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Liebe geht durch den Magen - Belohnung mit Leckerli?

Wir haben mit Andrea Wirth-Horn von Martin Rütter DOGS Cuxhaven darüber gesprochen, ob ein Training mit Leckerlis sinnvoll ist und worauf man achten muss, wenn man sich für ein Training mit Futterbelohnungen entscheidet.

Der Einsatz von Leckerlis wird im Hundetraining immer wieder in Frage gestellt. Kritik ist dabei oft, dass der Hund ohne die Verstärkung durch Futter die Signale des Menschen dann nicht mehr ausführen würde. Ist dieser Gedanke richtig?

Leckerchen eignen sich ideal zur Verstärkung von Verhalten, da die meisten Hunde gern fressen. Der Hund muss ein Leckerchen also nicht erst als „angenehm“ erlernen, wie das bei einem Lobwort oder beispielsweise dem Clicker der Fall ist. Beim Hund gelten grundsätzlich die gleichen Lerntheorien wie bei jedem Lebewesen. Mithilfe der Positiven Verstärkung kann man dem Hund daher erwünschte Verhaltensweisen beibringen: Erfährt der Hund eine angenehme Folge nach einem Verhalten, wird er dieses Verhalten öfter zeigen. Bekommt der Hund also beispielsweise immer ein Leckerli, wenn er sich hinsetzt, wird er sich zukünftig häufiger hinsetzen. Dabei kann man ihn zunächst noch mit dem Futter über der Nase ins „Sitz“ locken. Im nächsten Schritt verknüpft man dieses Verhalten nun mit einem Signalwort, wie beispielsweise dem Wort „Sitz“ sowie dem erhobenen Zeigefinger. Hat der Hund gelernt, das gewünschte Verhalten auf das Signal des Menschen auszuführen, darf das Futter nicht mehr zum Locken genutzt werden. Der Mensch darf das Futter erst aus der Tasche herausholen, wenn der Hund das Verhalten ausgeführt hat, denn nur dann handelt es sich wirklich um eine Belohnung. Lockt man den Hund dauerhaft, handelt es sich um eine Bestechung, man wird zum Futterautomaten, den der Hund eigenständig nach Belieben bedient. Und dann wird der Hund tatsächlich das gewünschte Verhalten nur dann ausführen, wenn der Mensch das Futter sichtbar in der Hand hält.

 

Ist es aber nicht viel wichtiger, dass der Hund lernt, den Menschen zu respektieren und sich an ihm zu orientieren? Muss man nicht vielmehr darauf achten, eine gute Bindung und Beziehung zum Hund aufzubauen, als ihm Tricks beizubringen?

Hunde müssen lernen, den Menschen – genauso wie andere Hunde oder Sozialpartner, mit denen sie in einem Sozialverband zusammenleben – zu respektieren. Damit ist jedoch nicht gemeint, dass der Mensch den Hund unterwirft und der Hund bedingungslos alle „Befehle“ des Menschen umgehend ausführen muss. Es geht vielmehr darum, die Bedürfnisse aller Gruppenmitglieder zu kennen und Individualdistanzen zu wahren, um so harmonisch miteinander leben zu können. 

Der Mensch muss die Bedürfnisse des Hundes kennen und ihn sicher durch das Leben führen. Dazu sollte er die Körpersprache seines Hundes lesen können. Ich stelle im Training jedoch immer wieder fest, dass es gerade hierbei sehr häufig zu Missverständnissen kommt. So loben viele Menschen ihren Hund immer noch, indem sie ihn über den Kopf streicheln. Ganz viele Hunde finden dies jedoch unangenehm und zeigen das auch deutlich durch ihre Körpersprache, indem sie beispielsweise den Kopf wegdrehen oder den Blick abwenden. Ein seitliches Streicheln wird von den meisten Hunden dagegen als angenehm empfunden. Aber auch der Hund muss natürlich Grenzen erfahren und Regeln im gemeinsamen Miteinander respektieren. Dazu gehört dann auch, dass der Hund beispielsweise lernt, Menschen nicht anzuspringen, zu beißen, etc.

Viele Dinge, die ein Hund lernen soll, sind für diesen jedoch nicht nachvollziehbar. In einer Gruppe von Hunden würde kein Hund den anderen vom Jagen abhalten, an einer Leine führen, etc. Für alle diese „Tricks“ macht es daher Sinn, diese dem Hund mit positiver Verstärkung beizubringen.

 

Wie baut man denn dann eine gute Bindung und Beziehung zu seinem Hund auf?

Jeder Mensch sollte die Bedürfnisse seines Hundes kennen und ihm die Möglichkeit geben, diese zu befriedigen. Mit dem Jagdhund führt man daher beispielsweise jagdliche Beschäftigungsformen wie Apportierspiele oder Suchspiele aus, der Treibhund darf im Treibball körperlich aktiv werden, während der Hütehund beim Hoopers oder Agility auf kleinste Signale des Menschen reagiert.

Der Mensch muss seinen Hund zudem in Situationen, in denen dieser sich unsicher oder bedrängt fühlt, z. B. beim Kontakt mit fremden Menschen oder Artgenossen, beschützen. Dafür ist es wiederum unabdingbar, dass der Mensch die Körpersprache seines Hundes richtig lesen kann.

Hat ein Hund Angst oder fühlt sich erkennbar unwohl, hilft der Mensch ihm durch diese Situation hindurch. Steht z. B. plötzlich eine bedrohliche Mülltonne auf der Straße, nimmt der Mensch den Hund an die abgewandte Seite, sodass er zunächst einmal als Puffer zwischen Mülltonne und Hund fungiert. Später kann dann ein gezieltes Training, beispielsweise ein Apportiertraining rund um die Mülltonne oder ein Trail an der Mülltonne vorbei, erfolgen. Durch viele gemeinsame und für den Hund positive Erlebnisse entsteht dann eine gute Beziehung zwischen Mensch und Hund.

 

Worauf muss man achten, wenn man Futter zur Belohnung nutzt?

Ein ganz wichtiger Faktor ist natürlich, dass der Hund das Futter auch wirklich gern mag, denn es soll ja schließlich für ihn angenehm und begehrenswert sein. Das Futter sollte dabei in möglichst kleine Stücke geschnitten sein, damit der Hund nicht zu schnell satt ist. Die Leckerlis sollten immer von der Tagesration des Hundes abgezogen werden, da der Hund sonst zu dick wird. Zudem sollte es sich um eher weiches Futter handeln, damit der Hund nicht lange kauen muss oder sich eventuell sogar am Futter verschluckt. 

 

Sollte man nur Futter als Belohnung einsetzen oder gibt es noch andere Belohnungsmöglichkeiten?

Zunächst einmal eignet sich Futter generell für Hunde als Belohnung, denn Futter macht satt und löst damit ein angenehmes Gefühl aus. Es muss, wie oben bereits erklärt, damit also nicht erst als Verstärker gelernt werden. Dennoch muss natürlich je nach Hund und Situation immer das richtige Leckerli gewählt werden. Der eine Hund mag lieber Käse, der andere schleckt gern an der Leberwursttube. So unterschiedlich wie Hunde sind, so unterschiedlich sind auch die Futterbelohnungen, die sie bevorzugen.

Viele Hunde kann man alternativ auch mit einem tollen Spiel belohnen. Allerdings dauert diese Belohnung in der Regel länger, sodass sie sich nicht eignet, wenn viele kurze Übungen hintereinander ausgeführt werden sollen. Als Abschluss einer ganzen Übungseinheit kann ein Spiel aber z. B. sinnvoll sein.

Natürlich kann man Hunde auch mit Worten loben. Einige Hunde, denen soziale Aufmerksamkeit sehr wichtig ist, empfinden tatsächlich allein die Ansprache des Menschen als Belohnung. Alle anderen müssen zunächst einmal lernen, was z. B. das Wort „prima“ bedeutet. Ähnlich wie bei der Konditionierung auf den Clicker muss das Lobwort also erst einmal von den meisten Hunden als Verstärker erlernt werden. Dies erfolgt, indem man gleichzeitig mit dem Lobwort dem Hund ein besonders begehrtes Leckerli gibt oder ihn z. B. ausgiebig streichelt. Doch Achtung: Inniger Sozialkontakt findet bei Hunden normalerweise nur im sicheren Zuhause und in ruhiger, entspannter Umgebung statt. Viele Hunde finden ein Streicheln daher draußen und im Zusammenhang mit aufregendem Training eher unangebracht.

 

Ein paar Worte zu Deiner Hundeschule:

Ich betreibe die DOGS Hundeschule in Cuxhaven/ Bremerhaven und darf sagen: „Ich arbeite da, wo andere Menschen Urlaub machen!“ Ich trainiere die unterschiedlichsten Menschen mit ihren Hunden und es ist mir immer wichtig, den Unterricht transparent und individuell zu halten. Daher gehe ich sowohl in Einzeltrainings als auch in Gruppenstunden, im Welpentraining sowie beim Training vieler verschiedener Beschäftigungsformen individuell auf jeden Kunden ein. Grundsätzlich stehe ich jedem Mensch-Hund-Team zur Seite und freue mich, wenn sich am Ende eines Trainingsweges wieder ein harmonisches Team gebildet hat.