Golden Retriever
Steckbrief
FCI Standardnummer: | 111 |
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Widerristhöhe Hündin: | 51 bis 56 cm |
Widerristhöhe Rüde: | 56 bis 61 cm |
FCI Gruppe: | Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde |
Herkunftsland: | Großbritannien |
Fellfarbe: | Jede Schattierung von Gold oder cremefarben |
Fellbeschaffenheit: | Glatt oder wellig mit guter Befederung, dichte wasserabstoβende Unterwolle |
Moderner Allrounder für die Entenjagd
Zu den Ursprüngen der heutigen sechs Retrieverrassen gibt es viele Theorien. Als sicher gilt, dass ihre Vorfahren aus Neufundland stammen. Britische Seeleute brachten wasserfreudige und wetterfeste Hunde von dort mit nach England und kreuzten diese – heute ausgestorbenen –"Kleinen Neufundländer" oder "St. John's Hunde" mit englischen Jagdhunden. Im 19. Jahrhundert führte die Weiterentwicklung der Schusswaffen dazu, dass bei der Entenjagd auch auf weite Distanz geschossen wurde. Für die Hunde, die nach dem Schuss eingesetzt wurden, um die Enten im Schilf zu finden und unbeschadet zum Menschen zu apportieren, wurde die Aufgabe dadurch viel anspruchsvoller. Um einen modernen Allrounder zu entwickeln, der diesen Herausforderungen gewachsen war, kreuzte der schottische Baron Tweedmouth1864 gelbe Retriever mit einer Spanielrasse jener Zeit. Später gab es weitere Einkreuzungsprojekte mit Bloodhounds und Irish Settern. 1912 wurde der Golden Retriever in England als Hunderasse anerkannt. 1954 erfolgte die Anerkennung durch die FCI. Erst 1964 gab es den ersten Wurf von Golden Retrievern in Deutschland. Heutzutage ist der „Golden“ einer der beliebtesten Familienhunde. Aber er wird auch immer noch bei der Jagd eingesetzt und hat zudem zahlreiche andere „Jobs“: Rettungshund für Erdbeben- und Lawinenopfer, Zoll- und Polizeihund, Assistenzhund, Therapiebegleit- und Schulhund, Artenschutzhund…
Häufig unkompliziert – aber nicht auf Bestellung
Der Golden Retriever eignet sich für so viele Einsatzbereiche, weil er es liebt, mit seinem Menschen zusammen zu arbeiten, er unbedingt gefallen will („will to please“). Noch dazu gilt er als sanftmütig, intelligent und leicht zu erziehen. Gern wird er als der perfekte Familien- und Anfängerhund bezeichnet, und in vielen Fällen ist das auch so. Doch muss man sich gerade bei Hunden, deren Rassebeschreibung sich so anhört, als würden sie schon fertig erzogen und grundsätzlich freundlich und unproblematisch auf die Welt kommen, vor zu viel Verallgemeinerungen in Acht nehmen. Unterfordert man sie, vernachlässigt man die Erziehung oder pusht sie zu sehr hoch, können auch Golden Retriever sehr unangenehme Zeitgenossen werden, die unerwünschte bis problematische Verhaltensweisen an den Tag legen.
Arbeits- und Showlinie
Ein Golden Retriever will arbeiten – vor allem einer aus der Arbeitslinie (auch Field-Trial-Linie), dessen jagdliche Arbeitseigenschaften in der Zucht betont wurden. Diese Hunde sind meist dunkler gefärbt und haben ein höheres Aktivitätslevel. Die Showlinie wird, wie der Name schon sagt, eher auf das Erscheinungsbild hin gezüchtet, jedoch ohne die Arbeitseigenschaften komplett zu vernachlässigen. Sie haben eine hellere Fellfarbe und einen kompakten Körperbau.
Der Golden Retriever ist mittelgroß: Hündinnen wiegen bei einer Schulterhöhe von 51 bis 56 cm zwischen 30 und 36 kg, Rüden bringen bei einer Größe von 56 bis 61 cm zwischen 34 und 40 kg auf die Waage. Das Fell ist mittellang, mit glattem oder welligem Deckhaar und dichter, wasserabweisender Unterwolle. An der Unterseite der Rute und der Hinterseite der Vorderläufe ist das Fell klassischerweise etwas länger. Farblich sind alle Schattierungen zwischen Cremefarben und Dunkelgolden erlaubt.
Hauptsache Apportieren oder Suchen
Neben der Er- und Beziehungsarbeit ist vor allem die Auslastung gemäß den rassetypischen Eigenschaften und Anlagen ein wichtiger Punkt bei der Haltung eines Golden Retrievers. Und diesbezüglich sind den Halterinnen und Haltern quasi keine Grenzen gesetzt, weil die Hunde so ziemlich alles mit ihren Menschen mitmachen und dabei sehr begeisterungsfähig sind. Apportieren und Nasenarbeit lassen sich perfekt in die täglichen Spaziergänge einbauen. Letztlich ist der Golden Retriever bei allem gern dabei, wofür er seine gute Nase einsetzen kann: Dummytraining, Mantrailing, Fährtenarbeit, Suche nach kleinen Gegenständen, Rettungshundearbeit und vieles mehr.
Gesundheitliche Aspekte
Golden Retriever lieben Wasser. Insofern besteht bei ihnen eine höhere Wahrscheinlichkeit, an einer Wasserrute zu erkranken. Eine Wasserrute entsteht zwar nicht durch Feuchtigkeit, sondern durch eine Überanstrengung der Rücken- und Rutenmuskulatur. Wenn der Hund allerdings beispielsweise nach dem Schwimmen oder nach dem Apportiertraining im kalten Wasser noch lange nass bleibt und es außerdem kalt ist, können Muskelzellen zerstört werden und die Muskelfasern kleine Traumata erleiden. Eine Wasserrute erkennt man daran, dass die Rute ein paar Zentimeter gerade weggestreckt ist und der Rest der Rute schlaff und bewegungslos herunterhängt. Die Erkrankung ist für den Hund äußerst schmerzhaft, weshalb man in jedem Fall die Tierärztin oder den Tierarzt konsultieren sollte, da in der Regel eine mehrtägige Behandlung mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln notwendig ist. Falls der Hund also auch bei kühleren Temperaturen im Wasser tobt oder arbeitet, kann die Wahrscheinlichkeit für die Wasserrute zumindest dadurch verringert werden, dass der Hund, nachdem er im Wasser war, gründlich abgetrocknet wird, sodass sein Fell nicht für längere Zeit feucht und kalt bleibt. Der zusätzliche Einsatz eines Hundebademantels, der das Wasser aus dem Fell saugt, ist durchaus sinnvoll.
Auch für Hot Spots sind Golden Retriever anfällig. Hot Spots entstehen durch Bakterien, die in kleine Wunden eindringen. Hat der Hund also eine Verletzung auf der Haut, etwa durch Dornen, Kratzen oder ähnliches, und dringen dort Bakterien ein (durch Schwimmen im dreckigen Wasser oder durch Lecken des Hundes), entzündet sich die Haut, der Hot Spot entsteht. Dichte Unterwolle und Fell, das an der Stelle häufig nass oder feucht ist, lässt in Verbindung mit Wärme ein Klima entstehen, durch das der Hot Spot wächst.
Ein Golden Retriever hat mit 10 bis 14 Jahren eine verhältnismäßig hohe Lebenserwartung für einen Hund dieser Größe, die allerdings in den vergangenen 30 Jahren gesunken ist. Laut verschiedener internationaler Studien ist dafür eine Zunahme an Knochenkrebs-, Blutkrebs- oder Lymphgewebs-Erkrankungen verantwortlich. Rund 40 Prozent aller Golden Retriever in Europa sterben an diesen Krebs-Erkrankungen. Mastzelltumore treten ebenso überdurchschnittlich häufig auf. In der tiermedizinischen Literatur werden mehrere Erbkrankheiten beschrieben, die bei der Rasse überdurchschnittlich häufig auftreten:
- Angeborene Dysplasie der Netzhaut
- Canine juvenile Zellulitis
- Ellbogendysplasie
- Epilepsie
- Hüftgelenksdysplasie
- Portosystemischer Shunt (angeboren, intrahepatisch)
- Ureterektopie
- X-Chromosomale Muskeldystrophie