Hund und Huhn - im Interview mit Andreas Gomsi
Wie viele / welche Tiere leben in deinem Haushalt?
Wir leben mit 4 Hunden (4 Labrador Retriever und eine Deutsch Drahthaar Hündin), Kamerunschafen und Sulmtaler Hühnern auf einem kleinen Bauernhof in der Nähe von Graz in Österreich.
Wie kam die Wohngemeinschaft aus Hund und Hühnern zustande?
Im Dezember 2020 erfüllten wir uns unseren großen Traum, von der Stadt aufs Land zu ziehen. Mit 3 ha landwirtschaftlicher Fläche haben wir genügend Platz, nicht nur für unsere Hunde, sondern auch für weitere Bewohnerinnen und Bewohner. Als Tierliebhaber:in und Fleischesser:in (meiner Meinung nach kein Widerspruch) – ist es uns besonders wichtig, zu wissen, woher wir unser Fleisch beziehen, wie das Tier aufgewachsen ist und geschlachtet wurde. Mit dem Züchten und der Anschaffung unserer eigenen Sulmtaler – einer vom Aussterben bedrohten Hühnerrasse – sind wir unserem Ziel, ausschließlich Fleisch aus eigener Haltung zu essen, ein Stück nähergekommen.
Wie war das erste Zusammentreffen zwischen Huhn und Hund? Wie hast du sie aneinander gewöhnt?
Als die ersten 15 Küken aus den Eiern schlüpften, waren sie die ersten 3 Wochen in einer großen Voliere in unserer Küche. Für unsere Hunde war das wie Kino!! Sie saßen oft minutenlang entspannt davor und beobachteten das Geschehen. Als die Hühner dann mit ca. 5 Wochen aus der Voliere durften, war durch diese Gewöhnungsphase das Zusammenleben mit Hund und Huhn total entspannt. Auch unsere Jagdhunde, welche eigentlich trainiert sind, unter anderem auch lebende Fasane, Enten etc. zu bringen, hatten verstanden, dass unsere Hühner bitte nicht zu apportieren sind.
Wie gut verstehen sich Hund und Huhn im Alltag? Gibt es überhaupt viele Überschneidungen oder lebt man eher nebeneinander her? Wurde schon mal nach dem Hund gepickt? Wie reagiert er darauf?
Es kommt vor, dass unsere Hühner unsere Hunde zwischendurch sogar ein wenig ärgern. Wenn ein Hund gemütlich in der Sonne schläft, kann es durchaus vorkommen, dass ein neugieriges Huhn den schlafenden Hund „anpickt“. Der Schreck beim Hund ist dann oft groß… ?
Vor kurzem haben unsere Hunde einem Huhn sogar das Leben gerettet: Ein Hühnerhabicht hatte sich auf ein Huhn gestürzt. Durch den Lärm und das laute „Gegackere“ wurden die Hunde aufmerksam und haben den Habicht dann rasch vertrieben!
Es gibt ja extra Kurse für Hundehalter:innen, die an Hühnern das richtige Timing fürs Clickern lernen.
Diese Idee hatten wir auch bereits. Aktuell fehlt uns leider die Zeit für ein solches Projekt. Aber wer weiß, vielleicht gibt es solch ein Seminar auch bald bei uns!
Clickerst du mit deinen Hühnern – und beziehst die Hunde in das Training mit ein?
Noch nicht! Wir hatten in den ersten Wochen und Monaten erstmal genug damit zu tun, die Hühner überhaupt handzahm zu bekommen.
Was sind die Herausforderungen, was gab es für Probleme? Was würdest du Menschen raten, die sich neben einem Hund auch Hühner anschaffen wollen?
Zunächst einmal muss man sich bei einem guten Hühnerzüchter oder einen guten Hühnerzüchterin informieren, welche Voraussetzungen und Bedingungen die richtige Haltung mit sich bringt. Wie groß muss der Stall sein? Wie schütze ich die Hühner vor Raubtieren, wie z. B. dem Fuchs? Diese und viele weitere Fragen gehören im Vorfeld geklärt! Denn es ist traurig, aber leider wahr: Tierheime beklagen, dass mittlerweile sogar Hühner aus schlechter Haltung immer wieder im Tierheim landen!
In Bezug auf die gemeinsame Haltung mit Hunden muss man unbedingt darauf achten, die Hühner zu Beginn ausreichend zu schützen, insbesondere dann, wenn der eigene Hund stark jagdlich motiviert ist. Eine gute Grunderziehung ist hierbei natürlich von Vorteil! Rückruf, Stopp-Signal sowie den Verhaltensabbruch sollte der Hund zuverlässig beherrschen. Zusätzlich würde ich auch die Legenester schützen. Unsere verfressenen Labradore sind mittlerweile darauf gekommen, dass ein frisch gelegtes Ei aus dem Legenest ein leckerer „Selbstbedienungs-Happen“ sein kann ?
Warum ist es eine Bereicherung, mit beiden Tierarten zusammen zu leben? (Was sind die schönsten Momente?)
Als absoluter Naturmensch ist es einfach schön, zu beobachten, wie harmonisch so ein Zusammenleben verschiedener Tierarten sein kann.