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Labrador Retriever

Steckbrief

FCI Standardnummer: 122
Widerristhöhe Hündin: 54 bis 56 cm
Widerristhöhe Rüde: 56 bis 57 cm
FCI Gruppe: Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde
Herkunftsland: Großbritannien
Fellfarbe: einfarbig schwarz, gelb oder leber/schokoladenbraun. Gelb reicht von hellcreme bis fuchsrot.
Fellbeschaffenheit: kurz, dicht, nicht wellig, ohne Befederung, fühlt sich ziemlich hart an; wetterbeständige Unterwolle

Apportierfreude aus Neufundland

Der Labrador Retriever ist eine der insgesamt sechs Retrieverrassen. Die Vorfahren des Labrador Retrievers sind die so genannten St. John’s Hunde und stammen aus dem Süden der kanadischen Provinz Neufundland. Die gleichnamige Halbinsel Kanadas „Labrador“ hat tatsächlich nichts mit der Namensgebung zu tun, betonen die zuständigen Rassevereine. Der St. John’s Hund ist als kleine Version des Neufundländers anzusehen. Er unterstützte im 15. Jahrhundert die kanadischen Fischer und holte aus den Netzen gesprungene Fische zurück (engl. to retrieve = zurückholen). Nachkommen dieser Hunde gelangten im 19. Jahrhundert nach England, wo erste gezielte Zuchtversuche in Richtung des Labrador Retrievers stattfanden. Der Name wurde erstmals 1870 verwendet. Der Labrador Retriever wurde traditionell jagdlich eingesetzt: Er brachte erlegte Wasservögel an Land. Der englische Kennel Club erkannte den Labrador Retriever 1903 als eigenständige Hunderasse an. Der VDH verzeichnete bei sich 1966 den ersten Labradorwurf in Deutschland.

Zwei Linien und drei Farben

Der Labrador ist kräftig gebaut und mittelgroß. Sein Kopf ist verhältnismäßig breit mit einem deutlichen Stop (Übergang von der Nasenwurzel zum Schädel, etwa auf Höhe der Augen). Charakteristisch ist die – häufig stark wedelnde – "Otterrute". Am Ansatz ist diese sehr dick und wird zur Rutenspitze hin allmählich dünner. Das für die Arbeit am und im Wasser perfekt ausgestattete Fell ist kurz, dicht, hart, und glatt mit Unterwolle. Hündinnen werden ca. 54 bis 56 cm groß, Rüden ca. 56 bis 57 cm.

Die aus den ersten Züchtungen entstehenden Labradore waren schwarz. Gelbe Welpen galten zunächst als Fehlzüchtung und wurden meist getötet. Da die Farbe Gelb nur rezessiv vererbt wird, wurde sie erst später (ab 1899) als Farbe neben Schwarz anerkannt. Die braune Farbe (Chocolate) wurde sogar erst in den 1960er Jahren anerkannt. Mittlerweile wird der Labrador Retriever in den Farben Schwarz, Gelb und Braun gezüchtet. Gelb reicht dabei von hellcreme bis fuchsrot.

Wie bei vielen Arbeitshunderassen wurden auch beim Labrador Retriever zwei Linien ausgebildet: Die Showlinie und die Arbeitslinie ("Field-Trial-Labrador"). Die Hunde der Arbeitslinie sind in ihrer Erscheinung schlanker und hochbeiniger und vom Wesen her agiler, aber auch deutlich sensibler als die Hunde der Showlinie.

Menschenliebhaber

Arbeitsfreudig und aktiv ist der Labrador. Er ist sehr menschenbezogen und liebt besonders Kinder. Wachsamkeit wurde züchterisch nicht verstärkt – was aber nicht heißen soll, dass ein Labrador Retriever sich nicht auch territorial motiviert verhalten kann. In der Regel möchte der Labrador seinen (und auch allen anderen) Menschen gefallen. Am liebsten möchte er immer gern mit seinen Bezugspersonen zusammen sein, doch man kann und sollte ihm natürlich auch beibringen, ein paar Stunden allein zu bleiben.

Vielseitiger Jagdhund oder: Ich brauche einen Job

Der Labrador ist ursprünglich also ein Jagdhund. In England vorwiegend für Arbeiten nach dem Schuss (vor allem auf Flugwild) eingesetzt, verwendet man ihn in Deutschland etwas vielfältiger: Neben dem Apportieren nach dem Schuss zum Beispiel auch für die Schweißarbeit bei Totsuchen auf Schalenwild oder aber zum „Buschieren“ (Suche nach Wild in unübersichtlichem Gelände vor dem Schuss).

Ihn zeichnet vor allem seine besondere Wasserliebe, sein ausgeprägter Wille, mit dem Menschen zusammenzuarbeiten und seine Apportierfreude aus. Dabei wurde vor allem auf das “weiche Maul” geachtet, um die Beute möglichst unbeschadet zum Jäger zu bringen.

Heutige Einsatzbereiche zeigen, dass der Labrador Retriever sich darüber hinaus für eine Reihe anderer Aufgaben eignet: Als Assistenzhund, Rettungshund, Lawinensuchhund oder auch Spürhund beim Zoll und bei der Polizei. Obwohl die Rasse ursprünglich als "Gebrauchshund" gezüchtet wurde, ist sie heute bei uns eine der beliebtesten Rassen unter den Familienhunden. Obwohl die Hunde dafür tatsächlich sehr gut geeignet sind, sollten ihre Menschen sich immer wieder daran erinnern, dass der Labrador für ein aktives Leben gezüchtet wurde und dementsprechend ausgelastet werden sollte. Neben Apportiertraining ist der Labrador Retriever auch für Fährtenarbeit, Mantrailing, Tricktraining und viele andere Beschäftigungsformen zu haben.

Eigentlich gesund – wenn der Mensch nicht wäre…

Der Labrador Retriever ist in der Regel ein gesunder Hund, wenn bei der Auswahl der Elterntiere auf Gesundheit geachtet wird. Die Lebenserwartung liegt bei etwa 10 bis 12 Jahren. Wie aber bei den meisten Hunderassen gibt es auch beim Labrador rassetypische Erbkrankheiten wie unter anderem Hüftgelenksdysplasie (HD) und Osteochondrosis (OCD). Auch Augenkrankheiten wie die Progessive Retina Atrophie (PRA) oder der Hereditäre Catarakt (HC) kommen vor.

Da Labrador Retriever sehr gern fressen, muss man ihr Gewicht etwas im Auge behalten. Die Fellpflege ist unkompliziert, regelmäßiges Bürsten reicht aus.

Eine Anmerkung noch zu weiteren Fellfarben: Mittlerweile findet man auch Labradore mit silbernem beziehungsweise grauem Fell. Diese Farbe entsteht bei Züchtungen, wo das sogenannte Dilute-Gen gezielt eingekreuzt wird. Dies geschah in den USA durch die Einkreuzung von Weimaranern. Das rezessiv vererbte Dilute-Gen (engl.: dilution = Verdünnung) verklumpt die Pigmentkörnchen des Fells, wodurch es die Farbe „verdünnt“, also aufhellt. Silber oder Grau ist genau genommen Braun mit verminderter Pigmentierung. Schwarz mit Dilute-Gen wird zu „Charcoal“. Bei Gelb sorgt es für eine champagnerfarbene Färbung.

Die Züchtung dieser exotisch und edel anmutenden Farben wirkt sich leider negativ auf die Gesundheit der Tiere aus. Es handelt sich dabei um einen Gendefekt, der schwerwiegende Hauterkrankungen, Fellverlust und Entzündungen mit sich bringen kann. Der Labrador Retriever wir in dem Zusammenhang auch immer wieder in die Qualzuchtdebatte mit einbezogen.