1, 2, 3 – ganz viele! Ménage à trois
Im Interview mit Nicole Schanze, Hundetrainerin & Inhaberin Martin Rütter Hundeschule Lüneburg / Buxtehude.
Nicole, du bist Halterin gleich dreier Hunde. War das so geplant oder wie kam es dazu?
Das stimmt, bei uns leben Momo, Anders und Gizzy. Das war alles andere als geplant. Wir wollten eigentlich nur zwei Hunde. Unser jüngstes Rudelmitglied, Gizzy, kam letztes Jahr im Dezember zu uns. Die Tochter meiner besten Freundin musste sich von ihrem damals acht Monate alten Hund trennen und wir haben überlegt, ob wir Gizzy bei uns aufnehmen. Parallel zu diesen Überlegungen erhielten wir von unserem Tierarzt die Nachricht, dass unsere alte Hündin Momo einen bösartigen Tumor hat. Der Laborbefund gab damals wenig Anlass zur Hoffnung und auch unser Tierarzt signalisierte uns, dass es kaum eine Chance gäbe. Tja, Momo wurde im August operiert und wir machten die Zusage, Gizzy im Dezember bei uns aufzunehmen, da es bei der Prognose für Momo nur um Wochen ging. Jetzt – ein Jahr später – leben wir also mit drei gesunden Hunden zusammen. Das war nicht geplant, ist aber wunderbar, da es bedeutet, dass Momo noch da ist!
Wie verstehen sich deine Hunde untereinander? Gibt es auch mal Eifersüchteleien?
Momo ist 13 Jahre alt und damit ein wenig außen vor. Sie ist immer froh, wenn die Jungs sie in Ruhe lassen, was diese auch meistens tun. Anders ist ein fast dreijähriger Rüde und Gizzy, auch ein Rüde, ist 18 Monate alt. Unter den beiden gibt es immer mal wieder Eifersüchteleien. Vor allem, wenn es um die Ressource Mensch geht, die beiden sehr wichtig ist. Da müssen wir schon hin und wieder schauen, dass es keinen Ärger gibt. Ansonsten ist Anders Futter sehr wichtig, das ist Gizzy egal und Gizzy findet Beute toll, dafür hat wiederum Anders nicht viel übrig. Allerdings nutzen beide gern die Gelegenheit, den jeweils anderen mit seiner „Schwäche“ aus der Reserve zu locken.
Bringt so eine Ménage à Trois bestimmte Herausforderungen mit sich?
Das würde ich sagen, ja! Das fängt schon bei der Logistik an. Zwei Hunde passen in den Kofferraum, für die Box des dritten mussten zwei Rücksitze weichen. Außerdem werden die Spaziergänge – sofern ich mit allen gleichzeitig gehe – komplizierter. Zwei Arme – zwei Hunde – zwei Leinen. Drei Hunde – zu wenig Arme. Eine weitere Herausforderung ist sicherlich der Altersunterschied. Momo stellt natürlich ganz andere Anforderungen als Anders und Gizzy. Stundenlange Spaziergänge sind für sie nicht mehr machbar oder nur mit vielen Pausen. Deshalb gibt es viele getrennte Spaziergänge, die wiederum Planung erfordern.
Könntest du dir vorstellen, auch noch weitere Hunde bei dir aufzunehmen?
Nein! Auf keinen Fall. Nein! Ich denke nicht. Nein! Also, man soll ja niemals nie sagen. Wir haben von Zeit zu Zeit die Hündin meiner Freundin zu Besuch, das reicht.
Was hättest du getan, wenn sich dein dritter Hund nicht mit den beiden anderen verstanden hätte?
Da es mit Gizzy um einen Hund aus dem Bekanntenkreis ging, war von Anfang an klar, dass die vorherige Besitzerin ihn zurücknehmen würden, wenn es gar nicht funktioniert. Bei zwei unkastrierten, pubertierenden Rüden ist das ja auch durchaus möglich. Die Tochter meiner Freundin hat uns mit Gizzy ein paar Mal besucht, wir waren gemeinsam spazieren und so konnten sich die Hunde schon mal „beschnuppern“. Und wir kannten Gizzy ja auch schon von Treffen mit meiner Freundin. Aber wir hätten ihn zurückgegeben, wenn es nicht gegangen wäre oder wenn wir auch einfach nur mit der Situation überfordert gewesen wären.
Was rätst du Mehrhundehaltenden, bei denen es Probleme unter den Hunden gibt?
Ich rate ihnen, sich unbedingt professionelle Unterstützung zu suchen. Ich selbst habe schon bei zwei Hunden viel zu oft eingegriffen und darauf bestanden, dass Momo natürlich die „Rudelführerin“ von den beiden ist. Das heißt, ich habe sie z. B. zuerst aus dem Auto steigen lassen, zuerst aus dem Haus gehen lassen, sie durfte zuerst an ihren Napf und ähnliches. Das hat bei Anders zu Frust geführt, den er wiederum an Momo ausgelassen hat, die ihm schon nach ein paar Monaten des Zusammenlebens körperlich unterlegen war. Es war für mich ganz wichtig zu lernen, dass ich natürlich die Regeln unseres gemeinsamen Zusammenlebens festlege, dass aber die Hunde bestimmte Dinge untereinander ausmachen müssen. Hier stimmt das mal, denn die Hunde leben ja zusammen! Hätte ich das zum Einzug des dritten Hundes nicht gewusst, dann wäre uns das Ganze ordentlich „um die Ohren geflogen“.