Verhalten hat viele Facetten – Ernährung
Wie wirkt sich die Ernährung auf das Verhalten aus?
Viele Hunde zeigen Verhaltensauffälligkeiten, die sich mithilfe einer Ernährungsumstellung deutlich reduzieren lassen. Gerade in Bezug auf Hunde mit erhöhter Aktivität und reduzierter Konzentrationsfähigkeit kann die richtige Ernährung fast schon „Wunder bewirken“. Natürlich ersetzt die Ernährung nicht die Erziehung. Eine auf den jeweiligen Hund und seine Bedürfnisse abgestimmte Ernährung kann jedoch eine Verhaltenstherapie entscheidend unterstützen.
Was sind die häufigsten Fehler, die du beobachtest?
Menschen machen sich entweder zu viel oder zu wenig Gedanken über die Ernährung ihres Hundes. Die Fütterung von Trockenfutter ist praktisch, leider enthalten viele industrielle Futtersorten jedoch keine hochwertigen Inhaltsstoffe. Doch auch bei der Rohfütterung (BARF) kann es zu Problemen kommen. Da meint man es besonders gut und gibt dem Hund nur Rinderfilet und Hühnchenbrust. In der Natur würde ein Hund jedoch das ganze Huhn fressen, mit Haut und Haaren. Innereien, Knochen, Muskelfleisch, alles muss im richtigen Verhältnis gefüttert werden. Hinzu kommt, dass Hund nicht gleich Hund ist! So braucht ein Hund im Wachstum andere Mengen und Nährstoffe als ein Senior, ein stark beanspruchter Arbeitshund anderes Futter als der Familienhund.
Gibt es „Nervennahrung“ für Hunde?
Der oft auch als „Glückshormon“ bezeichnete Botenstoff Serotonin führt zu ausgeglichenem Verhalten, hemmt aggressives Verhalten und ist ein Gegenspieler der Stresshormone. Unter bestimmten Bedingungen wird die Aminosäure Tryptophan zu Serotonin umgebaut. Da der Körper Tryptophan nicht herstellen kann, muss es über die Nahrung zugeführt werden. Man kann den Anteil von Tryptophan in der Nahrung erhöhen, indem man z.B. Lamm als tryptophanreiche Fleischsorte füttert. Es gibt mittlerweile auch Nahrungsergänzungsmittel, die Tryptophan enthalten. Allerdings muss parallel dazu auch genug Nahrung mit Fett bzw. Kohlenhydraten gefüttert werden, denn nur dann findet der Umbauprozess von Tryptophan zu Serotonin im Gehirn statt.
Eine möglichst fleischreiche, kohlenhydratarme Ernährung liegt voll im Trend. Trifft das die ernährungsphysiologischen Bedürfnisse unserer Hunde?
In letzter Zeit gibt es immer wieder Diskussionen darüber, ob d er Hund zu den Carnivoren (Fleischfressern) oder doch eher zu den Omnivoren (Allesfressern) gezählt werden soll. Der Hund hat ein typisches Fleischfresser-Gebiss mit scherenartigen Backenzähnen, mit denen große Fleischbrocken zerteilt werden können. Es gibt keine Mahlflächen wie bei Herbivoren (Pflanzenfressern), mit denen Getreide oder Gemüse zermahlen werden kann. Im Verdauungstrakt befinden sich keine Gärkammern, Dünn- und Dickdarm sind zudem sehr kurz, was ebenfalls darauf hinweist, dass der Hund sich vorwiegend von Fleisch ernährt. Dennoch weist der Speichel des Hundes in geringer Konzentration das Enzym alpha-Amylase auf, das für die Aufspaltung von Kohlenhydraten notwendig ist. Und das kommt bei Fleischfressern, wie z. B. dem Wolf, eigentlich nicht vor!
Man geht daher davon aus, dass sich die Verdauung des Hundes im Laufe seiner Domestikation angepasst hat. Hunde können also gering fügig auch Kohlenhydrate verdauen. Eine fleischreiche Ernährung entspricht damit der typischen Ernährung des Hundes, dennoch sollten Kohlenhydrate nicht verteufelt werden.
Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel boomt aktuell. Wie sinnvoll sind all die Pulver und Öle?
Ein erwachsener, gesunder Hund benötigt keine Ergänzungsmittel, wenn die Nahrung ausgewogen zusammengestellt ist, dies kann dann sogar eher schädlich sein. Viele Menschen geben ihrem Welpen z . B. Calcium-Pulver, wodurch es zu einer Überversorgung und Wachstumsproblemen kommen kann. Bei gesundheitlichen Problemen können Kräuter jedoch den Heilungsprozess unterstützen. So wirkt Brennnessel z. B. entzündungshemmend.