1, 2, 3 – ganz viele! Gemischtes Doppel
Im Interview mit Patricia Both, Hundetrainerin & Inhaberin der Martin Rütter Hundeschule Kassel
Welche Vorteile hat es, zwei Hunde zu haben?
Es ist eine Bereicherung. Beide Hunde miteinander agieren zu sehen, ist oft spannender als Fernsehen. Auch das Alleinbleiben fällt vielen Hunden leichter, wenn noch ein Artgenosse da ist. Das greift aber nur dann, wenn die Hunde sich verstehen und mögen. Zu unserer ersten Hündin haben wir damals bewusst keinen zweiten Hund hinzugenommen. Sie hat uns immer gezeigt, dass sie lieber allein mit uns leben möchte.
Du bist nicht nur Halterin zweier Hunde, es sind auch Vertreter zweier verschiedener Rassen. Wie kam‘s?
Mir hat der Berner Sennenhund schon immer gefallen. Unser erster Hund war ein Mischling aus Berner und Labrador Retriever. Erst der zweite Hund, Alisha, war dann ein Berner. Durch meine Ausbildung bei Martin Rütter erfuhr ich, wie vielseitig man Hunde beschäftigen kann. Hierdurch wuchs der Wunsch nach einem zweiten Hund, auch um mehr ausprobieren zu können. Zunächst habe ich aber viel Zeit in die Erziehung unserer damals noch jungen Alisha gesteckt. Als mit ihr alles gut lief, kam Heaven, eine Golden-Retriever-Hündin dazu.
Bedeuten zwei Hunde doppeltes Glück oder doppelt so viel Arbeit?
Beides! Jeder Hund ist mit seinem Wesen und seinen Eigenarten besonders. Großes Glück empfinde ich immer, wenn beide aneinander gekuschelt liegen oder miteinander spielen – da geht mir das Herz auf. Bei Regen und Matschwetter fragt man sich aber schon mal, warum zwei Hunde mit so viel Fell?
Machst Du Sport mit Deinen Hunden, um sie rassebedingt angemessen auszulasten?
Mit Heaven habe ich zunächst gezielt Dummytraining gemacht. Für Alisha machte Apportieren nur in Verbindung mit ihrem Futterbeutel Sinn. Jetzt, mit unserer zweiten Bernerin Scarlet, sieht das anders aus. Sie ist ein echtes Arbeitstier. Sie liebt es, mit mir zu arbeiten, egal was. Die Rasse allein ist nicht entscheidend für den Charakter des Hundes!
Unterscheiden sich Deine beiden Hunde rassebedingt in ihren Bedürfnissen?
Bei Goldie Heaven geht die Liebe durch den Magen und Futter kommt bei ihr immer an erster Stelle. Für Scarlet dagegen ist der Mensch das Wichtigste. Ich nenne sie oft unseren „Hauptsache-dabei-Hund“. Optimal ist, dass beide Rassen ähnliche Bedürfnisse in Bezug auf die Auslastung haben. Alle Aktivitäten können somit gut gemeinsam erfolgen.
Würdest Du Menschen dazu raten, sich zwei sehr unterschiedliche Hunde zuzulegen, z.B. vom Alter oder der Rasse her?
Der Altersunterschied der Hunde sollte weder zu groß noch zu klein sein, idealerweise liegt er zwischen 3 und 5 Jahren. Ein alter Hund will nicht mehr ständig spielen und oftmals einfach nur seine Ruhe haben. Wenn ich hier einen Welpen dazu hole, muss ich diesen ständig ausbremsen. Doch auch ein zu geringer Altersabstand bringt Probleme mit sich, denn mit zwei jungen Hunden hat man alle Hände voll zu tun. Zwei Rassen sind vielseitiger, haben aber auch jeweils ihre Eigenarten. Auf diese Unterschiede muss man sich einstellen.
Kann das eine Bereicherung sein oder macht es die Dinge eher schwieriger?
Zu große rassebedingte Unterschiede können große Probleme machen. Wenn zu einem Gesellschaftshund ein Hütehund kommt, bedeutet das einen großen Unterschied bezüglich der Auslastung, aber auch im Verhalten. Die Zeit für zusätzliche Beschäftigung muss da sein. Zudem kann es unter den Hunden rassebedingt zu Missverständnissen in der Kommunikation kommen. Nicht jeder Hund versteht beispielsweise, dass Hütehunde fixieren, ohne dem Gegenüber wirklich drohen zu wollen. Einfacher ist es, sich Rassen anzuschaffen, die ähnliche Bedürfnisse und Verhaltensweisen haben und auch körperlich zueinander passen.