Fanta 4

01. Dezember 2023

Silke Eichel leitet seit 15 Jahren die Martin Rütter Hundeschule Dortmund / Lünen. Vom Alltagstraining bis zu diversen Beschäftigungsformen: die Mensch-Hund-Beziehung steht immer im Mittelpunkt.

Im Interview mit Silke Eichel, Hundetrainerin & Inhaberin der Martin Rütter Hundeschule Dortmund / Lünen

Was sind Herausforderungen bei Tierschutzhunden?

Oft weiß keiner etwas Genaues über dessen vorheriges Leben. Man kann anhand seines Verhaltens nur mutmaßen. Zeigt er problematisches Verhalten, sind dafür nicht immer schlechte Erfahrungen die Ursache, sondern oft auch schlichtweg zu wenig Erfahrungen mit Situationen, die für uns zum normalen Alltag gehören!

Können trotzdem auch Ersthundehalter:innen einen Tierschutzhund adoptieren?

Ein Hund muss gut zum Leben der Menschen passen, daher sollte man den zukünftigen Hund immer vorab kennenlernen. Hilfe bietet hier der oder die professionelle Hundetrainer:in, der den Hund in den unterschiedlichsten Situationen beobachtet. Immer wieder wird auf die möglichen Probleme von Tierschutzhunden hingewiesen. Es gibt jedoch auch wirklich nette, unkomplizierte Hunde, die ein neues Zuhause suchen, und sich auch für Ersthundehalter:innen hervorragend eignen.

Wie beschäftigst du deine vier Hunde?

Jeder unserer Hunde hat da bestimmte Vorlieben: Kuzco liebt Apportiertraining, Hummels Leidenschaft ist Hoopers, mit Graycie machen wir Koordinationstraining und Jordy ist mit Begeisterung, typisch Australian Shepherd, beim Agility dabei. Dieses Training machen wir ganz bewusst einzeln mit jedem Hund. Jeder von ihnen genießt es, mal ganz allein mit uns etwas machen zu können. Gleichzeitig wird dadurch auch die Beziehung zum jeweiligen Hund gestärkt.

Ist es für Hunde eine Bereicherung, mit verschiedensten Artgenossen zusammenzuleben?

Für Hunde ist es normal, in Gruppen mit Artgenossen zusammenzuleben. Wenn Menschen mehrere Hunde halten wollen, wählt jedoch in der Regel der Mensch die Hunde aus, es ist also keine natürliche, gewachsene Gruppe. Der neue Hund muss daher gut zum bereits in der Familie lebenden Hund passen. Zudem muss der Mensch das Zusammenleben der Hunde leiten.

Gibt es unter den Hunden auch mal Streit?

Leben mehrere Individuen zusammen, kommt es natürlich auch mal zu Streitigkeiten. Aggressionen gehören im Zusammenleben dazu. Allerdings müssen natürlich Grenzen eingehalten werden. Dies geht aber nur, wenn der Mensch das Zusammenleben strukturiert. Natürlich dürfen die Hunde auch Dinge untereinander klären, doch heftige Beißereien oder Mobbingsituationen müssen unterbunden werden. Kann der Mensch die Körpersprache der Hunde gut lesen, weiß er, was er laufen lassen kann und wann es besser ist, einzugreifen.

Brauchen vier Hunde mehr Führung als ein einzelner?

Auf jeden Fall! Vier Hunde, die zeitgleich an lockerer Leine laufen, im Freilauf zusammen oder auch einzeln abrufbar sind, allen möglichen Reizen widerstehen, sich nicht gegenseitig anstacheln und immer kontrollierbar sind, dafür ist wirklich viel Training und eine gute Beziehung zu jedem einzelnen Hund notwendig.