollte der Vorzug gegeben werden. Aufgrund der Aujeszkyschen Krankheit darf Schweinefleisch dabei natürlich nicht roh gefüttert werden. Weniger geeignet sind Wild und Rind für hyperaktive Hunde, da diese viel Phenylalanin enthalten, welches über die Zwischenstufe Tyrosin zu erregenden Botenstoffen umgebaut wird. Sollte der Hund kein unsicherer oder gar ängstlicher Typ sein, dann kann die Fütterung von Mais helfen, da sich darin ein Enzym befindet, das die Bildung der sogenannten Katecholamine, das sind erregende Botenstoffe, zu denen das Adrenalin und das Noradrenalin zählen, verringert. Im Zweifelsfall sollte der Halter eine kompetente Ernährungsberatung in Anspruch nehmen, um das geeignete Futter zu finden. 

Eine tierärztliche Untersuchung ist bei hyperaktiven Hunden immer anzuraten, da etwa eine latente Schilddrüsenunterfunktion häufig mit einer echten Hyperaktivität einhergeht. Inwieweit eine medikamentöse Therapie begleitend zum Training Sinn macht, sollte ein erfahrener Tierarzt entscheiden. Dieser muss gut einschätzen können, welche Mittel eingesetzt werden können, um das Therapieziel zu erreichen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Trainer und Tierarzt ist angeraten. Langfristig sollten die medizinischen Hilfsmittel wieder abgebaut werden, wenn der Hund Verhaltensmuster erlernt hat, mit denen er seine Aktivität herunterfahren kann.

Die Sozialisierung spielt eine ganz entscheidende Rolle

Kann man aber eigentlich irgendwie dafür sorgen, dass ein Hund gar nicht erst hyperaktiv wird? Dazu gibt es verschiedene Ansätze. Zum einen sollte es selbstverständlich sein, dass nur psychisch ausgeglichene und sozial kompetente Hunde in der Zucht eingesetzt werden, da es genetische Anlagen zur Entwicklung von hyperaktivem Verhalten gibt. Bei sehr großen Würfen oder unerfahrenen Elterntieren sollte über die Hilfe von anderen erwachsenen Hunden bei der Aufzucht des Nachwuchses nachgedacht werden. Auch der Züchter sollte notfalls bei der Früherziehung der Welpen unterstützend eingreifen.

Die Welpen sollten idealerweise nicht zu früh von der Mutterhündin und den Geschwistern getrennt werden. Ist die Hündin kompetent und sind die Aufzuchtbedingungen optimal, dann dürfen die Welpen auch gern bis zur 10. oder sogar 12. Woche beim Züchter verbleiben und dort durch den Umgang mit ihren Geschwistern sowie der Mutterhündin und gegebenenfalls auch den anderen Hunden des Züchters die wichtigen Fähigkeiten zur Selbstbeherrschung erlernen. 

Hunde sollten bereits in jungen Jahren lernen, mit Frust umzugehen und so eine entsprechende Frustrationstoleranz entwickeln. Überfürsorgliches Verhalten ist hier fehl am Platz. Der junge Hund muss durch eigenes Ausprobieren seine Grenzen und die des Gegenübers kennenlernen. Dies bedeutet für den Menschen, seinen Hund zu erziehen und ihm die nötigen Fertigkeiten beizubringen, damit dieser adäquat mit Stress und Frust umgehen kann. Daher muss der Hund auch lernen, dass nicht immer und sofort auf sein Aufforderungsverhalten im Alltag reagiert und nicht jeder Wunsch erfüllt wird. Je früher hiermit begonnen wird, desto schneller stellt sich der Erfolg ein. Regeln sollten verständlich und konsequent vermittelt werden. Der Mensch muss einen Rahmen schaffen, in dem sich der Hund frei bewegen darf, der ihn aber vor Gefahren schützt.

Abwarten sollte man bereits frühzeitig üben. Der Hund muss lernen, dass sich ruhiges Verhalten lohnt und danach eine großartige Aktivität startet. Man geht also nicht mit dem hysterisch bellenden und an der Leine wie wild ziehenden Hund in den Hundefreilauf, sondern bleibt in einiger Entfernung stehen und nähert sich erst dann dem Hundefreilauf, wenn der Hund ruhig ist. Auch die Fütterung kann für das Training genutzt werden. Erst, wenn sich der Vierbeiner beruhigt hat, wird die Futterschüssel hingestellt. Fortgeschrittene dürfen dann gern auch noch ein wenig warten, bis sie die Freigabe bekommen und sich dann endlich genüsslich den Bauch vollschlagen dürfen. Der Hund muss zudem lernen, dass sich die Haustür oder der Kofferraum nur dann öffnet, wenn er sich ruhig verhält. Sollte sich der Hund ungefragt der Tür nähern, wird diese umgehend geschlossen, damit er sich durch sein Verhalten nicht selbst belohnt. Nach einer kurzen Pause gibt es dann die zweite Chance. Wartet er nun selbst in einiger Entfernung zur Tür, wird er verbal belohnt und darf die Wohnung gemeinsam mit dem Menschen verlassen. 

Es müssen ausreichende Ruhephasen geschaffen werden, in denen sich der Hund entspannen und Gelerntes verarbeiten kann. Der Rückzugsort sollte eine Entspannung ermöglichen und sich abseits vom hektischen Familienalltag befinden, dem Hund aber das Gefühl geben, dass er zur Gruppe gehört. Daher sollte man die Decke oder das Körbchen nicht mitten in den Raum legen, sondern eher an der Wand oder an einer ruhigen Stelle platzieren, am besten in der Nähe der Bezugsperson.

12 Kennzeichen echter Hyperaktivität

Ob ein Hund wirklich als hyperaktiv bezeichnet werden kann, entscheiden folgende Kriterien:

1. Das Verhalten ist bereits sehr früh sichtbar, vor dem 4. Lebensmonat zeigen sich Auffälligkeiten.

2. Im Vergleich mit gleichaltrigen Hunden derselben Rasse zeigen diese Hunde eine erhöhte Bewegungsaktivität und auch grobes, körperliches Spiel, bei dem es teilweise zu Verletzungen kommt. Dabei bellen und winseln sie vermehrt. Das Spiel findet kein Ende, auch wenn das Gegenüber eine Pause macht.

3. Wird der Hund von der Leine gelassen, rennt er scheinbar ziellos und hektisch über das Gelände, erkundet dieses nur unvollständig. Immer wieder werden die gleichen Stellen aufgeregt beschnüffelt. Aufgrund einer mangelnden motorischen Kontrolle kommt es auch vor, dass der Hund in Hindernisse läuft.

4. Bei der Fütterung können diese Hunde es kaum aushalten, auf das Futter zu warten. Auch eine vorsichtige Aufnahme des Futters aus der Hand ist beinahe unmöglich. Futter wird hektisch heruntergeschlungen.

5. Ständig wird die Umgebung aufmerksam beobachtet und erkundet, auch wenn diese bekannt und vertraut ist.

6. Kleinste Reize führen zu einer extremen Reaktion, der Hund kann sich nicht selbst kontrollieren oder hemmen. Frustrationen führen schnell zu aggressivem Verhalten.

7. Eine verminderte Konzentrationsfähigkeit ist kennzeichnend. Daher kann es zu einer eingeschränkten Stubenreinheit kommen, da der hyperaktive Hund draußen zu sehr abgelenkt ist, um Kot und Harn abzusetzen.

8. Eine schnelle Übererregung ist kennzeichnend. Eine Gewöhnung an Reize aus der Umwelt, auf die der Hund mit heftiger Erregung reagiert, ist nur schwer möglich.

9. Hyperaktive Hunde zeigen eine verminderte Schlafdauer und -intensität mit allen gesundheitlichen negativen Folgen. Manche Vierbeiner kommen nur noch auf 5 Stunden Schlaf pro Tag und können ohne absolute Reizarmut auch tagsüber nicht mehr ruhen. Sie haben auch kaum Traumphasen.

10. Durch eine mangelnde emotionale Kontrolle kommt es oft zum schnellen Übergang von spielerischem zu ernsten Verhalten. Was als Laufspiel begann kippt in echtes Jagdverhalten, eine spielerische Balgerei endet in einer Beißerei. Es kann aber auch aufgrund der mangelhaften emotionalen Selbstkontrolle schnell zur Ausbildung von Ängsten kommen.

11. Wird ein hyperaktiver Hund gegen seinen Willen festgehalten, um ihn zu beruhigen, zeigt er heftige Gegenwehr und beißt auch teilweise unkontrolliert um sich.

12. Hunde, die an Hyperaktivität leiden, sind nicht in der Lage, vollständig zu entspannen, und zeigen klinische Symptome wie einen erhöhten Herzschlag, eine gesteigerte Atemfrequenz sowie einen erhöhten Energiestoffwechsel 

So kannst Du hyperaktivem Verhalten entgegenwirken

• Alltag durch Rituale strukturieren

• Feste Ruhezeiten einführen

• Ruhige Beschäftigung statt „Action“

• Belohnen mit ruhiger Stimme oder Körperkontakt

• Eventuelle Schilddrüsenüberfunktion tierärztlich ausschließen lassen

• Gemeinsames Spielen fördert die Selbstkontrolle

• Kontakt zu anderen erwachsenen und ausgeglichenen Hunden

• Eventuelle Futterumstellung (Ernährungsberatung)

• Eventuelle Medikamentierung (unbedingt mit Tierarzt und Trainer abstimmen!)

 

Ein Artikel unseres Kollegen Marc Eichstedt von der Martin Rütter Hundeschule Kiel